1:4 gegen Norwegen Pfiffe nach Blamage: Italien blüht nächstes WM-Quali-Debakel
Zweimal mussten die Italiener zuletzt bei Fußball-Weltmeisterschaften zuschauen. Folgt bald der nächste Schock? Coach Gattuso wird deutlich.
Vom gellenden Pfeifkonzert dürften Gennaro Gattuso noch die Ohren geklingelt haben, als er sichtlich geknickt um Verzeihung bat. „Ich möchte mich bei unseren Fans entschuldigen“, sagte der Fußball-Nationaltrainer Italiens nach der 1:4-Heimblamage in der WM-Qualifikation gegen Norwegen. Die zweite Pleite gegen die Skandinavier besiegelte den Gang der Azzurri in die Quali-Playoffs - und diese Strafrunden waren zuletzt schon zweimal fatal.
„Gedemütigtes Italien“, schrieb die „Gazzetta dello Sport“ am Tag nach der Pleite. Kurioserweise konnten sich Gattuso und seine Fußballer noch bei Jannik Sinner bedanken: Durch dessen Sieg bei den ATP Finals am Sonntagabend verdrängte der jubelnde Tennis-Star auf den Fotos mitsamt dem silbernen Pokal die enttäuschten Kicker etwas von den Titelseiten der drei wichtigsten Sportblätter. Die ganz großen und vernichtenden Schlagzeilen fielen also vorerst aus.
Italien enttäuscht schon seit mehreren Spielen
Das Publikum im Giuseppe-Meazza-Stadion von Mailand hatte da weniger Rücksicht genommen und das eigene Team beim Schlusspfiff heftig ausgepfiffen und ausgebuht. „So einen Abend hat niemand verdient, vor allem nicht jene, die hier ins Stadion gekommen sind“, räumte Gattuso ein.
Dabei war die direkte Qualifikation für die WM 2026 bereits vor Spielbeginn quasi futsch: Die Italiener hätten mit neun Toren Unterschied gewinnen müssen, um Norwegen auf Rang eins noch abzufangen. Doch statt sich Mut zu holen für die Playoffs im März setzte es einen ähnlichen Dämpfer wie zum Quali-Start beim 0:3 in Norwegen. Danach hatte Coach Luciano Spalletti gehen müssen.
Nachfolger Gattuso ist mit der Squadra Azzurra aber nicht viel weiter gekommen. Das 1:4 vom Sonntagabend reihte sich ein in eine Liste von schwachen Auftritten: Gegen Israel etwa mühte sich Italien im September zu einem 5:4 in der Nachspielzeit, auch das 2:0 vor wenigen Tagen beim Fußball-Zwerg in Moldau wurde erst durch zwei Treffer in der Schlussphase festgezurrt.
Heftiger Einbruch nach guter erster Halbzeit
So wird es auch in den Playoffs schwierig, das wissen die Italiener. Sie klammern sich an kleine Mutmacher. Vor der Pause gegen Norwegen etwa waren die Gastgeber dominant, gingen durch Francesco Pio Esposito in Führung (11. Minute) und hätten noch weitere Treffer nachlegen können. „Wir müssen auf dieser ersten Halbzeit aufbauen“, sagte Trainer Gattuso.
Und die zweiten 45 Minuten im Regen von Mailand am besten vergessen, hätte der Ex-Profi ergänzen können. Leipzigs Profi Antonio Nusa (63. Minute), zweimal Weltklasse-Stürmer Erling Haaland (78./79.) und Jørgen Strand Larsen (90.+3) drehten das Match. Gattuso fand, sein Team sei „zu schwer bestraft worden“.
Wiedersehen mit alten Schreckgespenstern?
Jetzt geht das Bangen wieder los in der stolzen Fußball-Nation. Zunächst wird am Donnerstag ausgelost, gegen wen man im März im ersten K.o.-Spiel ran muss. Dass dabei Schweden oder Nordmazedonien mögliche Gegner sind, also just jene Teams, gegen die Italien in den Playoffs die WM-Teilnahmen 2018 und 2022 vergeigt hatte, dürfte die Stimmung nicht wesentlich heben.
„Jetzt haben wir Zeit, uns bestmöglich vorzubereiten“, kündigte Verteidiger Giovanni di Lorenzo an. „Wir werden die Wunden lecken“, meinte Coach Gattuso und blickte auf März voraus: „Hoffentlich können wir unseren Fans dann doch noch eine Freude machen.“ Überzeugt klang er dabei nicht.