Regionale Natur Die Waldohreule ist ein beeindruckender Vogel im Garten

| | 30.05.2023 15:18 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Mit einer Spannweite von bis zu 95 Zentimetern hat die Waldohreule eine beeindruckende Spannweite. Foto: Kruse
Mit einer Spannweite von bis zu 95 Zentimetern hat die Waldohreule eine beeindruckende Spannweite. Foto: Kruse
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Waldohreulen halten sich unter bestimmten Bedingungen in naturnahen Gärten auf. Wer diese faszinierenden Greifvögel entdecken will, muss auf Spurensuche gehen. Derzeit sind die Jungvögel zu hören.

Rhauderfehn/Langholt/Region – Der Haussperling war bei der bundesweiten Mitmach-Aktion „Stunde der Gartenvögel“ des Naturschutzbundes (Nabu) in diesem Mai der Rekordhalter. Die Amsel belegte erneut den zweiten Platz. Dahinter folgte die Kohlmeise vor dem Star und der Blaumeise. Während sich diese kleinen Vögel häufig in Gärten sehen lassen, ist die Waldohreule eher selten zu beobachten. Diese dämmerungs- und nachtaktiven Greifvögel halten sich aber durchaus unter bestimmten Bedingungen in naturnahen Gärten oder Parks auf.

Waldohreulen bleiben aber wegen ihres Tarnkleides oft unentdeckt. Außerdem fliegen sie nahezu lautlos durch die Landschaft. „Wer Waldohreulen sehen will, muss schon nach Spuren suchen“, sagt Johannes Klaassen von der Arbeitsgemeinschaft Eulenschutz des Nabu-Altkreises Norden. Mit Spuren meint er Kotspuren und sogenannte Gewölle, unverdaute Überreste ihrer Beute.

Blickkontakt mit einer Waldohreule, die von einer Buche aus in den Garten schaut. Foto: Kruse
Blickkontakt mit einer Waldohreule, die von einer Buche aus in den Garten schaut. Foto: Kruse

Waldohreulen sind in unterschiedlichen Lebensräumen anzutreffen. „Voraussetzung sind alte, größere Gehölze und Freiflächen in der Nähe“, sagt Klaassen. Sie suchen Nadelgehölze wie Eiben, Kiefern, Tannen oder mit Efeu bewachsene Bäume. Die sollten Gartenbesitzer auch nach Möglichkeit erhalten. Sobald Laubbäume wieder grün sind, nehmen sie auch dort Platz.“ In den Wintermonaten sind Waldohreulen auch in Gemeinschaften in Bäumen, den „Schlafbäumen“ anzutreffen.

Die Waldohreule ist dank ihres Federkleids in unterschiedlichen Brauntönen gut getarnt in den Bäumen. Foto: Kruse
Die Waldohreule ist dank ihres Federkleids in unterschiedlichen Brauntönen gut getarnt in den Bäumen. Foto: Kruse

Brutbestand abhängig vom Nahrungsangebot

Klaassen hat mit weiteren Naturschützern der Arbeitsgemeinschaft Eulenschutz im Altkreis Norden ein Projekt gestartet, welches die Wiederansiedlung des Steinkauzes im nördlichen Ostfriesland zum Ziel hat. Nun ist er oft als Eulen-Experte gefragt. Kürzlich hielt er auf Einladung von Befis-Naturgarten in Westrhauderfehn einen Vortrag über Eulen. Weil sich in Privatgärten in Langholt seit einigen Monaten Waldohreulen aufhalten, hat die Redaktion ihn kontaktiert. „Das sind eindeutig Waldohreulen“, sagt Klaassen, als er sich die Fotos anschaut. Die Menschen seien von Eulen fasziniert, weil sie etwas Mystisches hätten, sagt Klaassen. „Es ist spannend, sie zu beobachten.“

Eine gelbe bis orangefarbene Iris ist ausschlaggebend für den markanten Blick der Waldohreule. Foto: Kruse
Eine gelbe bis orangefarbene Iris ist ausschlaggebend für den markanten Blick der Waldohreule. Foto: Kruse

Wie viele Waldohreulen es in Ostfriesland und umliegenden Landkreisen gibt, ist nicht bekannt. Es hänge vom Nahrungsangebot ab. Ihre bevorzugte Beute sind Mäuse und Spitzmäuse, selten kleine Vögel. „Haben wir viele Mäuse, dann gibt es auch einen sehr guten Brutbestand“, sagt Klaassen. Aktuell sei die Waldohreule nicht gefährdet. Sie zählt zu den häufigsten Eulenarten in Mitteleuropa.

Bis zu 37 Zentimeter groß

Waldohreulen haben eine Körpergröße von bis zu 37 Zentimetern und eine beeindruckende Flügelspannweite von bis zu 95 Zentimetern. Ihr Gefieder bietet ihnen im Ruhezustand die perfekte Tarnung, cremefarben bis hellbraun, rotbraun, schwarz, hellbraun bis dunkelbraun. Männchen und Weibchen unterscheiden sich da kaum. Schön ist ein Blickkontakt mit ihnen. Waldohreulen haben eine gelbe, orangefarbene Iris. Niedlich wirken ihre Ohren, die wie Federbüschel aussehen. Auffällig ist ihr Gesichtsschleier, der für das Gehör wie ein Verstärker wirkt, so Klaassen. Das Männchen ist in der Balzzeit an dem etwas monoton klingenden Ruf „Huh“ zu erkennen. Manche finden das auch unheimlich.

Waldohreulen bleiben ruhig, wenn sie beobachtet werden. Foto: Kruse
Waldohreulen bleiben ruhig, wenn sie beobachtet werden. Foto: Kruse

Sie nisten bevorzugt in alten Nestern von Krähen oder Elstern. Sie legen drei bis fünf Eier. Aktuell haben die Küken, noch flugunfähig, die Nester verlassen. Ästlinge, werden sie genannt. Ihr fast herzzerreißendes Fiepen, der Ruf nach Nahrung, ist jetzt oft ab dem späten Nachmittag bis in die Nacht zu hören. Wer junge, flugunfähige Eulen am Boden findet, könne sie auf einen Ast oder Garagendach setzen, sagt Klaassen. „Sie werden dann von den Eltern definitiv auch weiter gefüttert.“ Das „Fiepen“ diene der Kommunikation.

Waldohreulen sind „tolerant“

Wer Waldohreulen im Garten entdeckt hat, kann sie auch gut beobachten. „Aus vier, fünf Metern Entfernung ist das kein Problem“, sagt Klaassen. „Sie sind da sehr tolerant.“ Wird es ihnen zu viel, drehen sie sich weg. Was sie manchmal nerve, seien das laute Gezwitscher von Singvögeln. Haben Amseln eine Eule gesichtet, beginnen sie mit lautem Zetern. Sie wollen damit die Eulen, die sie als Feind ansehen, vertreiben. „Dass die Eule dann wegfliegt, kann ich verstehen“, sagt Klaassen und lacht. „Das Gezeter kann ganz schön nerven.“

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