Weihnachtsaktion 2025 „Ich stand da und hatte nichts. Keinen Cent“
In diesem Jahr unterstützt die „Ein Herz für Ostfriesland“-Weihnachtsaktion das DRK-Übernachtungshaus in Aurich. Hier schläft auch Peter. Dass das passiert, hätte er sich nicht träumen lassen.
Aurich - Peter ist ein empathischer und fleißiger Mensch. Der Österreicher kam wegen einer Beziehung in den Landkreis Aurich. Er geht seine Probleme an und versucht, die Hürden zu meistern, die das Leben ihm in den Weg stellt. Doch eine große konnte er nicht so einfach verkraften: Peter ist vor einigen Monaten obdachlos geworden. Er wurde von seiner Partnerin vor die Tür gesetzt. „Ich habe mich hilflos gefühlt“, sagt er. Wochenlang übernachtete er auf Parkbänken oder suchte sich trockene Plätze, an denen ihm der Regen nichts anhaben konnte. „Ich stand da und hatte nichts. Keinen Cent.“ Er sei wie ein Mensch zweiter Klasse behandelt worden, sagt Peter. Wo er auch war: Man habe ihn verscheucht, die Polizei gerufen und außer Sichtweite bringen wollen.
Zwei Monate lang lebte Peter (Name von der Redaktion geändert) komplett auf der Straße. „Ich habe mir anfangs Essen aus Mülleimern zusammengesammelt“, sagt er. „Man lernt, zu überleben.“ Wasser habe er aus Leitungen von öffentlichen Toiletten in Flaschen gefüllt. Ein einziges Mal habe er am Anfang gebettelt. „Das mache ich aus Prinzip aber nicht mehr. Ich bin eigentlich jemand, der sich selbst hilft“, sagt er. Außerdem sei es schrecklich, wie die Menschen mit einem Bettler umgehen würden. Man bekomme keine Hilfe, höchstens Beleidigungen an den Kopf geworfen. Auf Unterstützung aus der Familie habe Peter nicht hoffen können. Er und seine Eltern hätten sich bereits vor langer Zeit zerstritten. Zwischen ihnen bestehe schon lange kein Kontakt mehr.
Die ersten Schritte zum besseren Leben
Nach acht Wochen auf der Straße wurde Peter von einem Mitarbeiter der Gemeinde angesprochen, in der er lebte, ob er über Hilfsangebote für obdachlose Menschen Bescheid wisse. Davon gebe es unter anderem in Aurich welche. Also lief er los. Und mit Hilfe der Teams der ambulanten Obdachlosenhilfe, des Tagesaufenthalts und des DRK-Übernachtungshauses in Aurich schaffte er es, wieder ein wenig Hoffnung zu schöpfen. „Die bauen einen auch mal auf, wenn es so richtig schlecht geht“, sagt Peter. Außerdem gebe es eine hervorragende Beratung, die Wege aus der Wohnungslosigkeit zeige. Das Problem bei Peter: Die Ämter würden sich querstellen. Bereits seit Monaten bekomme er sein Geld vom Jobcenter nicht. Warum es nicht ausgezahlt werde, wisse niemand. Das sei aber ein Problem, das viele Obdachlose Menschen hätten.
Für den Österreicher ist es keine Option, den Rest des Lebens in einem Übernachtungsheim zu schlafen. Doch die Wohnungssuche sei durch den Vermerk, dass er wohnungslos ist, wesentlich schwerer als für einen anderen Menschen. Vermieter würden das sehen und sich generell gegen ihn entscheiden und nicht einmal eine Besichtigung vereinbaren. „Ich würde mir wünschen, dass die Menschen sich mit unseren Geschichten auseinandersetzen“, sagt Peter. Denn nicht jeder ohne eine Wohnung stinke, sei drogenabhängig oder ungebildet. Auch in Aurich gebe es studierte Menschen unter den Wohnungslosen. Manche hätten einfach Pech im Leben gehabt.
Die Rolle von Drogen auf der Straße
Er selbst nimmt keine Drogen, sagt Peter. In den letzten fünf Monaten, die er im Übernachtungshaus untergekommen ist, habe er nur zwei Bier getrunken. Auch wenn Peter selbst nicht den Drogen verfallen ist, kann er den Weg dahin gut nachvollziehen. „Besonders jetzt im Winter, wenn überall das Familienglück zu sehen ist, ist es für die Psyche wirklich schwer, allein und ohne Hilfe zu sein“, sagt er. An so einem Tiefpunkt sei die Versuchung groß, Drogen zu nehmen. Und es sei leicht, in Aurich daran zu kommen. Besonders als „Frischling“ unter den Obdachlosen würde man immer wieder zum Konsum eingeladen werden. „Aber das löst die Probleme nicht. Man betäubt sie nur für eine Weile. Und in der Regel werden sie nur noch schlimmer.“
Trotz allem lässt Peter sich nicht hängen. Er duscht sich regelmäßig und versucht sogar, andere im Aufenthalt dazu zu bewegen, sich sauber zu halten. Außerdem ist er wieder berufstätig. Das ist möglich, weil er bei der ambulanten Wohnungslosenhilfe ein Postfach hat. Peter konnte zwar keine Stelle in seinem Ausbildungsberuf als Koch und Patissier bekommen, aber das ist ihm egal. „Hauptsache, ich habe erstmal was.“ Er arbeitet 40 Stunden in der Woche. Und das erste Gehalt steht vor der Tür. „Ich habe beschlossen, mir damit was zu gönnen. Neue Klamotten zum Beispiel. Oder mal zu McDonald’s zu gehen“, freut er sich. „Die kleinen Erfolge werden größer, wenn man an so einem Tiefpunkt angelangt ist. Es kann nur besser werden.“
GA-Weihnachtsaktion 2025
Spendenkonto: Ein Herz für Ostfriesland gGmbH IBAN: DE89 2802 0050 7016 6111 01 Oldenburgische Landesbank AG Stichwort: GA Weihnachtsaktion 2025 Sie können hier auch über PayPal spenden. Ob fünf oder 500 Euro – jede Spende ist willkommen. Die Spendernamen werden bei der Weihnachtsaktion veröffentlicht. Wenn Sie spenden, aber nicht genannt werden wollen, vermerken Sie das bitte. Die Verwaltungskosten werden von der Zeitungsgruppe Ostfriesland getragen. Bei Beträgen ab 199 Euro kann per E-Mail an info@einherzfuerostfriesland.de eine Spendenquittung beantragt werden.