Leer

Zwölfjährige näht ihre eigenen Schutzmasken

Steffen Bohlen
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Von Steffen Bohlen
| 24.03.2020 17:29 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Das Coronavirus beschäftigt auch Teelke Schulze aus Leer. Mit Schutzmasken will die Schülerin ihren Vater schützen, der einem Risiko ausgesetzt ist. Und auch für die Arztpraxis ihres Opas näht sie Schutzmasken.

Für die Schutzmasken verwendet die Schülerin verschiedene Stoffreste.
Für die Schutzmasken verwendet die Schülerin verschiedene Stoffreste.
Leer - Not macht bekanntlich erfinderisch, besonders in Corona-Krisenzeiten: Das dachte sich auch Teelke Schulze aus Leer. „Mir war schon länger bekannt, dass die Schutzmasken in den Krankenhäusern und Arztpraxen knapp sind“, sagt die 12-Jährige. Am vergangenen Wochenende habe sie mitbekommen, dass man eine Schutzmaske auch selber nähen könne. „Ich habe mir dazu Videos bei Youtube angesehen“, erzählt die Schülerin des Ubbo-Emmius-Gymnasiums in Leer. Der eigentliche Grund ist ihr Vater: Er arbeite als Physiotherapeut in einer Praxis in Rhauderfehn und habe somit engen Kontakt zu seinen Patienten. „Ich möchte ihn und seine Umgebung damit bestmöglich schützen“, erklärt die 12-Jährige.

Deshalb suchte die Schülerin nach übrig gebliebenen Stoffresten, um wiederverwendbare, mit 60 Grad in der Maschine waschbare Baumwoll-Masken zu fertigen. Mit Hilfe von Youtube-Videos habe sie dann mit dem Nähen begonnen. „Ich habe bereits seit mehreren Jahren eine eigene Nähmaschine in meinem Zimmer und nähe seit zwei Jahren alleine“, erzählt die Schülerin. Rund 15 Minuten brauche sie für eine Schutzmaske, am Anfang habe es etwas länger gedauert.

Vater erhält mehrere Masken

Ihr Fazit: „Die Ergebnisse sind zwar nicht perfekt, aber sie erfüllen ihren Zweck und es macht Spaß.“ Bislang hat sie Schutzmasken für ihre Eltern und ihre Geschwister genäht, aber in erster Linie für ihren Vater. „Er bekommt mehrere Masken, damit er sie bei der Arbeit wechseln kann“, sagte die Leeranerin.

Am vergangenen Wochenende ist Teelke Schulze aus Leer die Idee gekommen.
Am vergangenen Wochenende ist Teelke Schulze aus Leer die Idee gekommen.
Und die Gymnasiastin möchte weitere Schutzmasken nähen: „Mein Opa ist Arzt, seine Praxis erhält in diesen Tagen auch Schutzmasken.“

Aber wie sinnvoll ist ein selbstgenähter Mundschutz? Unsere Zeitung hat bei Daniel Schüler nachgefragt. Er ist Chefarzt für Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum in Leer. „Der selbstgenähte Mundschutz ist in seiner Wirkung in etwa vergleichbar mit den herkömmlichen Schutzmasken“, so der Arzt. Eine herkömmliche Schutzmaske sei nur für rund 20 bis 30 Minuten dicht. „Sie wird mit der Zeit durch die eigene Feuchtigkeit beim Atmen durchlässig für Stoffe in der Luft.“

Der Träger sei also nicht vor dem Coronavirus geschützt, wenn er in einen Bereich komme, in dem durch Husten eines Infizierten die Tröpfchen in der Luft schweben. Er sei jedoch von Stoffen aus der Nase und beim Niesen geschützt. „Die Maske sorgt jedoch bei Erkrankten dafür, dass weniger Tröpfchen in die Luft gelangen. Eine Schutzmaske hat somit den größten Effekt, wenn ein Corona-Erkrankter sie trägt“, so der Fachmann. Er freue sich über das große Engagement der Schülerin aus Leer.

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