Esterwegen

Neues Buch soll an Opfer erinnern

| 27.10.2017 11:12 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Die Stiftung Gedenkstätte Esterwegen stellt ein neues Buch zur Geschichte der Emslandlager vor. Unter anderem berichten darin Zeitzeugen von der „Hölle im Moor“.

Emsland - „Hölle im Moor“ – Die Emslandlager 1933-1945“ lautet der Titel eines umfangreichen Buches, das jetzt beim Wallstein-Verlag Göttingen neu erschienen ist. Das Buch, das einen Überblick über die Geschichte der Emslandlager gibt und sie im Kontext der Geschichte des Dritten Reiches verortet, ist gleichzeitig der Begleitband zu den Ausstellungen in der Gedenkstätte Esterwegen.

Landrat Reinhard Winter, Vorsitzender des Stiftungsvorstandes, sowie Prof. Dr. Bernd Faulenbach, Vorsitzender des Stiftungsrates, und Dr. Andrea Kaltofen, Geschäftsführerin der Stiftung Gedenkstätte Esterwegen, stellten das Buch jetzt gemeinsam mit den anwesenden acht Autoren im Meppener Kreishaus vor. Faulenbach und Kaltofen haben das Buch im Auftrag der Stiftung Gedenkstätte Esterwegen herausgegeben.

Bilder und Texte erinnern an Opfer des Nationalsozialismus

„Mit dem nun vorliegenden, an Bildmaterial und Zeitzeugenaussagen reichen Begleitband soll die Erinnerung an alle Opfer des Nationalsozialismus wach gehalten werden – auch über das Ableben der letzten verbliebenen Zeitzeugen hinaus. Der Begleitband verleiht damit auch auf seine Weise dem Wunsch des Schriftstellers und Journalisten Carl von Ossietzky, der Häftling im KZ-Esterwegen war, Ausdruck, der sagte: ,Ein Deutschland, das an uns denkt, wird ein besseres Deutschland sein‘“, betont Winter bei der Buchvorstellung.

Insgesamt 20 Autoren – Historiker, Publizisten, Pädagogen verschiedener Generationen - haben an der umfangreichen Publikation mitgearbeitet, die 375 Seiten umfasst. Dargestellt werden die frühen Konzentrationslager im Emsland in Börgermoor, Esterwegen und Neusustrum, die von 1933 bis 1934 bzw.1936 existierten, die Strafgefangenenlager der Justiz von 1934 bis zum Kriegsbeginn 1939 und im Zweiten Weltkrieg bis 1945 sowie die Kriegsgefangenenlager von 1939 bis 1945. Untersucht werden auch die Außenlager des KZ Neuengamme in Meppen-Versen und Dalum, die Ende 1944 bzw. Anfang 1945 eingerichtet wurden, sowie die Radikalisierung der Lebens-Umstände bei Kriegsende.

Buch behandelt auch strafrechtliche Aufarbeitung der Täter

Im Buch wird auch das Schicksal früherer Häftlinge in der Nachkriegszeit untersucht, aber auch die strafrechtliche Aufarbeitung beim Umgang mit den Tätern. Insofern spiegle das Buch auch den Prozess der Erinnerungskultur bis heute wider, betont Prof. Faulenbach.

Schließlich wird die Geschichte der Emslandlager in die deutsche Erinnerungskultur an die Zeit des Nationalsozialismus eingeordnet, die in den 1980er Jahren einen spürbaren gesellschaftlichen Wandel erfuhr und im Emsland insbesondere durch die Gründung des Vereins „Aktionskomitee Dokumentations- und Informationszentrum Emslandlager (DIZ)“ in Papenburg ihren Ausdruck fand. Das DIZ ist heute Kooperationspartner der Gedenkstätte Esterwegen, die im Oktober 2011 eröffnet werden konnte.

„Man sieht dem Buch an, dass viel Arbeit darin steckt. Wir haben versucht, mit einem breiten Ansatz die Emslandlager zu dokumentieren. In bestimmten Bereichen war hier durchaus Forschungsarbeit zu leisten, die zeitaufwändig war“, betont Prof. Faulenbach. Das Buch ist für 24,90 Euro im Buchhandel und in der Gedenkstätte erhältlich.

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