Corona-Pandemie
Manche Kur- und Heilbäder von Corona-Folgen stark getroffen

An Ostfrieslands Küste lässt sich ausgezeichnet genesen und erholen – und das sogar staatlich anerkannt: In der Region gibt es einige Heilbäder und Kurorte. Die Corona-Pandemie hat manchen von ihnen stark zugesetzt, zum Beispiel der Insel Spiekeroog.
Bad Zwischenahn/Spiekeroog/Dornumersiel - Die rund 40 Kur- und Heilbäder in Niedersachsen leiden unter den Auswirkungen der aktuellen Pandemie. „Es gibt Gewinner und Verlierer des Corona-Geschehens, und zu den Gewinnern gehören die Heilbäder und Kurorte sicherlich nicht“, sagt der Vorsitzende des Heilbäderverbandes Niedersachsen, Norbert Hemken, in Bad Zwischenahn. Wegen der schlechten oder gar nicht vorhandenen Auslastung leide die Infrastruktur der Orte. Die Kurorte und Heilbäder seien sehr stark mit dem Tourismus verknüpft.
So nähmen die Kurorte wegen der geringeren Gästezahlen auch weniger Gästebeiträge ein. „Der Gästebeitrag ist aber notwendig, um die spezifische Infrastruktur der Orte zu refinanzieren“, erklärt Hemken. Zwar seien etwa die Kurorte an der Küste und auf den Inseln in den Sommermonaten voll gewesen, es fehlten aber die Übernachtungen vorher und auch aktuell. Diese Verluste ließen sich nicht nachholen. „Die Rettungsschirme sind für die Kur- und Heilbäder leider sehr löchrig.“
Spiekeroog: Umsatzrückgang von drei Millionen
Auf Spiekeroog, staatlich anerkanntes Nordseebad, sah die Situation nicht einmal im Sommer gut aus. „Wir sind schon hart getroffen worden“, sagt Ansgar Ohmes, Geschäftsführer der Nordseebad Spiekeroog GmbH. Durch die Folgen der Corona-Pandemie habe das Nordseebad einen Gästerückgang von 35 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erlitten. „Wir sind bei einem Umsatzrückgang von drei Millionen Euro“, so Ohmes. Der Grund: Ein Drittel der Betten auf der Insel sei auf Gruppenreisen ausgelegt – und die fanden auch in den Sommermonaten kaum statt. „Klassenfahrten zum Beispiel gab es nicht“, so Ohmes. Hinzu komme die allgemeine Problematik in diesen Zeiten, die alle Kurorte betreffe: hohe Fixkosten. „Wir sind ja sehr infrastrukturlastig, zum Beispiel durch Schwimmbäder, die nicht einfach komplett auf Null heruntergefahren werden können oder die Versicherungsbeiträge, die gezahlt werden müssen“, sagt der Geschäftsführer.
Eine „Rettung“ könne es wohl nicht durch Rettungsschirme von Land und Bund geben – aber zumindest eine Unterstützung. „Wir haben zwei Förderanträge gestellt, für die Schifffahrt und die öffentliche und touristische Infrastruktur“, sagt Ohmes. Ob es eine Bewilligung gibt, stehe noch nicht fest. „Wir wären selbstverständlich dankbar für Unterstützung, aber wir reden hier von einem Betrag zwischen 100.000 und 500.000 Euro.“
Dornumersiel: Im Sommer mehr Übernachtungen
Ohmes sieht auch für das Jahr 2021 eher schwarz. „Bis der Tourismus wieder voll anläuft, wird es wohl noch einige Zeit dauern – diese zwei schweren Jahre müssen wir überstehen.“ Im längerfristigen Ausblick wolle er aber seinen Optimismus nicht verlieren. „Wenn die Leute wieder dürfen, dann kommen sie auch.“
Durch eine etwas andere Struktur und vor allem viel Organisationsarbeit sei das Nordseebad Dornumersiel, ein Ortsteil der Gemeinde Dornum im Landkreis Aurich, bisher noch gut davongekommen, sagt Rolf Kopper, Geschäftsführer der Tourismus GmbH der Gemeinde Dornum. „Wir haben in den Sommer- und Herbstmonaten gut aufgeholt.“ Im Frühjahr während des Lockdowns habe es zwar einen deutlichen Rückgang gegeben. „Wir haben 71.000 Übernachtungen eingebüßt“, so Kopper. Von Juli bis Oktober seien die Gäste dann aber gekommen, sogar mehr als sonst: Es habe 62.000 Übernachtungen mehr als im Vorjahr gegeben. „Das liegt daran, dass wir nicht auf so einem hohen Auslastungsniveau liegen wie andere Küstenorte oder die Inseln – und in diesem Jahr konnten wir die Betten dementsprechend vollkriegen“, sagt Kopper.
Ein großer Vorteil beim Einsparen von Kosten sei die Tatsache, das es in dem Ort kein Hallen- sondern ein Freibad gebe. „Das haben wir ohnehin im Herbst abgestellt.“ Auch der Campingplatz, der zur Tourismus GmbH gehört, sei ein wichtiges Standbein in diesem Jahr gewesen. „Im Vergleich zum Vorjahr hatten wir hier sogar mehr Einnahmen“, sagt Kopper. Sein Fazit: „Insgesamt können wir nicht klagen, aufs Jahr gesehen sprechen wir von einem Rückgang von drei Prozent.“