Radsport Deutschland Tour als Triumphfahrt: Rad-Fans feiern Lipowitz

Stefan Tabeling und Stephan Klemm, dpa
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Von Stefan Tabeling und Stephan Klemm, dpa
| 24.08.2025 12:06 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Florian Lipowitz war der umjubelte Star bei der Deutschland Tour. Foto: Jan Woitas/dpa
Florian Lipowitz war der umjubelte Star bei der Deutschland Tour. Foto: Jan Woitas/dpa
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Florian Lipowitz hat mit seinem dritten Platz bei der Tour de France eine neue Begeisterung ausgelöst. Das Zuschauer-Interesse ist stark angewachsen. Auch ein Crash kann ihn nicht bremsen.

Florian Lipowitz schrieb auch mit schmerzender Hand fleißig Autogramme. „Ich halte den Stift nur mit Daumen und Zeigefinger, das geht schon“, scherzte der nach einem Crash lädierte deutsche Radstar, der mit seinem dritten Platz bei der Tour de France eine neue Euphorie entfacht hat. Der Schwabe war bei der Deutschland Tour der gefeierte Star, auch wenn er sportlich beim Gesamtsieg des Norwegers Sören Waerenskjold nur eine Nebenrolle eingenommen hat.

„Wenn man sieht, wie viele Fans hier sind, freut mich das wahnsinnig“, betonte Lipowitz, der sich mit seinem Heimspiel für die Unterstützung in Frankreich bei den eigenen Fans bedanken wollte. So registrierte Fabian Wegmann als Sportlicher Leiter des fünftägigen Events dieses Jahr die „mit Abstand am meisten Zuschauer“, wie der frühere Radprofi in der ARD betonte: „Dieser Lipowitz-Faktor ist auf jeden Fall da.“

Bei den Fans im Mittelpunkt: Florian Lipowitz Foto: Jan Woitas/dpa
Bei den Fans im Mittelpunkt: Florian Lipowitz Foto: Jan Woitas/dpa

Das neue Interesse an der in der Vergangenheit aufgrund von Doping-Skandalen in Verruf geratenen Sportart freut auch Landsmann Georg Zimmermann. „Da hat Flo sicher seinen Teil dazu beigetragen. Hier ist richtig was los in Deutschland“, sagte der deutsche Meister. Das erste Podium beim größten Radrennen der Welt seit vielen Jahren habe Deutschland wie einst bei Jan Ullrich wieder ins Tour-de-France-Fieber versetzt.

Wichtige Helferrolle trotz Schmerzen

Angesichts der Begeisterung ließ sich Lipowitz auch nicht von einem Malheur auf der zweiten Etappe im Sauerland ausbremsen, als er nach einem Ausweichmanöver gegen einen Stromkasten geprallt war. Mit Prellungen an der Hand, an der Schulter und am Schlüsselbein kämpfte er sich tapfer durch.

Aber auch ein angeschlagener Lipowitz war noch eine große sportliche Bereicherung. Auf der dritten Etappe brachte er als bärenstarker Helfer seinen Red-Bull-Teamkollegen Danny van Poppel zurück in die Spitzengruppe. „Ich mache das gerne. Ich habe so viel von denen bei der Tour bekommen. Da wollte ich einfach etwas zurückgeben. Ich versuche so gut wie möglich zu helfen“, sagte Lipowitz.

Pogacar ärgert sich über Rennjury

Van Poppel gewann schließlich auch den Zielsprint, wurde aber von der Rennjury zurückgestuft. Der niederländische Meister hatte den Briten Matthew Brennan durch einen Schlenker den Weg versperrt. Das ärgerte sogar Superstar Tadej Pogacar in der Ferne. „Diese Zurückstufung ist ein absoluter Witz und nicht korrekt. Schlechte Arbeit... wie so oft“, kritisierte der viermalige Tour-de-France-Champion auf Instagram. Van Poppel sei der klare Sieger gewesen, so der Slowene, der sich von den Strapazen bei der Tour de France erholt.

Danny van Poppel gewinnt den Sprint, wird von der Jury aber zurückgestuft. Es gewinnt Soren Waerenskjold (r). Foto: Jan Woitas/dpa
Danny van Poppel gewinnt den Sprint, wird von der Jury aber zurückgestuft. Es gewinnt Soren Waerenskjold (r). Foto: Jan Woitas/dpa

Das hat Lipowitz in den vergangenen Wochen bereits in Südtirol und am Gardasee gemacht. Der 24-Jährige will in den nächsten Wochen wieder angreifen - erst bei den WorldTour-Rennen in Kanada im September, dann bei den Herbstklassikern in Italien. Auf eine WM-Teilnahme in Ruanda verzichtet Lipowitz dagegen, dafür hätte er nochmal ins Höhentrainingslager gehen müssen.

Womöglich steht im nächsten Jahr auch ein Gesamtsieg bei der Deutschland Tour auf seiner Agenda. Dafür müsste das Profil der Rundfahrt, die in diesem Jahr eher auf Sprinter und Klassiker-Spezialisten zugeschnitten war, aber erschwert werden. Dem Rennen würde ein deutscher Sieger sicher guttun, der letzte Erfolg durch Nils Politt liegt auch schon vier Jahre zurück. Der Kölner hat auch für den letzten deutschen Etappensieg 2021 gesorgt. Auch in diesem Jahr gab es für Phil Bauhaus und Co. nichts zu holen, die Schlussetappe über 163,7 Kilometer von Halle nach Magdeburg gewann der Brite Matthew Brennan.

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