Podcast „Fertig, los!“ Autofahrer genervt von vielen Baustellen
Straßensanierungen nerven Verkehrsteilnehmer und Anlieger. Mehr Baustellen sorgen für mehr Staus und Umleitungen. Straßenbaubehördenleiter Frank Buchholz erläutert, warum das manchmal notwendig sei.
Rhauderfehn - Im Landkreis Leer wird gefühlt aktuell gerade auf etlichen Strecken die Straße saniert. Diese Baustellen zwingen Verkehrsteilnehmer dazu, lange Umleitungen in Kauf zu nehmen oder lange Wartezeiten.
Wer all diese Maßnahmen und deren Baufortschritt nicht genau im Hinterkopf hat, der steht dieser Tage schon einmal vor einem Schild oder einer Bake, wo es für ihn nicht weitergeht. Straßensanierungen nerven: Autofahrer, Anlieger, Geschäftsleute.
Autofahrer sind genervt
Doch sie sind notwendig. Straßen werden von Tausenden von Fahrzeugen beansprucht, das strapaziert Belag und Untergrund und macht regelmäßige Unterhaltungsmaßnahmen nötig. Mehr Straßensanierungen nerven auch mehr.
Viele Autofahrer reagieren darauf verärgert oder mit Ungeduld. Gelegentlich müssen das die Bauarbeiter vor Ort ausbaden - oder die Mitarbeiter der Straßenbaubehörde. Die Bandbreite reicht dabei von berechtigter Kritik bis zu übler Pöbelei.
Podcast ist jetzt online
Jemand, der das sehr genau weiß, ist der Leiter der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, Geschäftsbereich Aurich, Frank Buchholz. Seine Behörde ist für die Bundes- und Landesstraßen in ganz Ostfriesland sowie für die Kreisstraßen in den Landkreisen Wittmund und Friesland zuständig – insgesamt 1250 Kilometer Straße.
In der neuen Folge des Podcasts „Fertig, los!“, die ab sofort online ist, stellt sich Buchholz den Fragen von Redakteurin Astrid Fertig.
Rhauderfehn über keine Bundesstraße erreichbar
Bei so viel Straßen kommt es manchmal sogar dazu, dass zeitgleich mehrere Baustellen auf begrenztem Raum für Staus, Behinderungen und Zeitverzug sorgen. Ein Beispiel war die turnusgemäße Wartung der Ledabrücke Mitte Oktober. Das Brückenbauwerk befindet sich am südlichen Ortsausgang der Kreisstadt Leer im Zuge der Bundesstraße 70, die den ostfriesischen Landkreis Leer mit dem Emsland verbindet.
Zwei Tage lang, am 13. und 14. Oktober, war die Ledabrücke komplett gesperrt zwecks turnusgemäßer Wartung. Zugleich begann die Sanierung der Ortsdurchfahrt Ostrhauderfehn. Dessen Hauptstraße ist wiederum die Bundesstraße 438. Auch diese Strecke wurde für den Verkehr voll gesperrt.
Die Gemeinde Rhauderfehn war in dieser Zeit weder über die B70, noch über die B72 zu erreichen. Zwar gab es die Möglichkeit, über Potshausen und Marienheil nach Rhauderfehn zu kommen. Doch nicht jeder, der hier Auto fährt, ist so ortskundig, dass er alle Nebenstrecken und Schleichwege kennt.
Baustellen kosten Zeit und Nerven
Straßenbaubehördenleiter Buchholz zeigt im Podcast volles Verständnis für den daraus resultierenden Ärger vieler Autofahrer. Er schildert allerdings auch, wie viele Umstände seine Behörde bedenkt, bevor sie eine Straße sperrt. Da geht es um Tourismus ebenso wie um Schulbusverkehr, um Erntegespanne ebenso wie um Erntefeste. Und wenn es erst Winter ist, verhindert oft die Witterung, dass eine Straße neu asphaltiert werden kann. Deshalb lasse es sich manchmal einfach nicht vermeiden, dass mehrere Straßenbaustellen zugleich die Verkehrsteilnehmer zu Umleitungen zwingen.
Auch er selbst, gesteht der Leiter der Straßenbaubehörde, reagiere ganz menschlich und genervt, wenn ihn eine Baustelle Zeit koste. Das sei etwa bei der Großbaustelle auf der Autobahn bei Bremen der Fall. Sie koste auf jeden Fall Zeit, egal, ob man sich durch den Stau hindurcharbeite oder vorher auf die Bundesstraße 6 ausweiche. Was Buchholz von anderen Autofahrern unterscheidet: Wenn er in Ostfriesland auf eine Baustelle stößt, freut er sich, den Sanierungsfortschritt vor Ort zu erleben.
Ignoranz und Pöbelei
Offen schildert der Behördenleiter auch, dass sich mittlerweile bei vielen Verkehrsteilnehmern ein egoistischer Fahrstil durchgesetzt habe: Bauarbeiter würden angepöbelt, Umleitungsschilder oder Baken ignoriert, einfach umfahren oder umgesetzt. „,Mein Navi sagt, ich muss hier durch‘‘“ sei der häufigste Satz, den seine Mitarbeiter zu hören bekämen, wenn sie Autofahrer auf deren Fehlverhalten hinwiesen, schildert Buchholz.
Dass man einerseits die nötige Sensibilität haben muss für die Bedürfnisse von Anliegern, Autofahrern und Geschäftsleuten, die durch eine Baustelle vor ihrem Laden oder Lokal ihre Existenz gefährdet sehen, andererseits aber auch die nötige Distanz im Umgang mit ungerechtfertigter Kritik an den Tag legen sollte, das war Frank Buchholz schon klar, bevor er 2008 Leiter der Straßenbaubehörde wurde. Selten rufe mal jemand an, um ein Lob auszusprechen dafür, dass eine Baumaßnahme flott beendet wurde oder die Verkehrsführung nach einer Sanierung viel besser sei als vorher.
Neue Podcastfolge jetzt online
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