GA-Weihnachtsaktion Junge Mutter ist froh über Hilfe der Friesoyther Tafel

| | 02.12.2022 19:28 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Es war für die alleinerziehende Mutter aus dem Saterland ein schwieriger Schritt, sich bei der Friesoyther Tafel als Kundin registrieren zu lassen. Aber nun ist sie froh, dass sie dank der CarLa ihre vier Kinder mit Lebensmitteln versorgen kann.
Es war für die alleinerziehende Mutter aus dem Saterland ein schwieriger Schritt, sich bei der Friesoyther Tafel als Kundin registrieren zu lassen. Aber nun ist sie froh, dass sie dank der CarLa ihre vier Kinder mit Lebensmitteln versorgen kann.
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Dieses Jahr sammeln der General-Anzeiger und Ein Herz für Ostfriesland für die Rhauderfehner und die Friesoyther Tafeln. Hier erzählt eine junge Saterländerin, wie und warum sie Tafelkundin ist.

Ramsloh - Eine gepflegte Siedlung mit Einfamilienhäusern in Saterlands Zentralort Ramsloh. In einem Vorgarten steht ein Insektenhotel, in einem anderen putzt sich eine Katze. In dieser Nachbarschaft ist Verena S. zu Hause.

Ihren richtigen Namen möchte die junge Mutter nicht in der Zeitung lesen, weshalb hier ein Pseudonym verwendet wird. Verena S. ist Kundin der Friesoyther Tafel CarLa. Für die GA-Weihnachtsaktion berichtet die 30-Jährige, wie es dazu kam und wie es ihr damit geht.

Lebensmittel für sich und ihre vier Kinder

Verena S. stammt aus Barßel, zog aber schon als Kind ins Saterland. Dort fühlt sie sich heute zu Hause. Sie wohnt in direkter Nachbarschaft zu ihrer Schwester, auch ihre Mutter lebt nicht weit entfernt.

Kundin der Tafel ist Verena S. seit „bestimmt zwei Jahren“, wie sie sagt. Als sie sich bei der Caritas in Friesoythe meldete, waren alle ihre Kinder schon auf der Welt. „Von Anfang an bekomme ich Lebensmittel 1:4“, sagt S. Der Schlüssel bezieht sich auf die Anzahl der Personen, die in einem Lebensmittelkorb berücksichtigt werden, in diesem Fall also eine Erwachsene und vier Kinder. Ihre älteste Tochter ist neun Jahre alt, die nächste fünf Jahre, dann folgen die beiden Söhne, die drei und zwei Jahre alt sind. Alle vier Kinder besuchen Schule, Kindergarten oder Krippe.

Für die beiden Ältesten gibt es Geld vom Amt

Der Vater ihrer Ältesten zahlt nach S.‘ Angaben keinen Unterhalt für seine Tochter, weshalb sie für das Mädchen Unterhaltsvorschuss vom Amt bekommt. Mit dem Vater der zweiten Tochter war die Ramsloherin früher verheiratet. Doch er arbeite erst seit kurzem wieder, erzählt sie, weshalb es auch für dessen Tochter bisher Geld vom Amt gibt. Mit dem Vater ihrer beiden Söhne sei sie zusammen, sagt Verena S. Allerdings wohne man getrennt. Eine gemeinsame Wohnung habe „sich nicht ergeben“. Der Vater der beiden Jungs gebe ihr Geld für die Kinder. Er gehe arbeiten, jeden Tag acht bis neun Stunden. Was er allerdings verdient, reiche nicht, um seine Familie zu versorgen.

Vier Kinder, zwei Söhne und zwei Töchter, erzieht die 30-Jährige alleine. Sie ist froh darüber, dass ihr die Friesoyther Tafel CarLa die Möglichkeit gibt, ihre Kinder mit Lebensmitteln zu versorgen. Fotos: Fertig
Vier Kinder, zwei Söhne und zwei Töchter, erzieht die 30-Jährige alleine. Sie ist froh darüber, dass ihr die Friesoyther Tafel CarLa die Möglichkeit gibt, ihre Kinder mit Lebensmitteln zu versorgen. Fotos: Fertig

Für das Finanzielle ihres Haushalts sei allein sie verantwortlich, betont die junge Mutter. Verena S. ist gelernte Bäckereifachverkäuferin. Zuletzt habe sie vor der Geburt der Jungs in einer Spielhalle gearbeitet, sagt sie. Jetzt trete sie gerade eine neue Stelle an, einen Mini-Job. Die Miete für ihre Wohnung, die sich in einem Mehrparteienhaus befindet, zahle das Jobcenter. Gesucht hat Verena S. sich die Wohnung selber. In Ramsloh wohne sie seit Juni, erzählt sie.

