Norden

Retter nehmen Bevölkerung in die Pflicht

Holger Janssen
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Von Holger Janssen
| 06.05.2018 15:48 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Was beispielsweise bei einem langanhaltenden Stromausfall zu tun ist, konnten tausende Besucher am Sonntag beim Bevölkerungsschutztag in Norden erfahren. Die Retter stellten klar: Die Verantwortung des Einzelnen steigt.

Der Marktplatz in Norden war proppenvoll.
Der Marktplatz in Norden war proppenvoll.
Norden. Plötzlich ist der Strom weg. Überall in der Region. Kein Radio, kein Fernsehen, kein Mobilfunknetz. Internet: Fehlanzeige. Was zu tun ist, um sich auf dieses und andere mögliche Szenarien einzustellen, zeigten Behörden und Organisationen am Sonntag bei einem Bevölkerungsschutztag auf dem Norder Marktplatz. Veranstalter war die Polizeidirektion Osnabrück, bei der in einem Katastrophenfall in der Region die Fäden zusammenlaufen.

Julian Freitag glaubt nach zahlreichen Gesprächen an diesem Tag, dass nur gut die Hälfte der Bevölkerung im Landkreis auf ein eingangs geschildertes Szenario eingestellt ist. Ausreichende Vorräte an Lebensmitteln, genügend Trinkwasser und die Möglichkeit, sich ohne Strom eine Mahlzeit zuzubereiten, sind selten, so der Sanitäter des Deutschen Roten Kreuzes in Aurich. Vor allem bei den Einwohnern der Städte, wie Aurich und Norden, fehle oft das Bewusstsein dafür. In ländlichen Gegenden stoße man dagegen häufiger auf Menschen, die noch einige Vorräte im Keller hätten.

„Es wird ungemütlicher“

Höhenretter zeigten ihr schwindelerregendes Können.
Höhenretter zeigten ihr schwindelerregendes Können.
Dabei steige die Verantwortung der Bevölkerung zunehmend, wie der Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz, Christoph Unger, in seinem Grußwort sagte. Durch Klimawandel, Terrorismus und den Ausfall sogenannter kritischer Infrastruktur wie Elektrizität oder Mobilfunk steige die Gefahr bedrohlicher Lagen. „Es wird ungemütlicher“, so Unger. Die Menschen könnten sich zwar darauf verlassen, dass die Hilfsorganisationen gut ausgerüstet und ausgebildet seien. Dennoch müssten die Menschen selbst mehr Vorsorge leisten. Im Schadenfall könnten die Hilfskräfte nicht immer überall gleichzeitig sein, wie beispielsweise Starkregenereignisse im vergangenen Jahr gezeigt hätten. „Wir müssen widerstandsfähiger werden“, so Unger. Um das zu vermitteln sei eine Veranstaltung wie der Bevölkerungsschutztag bestens geeignet.

Dass sich die Bevölkerung dafür durchaus interessiert, zeigen die Besucherzahlen. Tausende waren nach Norden gekommen, um sich über das richtige Verhalten in Notlagen, aber auch über die Arbeit der Retter zu informieren.

Hubschrauber war Besuchermagnet

Helfer des Deutschen Roten Kreuzes präsentierten ihre Ausrüstung.
Helfer des Deutschen Roten Kreuzes präsentierten ihre Ausrüstung.
Die hatten für diesen Tag einiges vorbereitet. Einer der Hingucker war beispielsweise ein mit rund 28 000 Litern Wasser gefüllter Tauchcontainer. Taucher der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft trafen sich darin zu Rettungsübungen und zum gemütlichen Unterwasser-Kartenspiel. Gleich nebenan konnten Kinder die Rettungsschwimmer per Ballwurf baden schicken. Aufgrund beinahe sommerlicher Temperaturen ein dankbares Vergnügen. Auf einer Bühne präsentierten sich den ganzen Tag über die verschiedenen Hilfsorganisationen und sprachen mit Moderatorin Jutta Martens über ihre Arbeit. Zudem gab es mehrere Diskussionsrunden, beispielsweise zum Stromausfall oder zu Frauen in der Feuerwehr.

Ein wahrer Besuchermagnet war ein Polizeihubschrauber, der gegen Mittag auf dem Torfmarkt landete. Tausende verfolgten das Spektakel und informierten sich anschließend bei den Piloten über die Polizeiarbeit aus der Luft. Nicht auf dem Marktplatz landen konnten freilich die beiden Flugzeuge der Flugbereitschaft der niedersächsischen Feuerwehr. Sie drehten einige Runden über den Marktplatz.

Für die Norder Feuerwehr, die maßgeblich an der Organisation und Durchführung des Tages beteiligt war, geht die Planungsarbeit in den nächsten Tagen weiter. Schon im Sommer, nämlich vom 27. bis 29. Juli, veranstalten sie im Hafen von Norddeich wieder ihre Feuerwehrtage. Eine weitere Gelegenheit, die Arbeit der Helfer kennenzulernen.

Auch ostfriesen.tv war vor Ort.

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