Krieg

Junger Ostrhauderfehner hilft ukrainischen Kriegsflüchtlingen

| | 09.03.2022 16:22 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Malte Frederichs aus Ostrhauderfehn hat gemeinsam mit einem Bekannten ukrainische Kriegsflüchtlinge von der polnisch-ukrainischen Grenze abgeholt und nach Deutschland gebracht. Foto: Zein
Malte Frederichs aus Ostrhauderfehn hat gemeinsam mit einem Bekannten ukrainische Kriegsflüchtlinge von der polnisch-ukrainischen Grenze abgeholt und nach Deutschland gebracht. Foto: Zein
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Immer mehr Ukrainer müssen vor dem Krieg in ihrem Land fliehen. Malte Frederichs, der den Ostrhauderfehner Peer-Leadern angehört, ist jetzt zum Helfen an die polnisch-ukrainische Grenze gefahren.

Ostrhauderfehn/Przemysl - Der 25-jährige Malte Frederichs ist noch sichtlich angefasst, wenn er von seinen Erlebnissen der vergangenen Tage berichtet. Der Ostrhauderfehner war am Sonntag gemeinsam mit einem Bekannten aus Hannover nach Przemysl an die polnisch-ukrainische Grenze gefahren, um von dort Kriegsflüchtlinge abzuholen und nach Deutschland zu bringen.

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Frederichs studiert Soziale Arbeit in Emden und ist Mitglied der Peer-Leader, einem internationalen Jugendnetzwerk mit Stammsitz in Ostrhauderfehn, das auch einen Standort in der Ukraine (Verkhovyna) hat. „Ich musste nicht lange überlegt, als ich gefragt wurde, dort mitzufahren“, berichtet der 25-Jährige. Ziel sei es zunächst gewesen, die ukrainischen Großeltern des Freundes aus Hannover abzuholen. „Da wir mit einem Neun-Sitzer unterwegs waren, war aber noch Platz für mehr Personen“, erklärt Frederichs. Nach zwölf Stunden Fahrt waren die beiden am späten Sonntagabend am Grenzort Przemsyl angekommen. Dort wurde ein Auffanglager für Flüchtlinge eingerichtet. Frederichs hatte kurz zuvor zudem erfahren, dass auch zwei Bekannte eines befreundeten ukrainischen Peer-Leaders von Charkiw im Osten des Landes gen Westen geflohen waren. „Die haben wir dann gesucht, um sie auch mitzunehmen. Es handelte sich um eine Mutter mit ihrer 15-jährigen Tochter. Der Mann beziehungsweise Vater muss im Land bleiben, um bei Bedarf kämpfen zu können“, berichtet Frederichs.

Menschen standen stundenlang in der Kälte

Die Situation an der Grenze beschreibt der Ostrhauderfehner als „relativ geregelt“. Die Bedingungen seien aber hart gewesen. „Die Leute haben stundenlang bei Minusgraden in der Kälte gestanden. Es waren fast ausschließlich Mütter mit ihren Kindern sowie Ältere.“

Mit zwei weiteren Flüchtlingen – einer Mutter mit ihrer einjährigen Tochter – ging es dann zu acht am Montagmorgen zurück nach Deutschland. Während vier der Ukrainer in Hannover beziehungsweise Düsseldorf geblieben sind, wurden die Mutter mit ihrer 15-jährigen Tochter mit nach Ostrhauderfehn genommen und dort privat untergebracht. „Am Dienstag bin ich mit ihnen zunächst einmal einkaufen gegangen. Mit dabei war auch Maryna Blyshchuk, die zurzeit als ukrainischer Peer-Leader in Ostrhauderfehn ist“, erzählt Frederichs, der ergänzt: „Die beiden Geflüchteten sind aber noch sehr geschafft von der tagelangen Tortur und können bisher noch nicht öffentlich über ihre Erlebnisse reden.“ Für Frederichs steht fest: „Ich würde sofort wieder helfen, wenn mich jemand fragen würde.“

Hilfe durch „Ein Herz für Ostfriesland“

Helfen, das ist auch das, was der Verein Peer-Leader direkt vor Ort machen will. Am Peer-Leader-Standort Verhovyna im Südwesten der Ukraine kommen in diesen Tagen Hunderte Menschen an, die aus dem Osten des Landes fliehen. Peer-Leader-Vereinsvorsitzender Harald Kleem sagt: „Waren es bisher Verwandte, Bekannte, sind es nun viele Frauen und Kinder, die sich im Südwesten am sichersten fühlen und eigentlich nicht ihr Land verlassen wollen, aber notfalls von dort aus in Nachbarländer fliehen könnten.“ Derzeit seien zirka 2000 bis 4000 Menschen in Familien untergebracht – bei einer Bevölkerung von rund 5000 Menschen im Ort. Um diese zu versorgen, werden dringend Spendengelder benötigt.

Auch das Hilfswerk „Ein Herz für Ostfriesland“ der Zeitungsgruppe Ostfriesland, zu der auch der GA gehört, möchte gerne helfen und unterstützt den Verein Peer-Leader mit 5000 Euro aus seinem Spendentopf. „Wir freuen uns sehr über diese Unterstützung und wollen mit dem Geld schnell den Menschen helfen.“ Die Peer-Leader-Partnerorganisation „Carpathian Flowers“ wird vor Ort Lebensmittel und andere wichtige Dinge einkaufen und diese den Betroffenen übergeben. „Es ist wichtig, dass dort schnell geholfen wird, da täglich immer mehr Menschen ankommen, die vor den Angriffen der Russen fliehen“, sagt Kleem.

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