Fahrgemeinschaft zur Lebensmittelausgabe

Vorher habe sie mit den Kindern in einem Haus in Sedelsberg gelebt. Doch das wurde dann mit dem allgemeinen Anstieg der Lebenshaltungskosten zu teuer. Doch auch in Ramsloh gefällt es der jungen Mutter. Die Nachbarschaft sei nett, „man kennt sich“, wie sie sagt. Mit ihrer Schwester und einer weiteren Bekannten fährt sie immer mittwochs gemeinsam mit dem Auto zur Lebensmittelausgabe der CarLa nach Scharrel. Dort in der Grundschule werden die Lebensmittel an die Tafel-Kunden ausgegeben. Die Fahrgemeinschaft bilden die Frauen aus finanziellen Gründen. „Die Spritkosten gingen sonst zu sehr ins Geld.“

Verena S. ist sehr froh, sich und ihre Kinder über die CarLa mit Lebensmitteln versorgen zu können. Sie plane fest mit dem, was sie dort erhalte. Das Essen, das sie bekomme, sei wirklich gut, betont sie. Obst und Gemüse sowie Brot gebe es immer. Ihre Kinder äßen so gut wie alle Sorten Gemüse, sie koche viel mit Paprika, verarbeite auch viele Gurken. Jetzt im Winter freuen sich die Kinder über Äpfel und Mandarinen. Aufschnitt gebe es auch immer von der Tafel, außerdem viele Leckereien, die sich die junge Mutter nie selbst kaufen würde, weil sie sich diese nie im Leben würde leisten können.

Waren in gutem Zustand und noch haltbar

Insgesamt sei der Zustand der Waren sehr gut, so Verena S. Und es sei überhaupt nicht so, dass alles, was die Tafelkunden erhalten, abgelaufen sei. Bei vielen Produkten sei das Mindesthaltbarkeitsdatum noch etwa eine Woche hin, erzählt S.

Sie verarbeite alles möglichst zeitnah. Vieles friere sie auch ein. „Unsere Truhe ist voll“, berichtet die junge Mutter. Auf diese Weise käme sie mit ihren Kinder bestimmt einen Monat locker über die Runden. Nur Milch kaufe sie selbst ein, weil sie da die Sorte mit 1,5 Prozent Fettgehalt bevorzuge. Sonst gebe sie Geld für Lebensmittel nur dann aus, wenn mal eines der Kinder einen besonderen Essenswunsch habe. Ihre Kinder wissen, dass sie Tafelkunden sind – auch wenn der Jüngste noch nicht versteht, was das bedeutet.

Registrierung bei Tafel ein schwieriger Schritt

„Für mich war das ein schwieriger Schritt, mich bei der Caritas in Friesoythe zu melden“, sagt Verena S. Ihr Blick geht zur Seite, verliert sich irgendwo in der Wohnküche. „Ich dachte immer, ich schaff‘ das noch alleine.“ Es habe sie Überwindung gekostet, sich bei der Tafel registrieren zu lassen. „Ich wusste ja nicht, wie die Leute dort reagieren.“ Inzwischen habe sie erlebt, dass alle Menschen dort freundlich seien, so die Ramsloherin. Dabei schließt sie ausdrücklich die vielen Ukrainerinnen mit ein, die seit Beginn des Krieges in ihrer Heimat zur Kundschaft der Tafel dazu gekommen sind.

Das Gefühl der Peinlichkeit wegen des Besuchs der Tafel sei gewichen, schon nach den ersten zwei, drei Malen, sagt S. In diesen Zeiten von Inflation und Teuerung sei sie sehr froh, dass sie bei der Tafel angemeldet sei und Lebensmittel darüber beziehe. Es wäre „undenkbar“ für sie, wenn diese Unterstützung wegbräche.

Die Saterländerin hofft, dass sich die Zeiten für sie wieder ändern und sie irgendwann ohne das Hilfsangebot auskommt, das ausschließlich Ehrenamtliche organisieren, Auf die Frage, welche Wünsche sie habe, denkt Verena S. kurz nach. Fest und offen ist ihr Blick, während sie erwidert: Nein – eigene Wünsche habe sie eigentlich nicht. Das stelle sie hinten an. „Die Kinder stehen an erster Stelle.“

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