Pandemie

Impfstoff-Lieferung soll ab April Fahrt aufnehmen

Petra Herterich und den Agenturen
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Von Petra Herterich und den Agenturen
| 01.02.2021 22:20 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Bund, Länderchefs und Impfstoff-Hersteller trafen sich in Berlin zum ersten „Impfgipfel“. Im Anschluss bekräftig die Kanzlerin: Bis 21. September soll es für jeden Bürger ein Impfangebot geben. Aber jetzt ist erstmal Geduld gefragt.

Berlin/Ostfriesland - Nach dem schleppenden Start der Corona-Impfungen in Deutschland kommt mehr dringend erwarteter Nachschub in Sicht. Bis zum Sommer sollen die Impfstoff-Lieferungen deutlich anziehen – im gesamten Jahr könnten es laut einer neuen Schätzung des Bundes bis zu 322 Millionen Dosen werden.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) bekräftigte am Montagabend nach einem „Impfgipfel“ das Ziel, allen Bundesbürgern bis zum Ende des Sommers am 21. September ein Impfangebot zu machen. Nach massivem Ärger über organisatorische Probleme wollen Bund und Länder sich enger über nach und nach zu erwartende Liefermengen abstimmen. Merkel sagte nach der Videokonferenz, besonders für die Länder sei ein „höchstes Maß an Planbarkeit“ wichtig. Den Herstellern sei sehr klar gemacht worden, dass jede voraussagbare Woche gut sei. Es sei aber auch verständlich, dass die Unternehmen nicht mehr zusagen wollten, als angesichts komplexer Prozesse redlich sei. Bund und Länder wollten in einem „nationalen Impfplan“ künftig auch bestimmte Annahmen modellieren, um Mengen vorab besser abschätzen zu können.

„Wunder werden jetzt nicht passieren“

Die Impfstoffmengen sollen im Lauf des Jahres anwachsen. Nach 18,3 Millionen Dosen im ersten Quartal könnten laut aktueller Schätzung im zweiten Quartal 77,1 Millionen und im dritten Quartal 126,6 Millionen Dosen verschiedener Hersteller folgen.

An der Beratung hatten neben den Ministerpräsidenten auch Vertreter der Pharmabranche und der EU-Kommission teilgenommen. „Ich glaube, wir haben heute da auch ein Stück Realismus reinbringen können. Weil Wunder werden da jetzt nicht passieren“, sagte Merkel im Anschluss an die Beratungen.

Weil findet Impfgipfel sinnvoll

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil hat den „Impfgipfel“ trotzdem positiv bewertet. Es sei eine „eine sehr sinnvolle Zusammenkunft“ gewesen. „Wir haben sehr offen und klar miteinander gesprochen“, sagte der SPD-Politiker nach den Beratungen.

Die Vertreter der Pharmakonzerne hätten glaubhaft versichert, dass sie maximalen Einsatz in der Produktion der Impfstoffe zeigten. „Auch die Logistik ist entsprechend hochgefahren, alles was produziert wird, wird auch sofort vom Hof abgeholt und verteilt. Es bleibt allerdings dabei, dass wir vor allem im ersten Quartal viele Impfwünsche noch nicht erfüllen können, weil die Lieferungen dafür nicht ausreichen“, ergänzte Weil.

196.000 Impfungen in Niedersachsen

Mit dem zweiten Quartal bestehe die begründete Hoffnung, dass sich die Liefermengen deutlich erhöhen werden. „Gegen Ende des dritten Quartals werden wir dann – da bin ich zuversichtlich – tatsächlich allen impfwilligen Menschen in Deutschland ein Impfangebot machen können“, sagte Weil.

Auf dieser Grundlage werden Bund und Länder eine fortlaufende, gemeinsame Impfplanung auf den Weg bringen. Bisher wurden in Niedersachsen rund 196.000 Corona-Impfungen verabreicht, darunter sind knapp 45.000 Zweitimpfungen.

Landrat Groote fordert klare Fakten

Für den Leeraner Landrat Matthias Groote (SPD) hat der Impfgipfel „wenig Neues gebracht“. Man habe ja auch schon vorher gewusst, dass es schwierig ist, im ersten Quartal Impfstoff zu bekommen. „Aber immerhin hat man jetzt mal offiziell die Realität anerkannt und einen Zeithorizont verkündet“, sagt Groote. „Die Fakten müssen in Zukunft klar sein: Wann kommt wie viel Impfstoff bei uns an“, fordert er.

Im Landkreis Leer sei man voraussichtlich bis Ende der Woche mit dem Impfen in den Alten- und Pflegeheimen durch. „Dann warten wir wieder auf eine Lieferung.“

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