Ausflüge im Sommer Hier sieht man Dinge, die in Rhauderfehn sonst verborgen bleiben


Wie sieht es unter Deck eines Plattbodenschiffs aus? Und was liegt da für ein Buch auf dem Altar? In Rhauderfehn kann man jetzt auf besondere Entdeckungstouren gehen.
Rhauderfehn - Nein, anfassen darf man sie nicht. Auch wenn es noch so sehr in den Fingern juckt: Die Pfeifen der Orgel in der Rhauderfehner Hoffnungskirche sind empfindlich. Neugierige Hände würden unliebsame Spuren hinterlassen, erklärt Heike Kieckhöfel. Die Kreiskantorin sitzt meist allein vor den Tasten des riesigen Instruments. Bei einer besonderen Führung dürfen aber nun auch Gäste zur Orgel-Empore hinaufsteigen und zumindest einen Teil der rund 1500 Pfeifen aus nächster Nähe bestaunen. Und vielleicht mit kleinem Abstand die Hand vor die Öffnung einer der dicksten Pfeifen halten. Wenn Kieckhöfel dann die passende Taste drückt, spürt man den Luftdruck, der den tiefen Ton in den Kirchenraum hinausbläst.

Rhauderfehner Orgel erklingt
Heike Kieckhöfel und Pastor Frerich Dreesch-Rosendahl stehen an zwei Terminen bereit, um den Gästen bei der Kirchenführung mit Orgelmusik die „Geheimnisse“ des Gotteshauses zu offenbaren. So erfahren Besucher, dass der Kirchturm der höchste in Ostfriesland ist. Und sie dürfen nachschauen, welches dicke Buch aufgeschlagen ganz vorne auf dem geschmückten Altar liegt. „Es ist keine Bibel“, verrät Dreesch-Rosendahl. Außerdem wird die Kreiskantorin einige Stücke spielen und hören lassen, was in der Orgel steckt.

Die Kirchenführungen mit Orgelmusik finden am Mittwoch, 16. Juli, und Mittwoch, 6. August 2025, jeweils ab 16 Uhr statt. Die Tour dauert etwa eine Stunde und kostet pro Person fünf Euro. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre sind frei. Anmeldung bei der Tourist-Information (siehe Textende)
Zwei Termine zur Schifffahrt
Eine erfolgreiche Premiere hat die Gästeführung mit Schiffsbesichtigung hinter sich. „Die Veranstaltung im Juni war ausgebucht“, freut sich Helwig Weber vom Förderverein Tourismus, der Gastgeber für alle genannten Gästeführungen ist.

Wer etwas über die Fehnschifffahrt, die Bedeutung von Schleuse und Sieltor erfahren möchte, hat noch zwei weitere Chancen, an der Tour teilzunehmen. Dabei wird auch das Plattbodenschiff „Ebenhaezer“ angesteuert. Mitglieder der Schiffergilde zeigen das 110 Jahre alte Schmuckstück, lassen die Gäste unter Deck schauen und auch das Steuerrad in die Hand nehmen. Bei einem Matjesbrötchen gibt es weitere Geschichten aus der Seefahrt. Termine sind Sonnabend, der 19. Juli, und Freitag, der 1. August 2025. Die Tour dauert eineinhalb bis zwei Stunden und startet an der Paddel- und Pedalstation. Die Kosten betragen 12 Euro pro Person.
Rosinenbrot und Wissenswertes
Viel Wissenswertes kommt beim historischen Rundgang übers Fehn zutage. Nach Tee und Rosinenbrot in der Museumsteestube geht es los zu Plätzen, die für die Fehnentwicklung bedeutend waren. Die Teilnehmer erfahren, wie schwer es die Moorkolonisten hatten. Und sie sehen, wie sich der Ort verändert hat.
Die Tour dauert etwa zwei Stunden und kostet neun Euro pro Person. Insgesamt gibt es drei Termine: Sonntag, 13. Juli, 3. August, 24. August 2025. Beginn ist jeweils um 15 Uhr im Museum am Rajen 5.

Bereits am vergangenen Wochenende waren die beiden Termine für das Fehnpad-Theater. Die Darsteller des Fehntheaters zogen hier mit Dutzenden Schaulustigen durch den Ort. An prägnanten Stellen gab es – aus der Feder von Hinrich Heselmeyer – szenische Einblicke in die Fehngeschichte. So wie am Eingang zum Ostfrieslandwanderweg am Neuen Weg. Dort steht seit kurzem ein Wetterschutzhäuschen, das dem früheren „Bahnhof“ der Kleinbahn nachempfunden ist. Monika und Hartmut Hauer als „Martha“ und „Theo“ sowie Ondra Schilling („Gesa“), Elvira Duken („Brundhilde“) und Harm Evers („Freerk“) entführten hier ins Jahr 1912: Die Kleinbahn soll im November eröffnen, doch die Fehntjer sind sich uneins: Bringt die moderne Technik Segen oder Ungemach?
Auf Platt in die Geschichte eintauchen
Das Fehnpad-Theater hat dieses Jahr seine dritte Saison. Die meisten Mitspieler sind von Anfang an dabei, so wie Monika Hauer. „Das Angebot kommt gut an, die Besucher verfolgen die Szenen mit Interesse. Selbst Touristen finden das gut, obwohl wir Plattdeutsch sprechen. Man kann aber trotzdem gut folgen“, erzählt sie. Sie selbst kommt vom Fehn. Ihr Mann stammt aus Braunschweig, kam aber als 14-Jähriger nach Ostfriesland. „Ich habe Maler und Lackierer gelernt, wir waren auf den Dörfern unterwegs. Da habe ich Platt gelernt“, sagt er.

Die Szenen zu verstehen, war für die Gäste am zurückliegenden Sonnabend, 5. Juli 2025, überhaupt kein Problem. Sie lachten über die heiteren Dialoge und spendeten gerne Beifall. „Der überwiegende Teil der Zuschauer kommt auch aus der Gegend“, sagt Monika Hauer: „Und die meisten wissen ja auch schon einiges über die Fehngeschichte. Die meisten hören hier aber immer noch ein paar Kleinigkeiten, die sie noch nicht wussten.“
Anmeldung ist notwendig
Anmelden muss man sich für diese Führung wie für alle Gästeführungen bei der Tourist-Information am Rajen 5 (Telefon 04952/9971344, E-Mail info@ti.rhauderfehn.de).