Sensationell Weltmeisterin Elendts furioser Schwimm-Coup: „Bedeutet unglaublich viel“

Thomas Eßer und Stefan Tabeling, dpa
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Von Thomas Eßer und Stefan Tabeling, dpa
| 29.07.2025 15:02 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Anna Elendt feiert mit der deutschen Fahne. Foto: Vincent Thian/AP/dpa
Anna Elendt feiert mit der deutschen Fahne. Foto: Vincent Thian/AP/dpa
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Anna Elendt sorgt in Singapur für eine deutsche Schwimm-Sensation. Mit neuer Lockerheit gewinnt sie Gold. Dabei hatte die 23-Jährige bereits über ein Karriereende nachgedacht.

Völlig perplex hielt sich Anna Elendt die Hand vor den Mund und schaute ungläubig auf die Anzeigetafel. Dort leuchtete die 1 vor goldenem Hintergrund. „Als ich die 1 gesehen habe, war ich völlig sprachlos“, sagte die 23-Jährige. Ihr Weltmeistertitel über 100 Meter Brust ist eine Schwimm-Sensation.

„Weltmeisterin zu werden bedeutet unglaublich viel. Vor allem, weil die letzten drei Jahre nicht so gut gelaufen sind“, sagte Elendt. „Wir haben viel geändert, wir haben deutlich mehr trainiert. Dann zu sehen, dass es auch wirklich funktioniert, hat mich einfach unglaublich glücklich gemacht.“

Anna Elendt konnte kaum glauben, dass sie Gold gewonnen hat. Foto: Lee Jin-man/AP/dpa
Anna Elendt konnte kaum glauben, dass sie Gold gewonnen hat. Foto: Lee Jin-man/AP/dpa

Zweimal Gold im Becken gab es zuletzt 2009

Als sie ihren Coup realisiert hatte, hüpfte sie aus dem Wasser und verdrückte - eingehüllt in eine Deutschland-Fahne - eine Freudenträne. Elendt bescherte dem Team des Deutschen Schwimm-Verbands in Singapur am dritten Tag der Beckenwettbewerbe den zweiten Titel.

Zum Auftakt hatte sich Lukas Märtens am Sonntag zu Gold über 400 Meter Freistil gekrönt. Erstmals seit Britta Steffen und Paul Biedermann 2009 haben wieder zwei Deutsche Gold bei einer Schwimm-WM im Becken gewonnen.

Anders als Märtens zählte Elendt allerdings nicht zu den absoluten Topfavoriten. Als Siebte des Halbfinals war sie in den Endlauf eingezogen und hatte schon das als Erfolg gewertet. Sie musste auf der undankbaren ersten Bahn starten. Dort hat man die Konkurrenz nicht so gut im Blick, kann sich schlechter orientieren.

Elendt zeigt starken Schlussspurt

„Von der Bahn eins zu starten fand ich nicht so toll. Aber mein Trainer hat gesagt: „Wenn ich eine Bahn habe, dann habe ich auch eine Chance“. Wir haben viel über 200 Meter gearbeitet. Deshalb war ich vielleicht auf den letzten 15 Metern so stark“, sagte Elendt.

Bei der Wende hatte sie noch auf Rang zwei gelegen. Am Ende schlug sie nach 1:05,19 Minuten an, stellte damit einen deutschen Rekord auf und siegte vor Kate Douglass aus den USA sowie Bronzegewinnerin Tang Qianting aus China.

Da ist das Ding: Elendt präsentiert stolz die Goldmedaille. Foto: Jo Kleindl/dpa
Da ist das Ding: Elendt präsentiert stolz die Goldmedaille. Foto: Jo Kleindl/dpa

Elendt: „Deutlich glücklicher als die letzten Jahre“

Die Schwimmerin von der SG Frankfurt, die in den USA lebt, hatte 2022 WM-Silber in Budapest über 100 Meter Brust gewonnen. Danach lief es häufig nicht wie gewünscht - auch, weil Elendt am College viel Stress hatte und sich unter Druck setzte. Mit ihren Abschlüssen in den Fächern Business und Sportmanagement ist vieles leichter geworden.

„Ich fühle mich deutlich gelassener und deutlich glücklicher als die letzten Jahre“, erklärte sie. „Es ist wirklich so, dass ich nur noch für mich schwimme. Dass ich nicht noch fürs Studium, fürs College schwimmen muss.“ Elendt ergänzte: „Wenn ich wirklich keine Lust mehr habe, könnte ich sagen, ich höre morgen auf. Das ist natürlich nicht der Plan, aber es nimmt einfach den Druck raus.“

Elendt dachte über ein Ende ihrer Schwimm-Laufbahn nach

Nach ihrem Sieg erklärte sie, dass ein Karriereende nach den für sie enttäuschenden Olympischen Spielen im vergangenen Sommer tatsächlich eine Option gewesen war.

„Nach Paris, nachdem es nicht so gelaufen ist, wie ich es wollte, musste ich viel nachdenken. Am Ende war die Entscheidung, ob ich aufhören möchte und mein Leben weiterlebe ohne Schwimmen oder ob ich mich dazu entscheide, es nochmal zu probieren und nochmal anzugreifen.“ Sie entschied sich für den Angriff und belohnte sich mit Gold.

Elendt: „Ich konnte es wirklich genießen“

„Ich war noch nie so nicht-nervös vor einem Rennen wie heute. Das hat einfach unglaublich viel Spaß gemacht“, erklärte Elendt. „Die letzten Jahre war ich immer so unglaublich nervös und habe gedacht, ich weiß gar nicht, ob ich das überhaupt machen möchte. Heute war es einfach so entspannt. Ich konnte es wirklich genießen.“

Am Mittwoch kann das deutsche Team erneut auf Edelmetall hoffen. Im Finale über 800 Meter Freistil haben Märtens und Sven Schwarz Medaillenchancen. Brustschwimmer Melvin Imuoudu hat über 50 Meter ebenfalls den Endlauf erreicht.

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