Turn-EM in Leipzig Titel und Tränen: Dunkel bejubelt EM-Gold, Toba tritt ab

Martin Kloth, dpa
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Von Martin Kloth, dpa
| 31.05.2025 15:16 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Andreas Toba sagt tschüss. Foto: Marijan Murat/dpa
Andreas Toba sagt tschüss. Foto: Marijan Murat/dpa
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Nils Dunkel sorgt bei den Turn-EM in Leipzig für einen Höhepunkt. Sein Teamkollege Timo Eder überzeugt am Barren ebenfalls. Andreas Toba feiert einen emotionalen Abschied mit Silber.

Nils Dunkel sprang voller Euphorie aufs oberste Treppchen und brüllte seine Freude heraus. Am Schlusstag der Turn-Europameisterschaften hat der 28-Jährige am Barren für einen völlig unerwarteten Titelgewinn gesorgt - und damit die 5.500 Zuschauer in Leipzig auf den emotionalen Abschied von Andreas Toba eingestimmt. Der 34 Jahre alte Turn-Held beendete seine Karriere mit Silber am Reck. 

Als seine Note von 14,000 Punkten an der Anzeigetafel aufleuchtete, fiel er auf die Knie und wurde mit Standing Ovations gefeiert. „Besser hätte ich es nicht machen können. Das war die beste Übung in meinem Leben“, sagte er. Um 0,300 Punkte besser war nur der Litauer Robert Tvorogal. 

Für den ersten Höhepunkt des Abschlusstages hatte zuvor Dunkel gesorgt. Drei Jahre nach EM-Bronze in München am Pauschenpferd präsentierte der 28 Jahre alte Hallenser eine tadellose Übung und erhielt dafür 13,900 Punkte und damit 0,1 Zähler mehr als in der Qualifikation. Mixed-Team-Europameister Timo Eder aus Ludwigsburg komplettierte als Dritter mit 13,700 Punkten das glänzende Abschneiden. 

Starke Bilanz für Turner-Bund

Mit dreimal Gold, zweimal Silber und einmal Bronze feierte der vom Missbrauchsskandal in Stuttgart und Mannheim gebeutelte Deutsche Turner-Bund (DTB) die erfolgreichste EM seit vielen Jahren. „Dem ganzen DTB Glückwunsch für diese EM“, sagte Toba.

Mit Tränen in den Augen stieg er aufs Siegerpodest, nachdem er sich bekreuzigt hatte. Mit brüchiger Stimme dankte er anschließend seinen Trainern, seiner Familie und seinen Teamkollegen, ehe er sich auf eine Ehrenrunde begab und mit Sprechchören bejubelt wurde. „Es ist ein Privileg, zu Hause zu turnen und zu Hause so die Karriere zu beenden - besser geht es nicht. Das ist der Traum“, meinte er.

Toba und die Tränen

Toba hatte vor der Heim-EM angekündigt, in Leipzig seine internationale Karriere zu beenden. Der 34-Jährige hatte sich mit 13,566 Punkten für den Endkampf an seinem Lieblingsgerät qualifiziert und damit das Ende seiner Laufbahn noch um ein paar Tage verschoben. 

Schon an diesem Montag steht Toba dann als Landestrainer in Hannover in der Trainingshalle und will nur noch in der Bundesliga turnen, wenn es sein neuer Job zulässt. „Ich habe auf dem Weg zum Training heute Morgen geweint, auf dem Weg vom Auto in die Halle geweint, ich habe die ganze Zeit nur geweint und frage mich, wie viele Liter ich ausgeschwitzt und ausgeweint habe“, berichtete er.

Von Emotionen überwältigt: Andreas Toba. Foto: Marijan Murat/dpa
Von Emotionen überwältigt: Andreas Toba. Foto: Marijan Murat/dpa

Von Tobas vier Olympia-Teilnahmen bleibt insbesondere die 2016 in Rio de Janeiro unvergessen, als er mit einem Kreuzbandriss noch in der Team-Qualifikation am Pauschenpferd turnte. Dadurch wurde er als „Hero de Janeiro“ auch weit über die Turn-Welt hinaus berühmt.

Dunkel überrascht mit Titel seinen Trainer

Dunkel war von seiner Leistung überwältigt. „Wahnsinn“, sagte der deutsche Team-Kapitän aus Halle an der Saale, der nur langsam begriff, dass er Europameister ist. „Allein, dass die deutsche Nationalhymne für mich und Timo gespielt wurde, hat dafür gesorgt, dass es ankommt.“ Dunkel ist der erste deutsche Barren-Europameister seit Marcel Nguyen 2012. 

„Für mich sehr, sehr, sehr, sehr überraschend. Er hat eine Top-Übung hingezaubert und damit verdient gewonnen“, sagte sein Heimtrainer Hubert Brylok bei seinem letzten internationalen Wettkampf. Die Silbermedaille ging an Ian Raubal aus der Schweiz mit 13,766 Punkten.

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