Für den Artenschutz Mehlschwalben sind gefährdet – Nabu will Nisthäuser einrichten

| | 31.01.2024 10:02 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Ihno Völker ist der Vorsitzende der Leeraner Kreisgruppe des Naturschutzbunds (NABU). Der Verein möchte Mehlschwalben ein Zuhause geben. Foto: Cordes
Ihno Völker ist der Vorsitzende der Leeraner Kreisgruppe des Naturschutzbunds (NABU). Der Verein möchte Mehlschwalben ein Zuhause geben. Foto: Cordes
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Die Schwalbenhäuser sollen dem negativen Bestandstrend entgegenwirken. Davon soll nicht nur die Mehlschwalbe profitieren. Das können Sie tun, um der gefährdeten Art zu helfen.

Landkreis Leer/Oberledingerland - Die Mehlschwalbe ist eine gefährdete Art, der Bestand ist im ganzen Land rückgängig, sagt Ihno Völker. Er ist der Vorsitzende der Leeraner Kreisgruppe des Naturschutzbundes (Nabu). Der Nabu möchte nun mit einem Projekt dagegen angehen: Vier Schwalbenhäuser sollen im Landkreis Leer aufgebaut werden – in Ostrhauderfehn, Westoverledingen, Detern und in Amdorf.

„Wir geben den Mehlschwalben ein Zuhause“, ein Projekt, das fast zu scheitern drohte: Der eigentliche Projektpartner, LeeWerk-Wisa, habe die Zusammenarbeit kurzfristig abgesagt. Dadurch habe sich das Projekt nun verteuert. „Rund 8000 Euro müssen wir nun mehr bezahlen“, sagt Ihno Völker. Etwa 36.000 Euro koste das Projekt insgesamt. Ein teures Vorhaben, doch warum ist das nötig? Wir haben Antworten.

Was zeichnet Mehlschwalben aus?

Mehlschwalben bauen runde und fast geschlossene Lehmnester an Gebäuden, Dach- oder Fassadenvorsprüngen. Foto: DPA
Mehlschwalben bauen runde und fast geschlossene Lehmnester an Gebäuden, Dach- oder Fassadenvorsprüngen. Foto: DPA

Die Mehlschwalbe ist eine der bekanntesten Vogelarten in Städten und Dörfern. Das schreibt der Naturschutzbund auf seiner Webseite. Das Gefieder auf der Oberseite des Vogels ist metallisch blau-schwarz, der Rücken weiß. Die Mehlschwalbe ernährt sich von Insekten. Mehlschwalben überwintern in Afrika und kommen zum Frühlingsbeginn wieder zurück. Ihr Bestand ist rückgängig – das wurde schon 1974 festgehalten, als die Mehlschwalbe zum Vogel des Jahres gewählt wurde. „Durch Zählungen hat man festgestellt, dass weniger Mehlschwalben hier sind“, erklärt Ihno Völker vom Nabu in Leer.

Warum werden Nisthäuser für Mehlschwalben gebraucht?

Der negative Bestandstrend dieser Schwalben ist unter anderem auf mangelnde Brutmöglichkeiten zurückzuführen, so der Nabu. Die Mehlschwalbe nistet in Siedlungen an Wohnhäusern. Der moderne Wohnhausbau erschwere den Tieren das Bauen von Nestern. An den glatten Oberflächen haben die Nester keinen Halt, das ist auch bei imprägnierten Steinen der Fall. Außerdem nehme die Akzeptanz von Hauseigentümern gegenüber der Tiere ab. Denn: Die Schwalben verschmutzen ihre Umgebung. Viele Nester würden auch von den Hausbewohnern zerstört, sagt Ihno Völker – auch wenn das aufgrund des zurückgehenden Bestands verboten sei. Weitere Probleme seien zu wenig Nistmaterial und fehlendes Futter.

So sehen die Schwalbenhäuser aus. Sie sind zweimal zwei Meter breit. Foto: Tim Mattern/NABU
So sehen die Schwalbenhäuser aus. Sie sind zweimal zwei Meter breit. Foto: Tim Mattern/NABU

Was ist das Besondere an den Schwalbenhäusern?

16 künstliche Nester sollen am zweimal zwei Meter großen Schwalbenhaus angebracht werden. „Da ist nochmal genauso viel Platz für Selbstgebaute“, erklärt Völker. Klangattrappen sollen Vögel in der Brutzeit anlocken. Mehlschwalben seien Koloniebrüter, brüten also gerne mit anderen Vögeln zusammen.

Außerdem soll ein weiteres Tier von dem Projekt profitieren: Der Nabu möchte nicht nur der Mehlschwalbe ein Zuhause bieten, auch Fledermäuse seien willkommen. Das Dach sei „als Sommerquartier sehr geeignet“, so Völker.

Was können wir tun, um den Artenbestand der Mehlschwalben aufrecht zu erhalten?

Zum einen könne man Lehmpfützen anlegen. Aus der Pfütze können die Tiere dann Nistmaterial ziehen. „Schwalben sind findig“, sagt Völker. Wenn die Tiere Baumaterial finden, bleiben sie an diesem Ort. Um das Bauen eines Nestes zu erleichtern, können Hausbewohner am Dach unter der Decke angerautes Holz setzen, worauf die Schwalben ihre Nester bauen können. Das Holz sollte in östlicher Richtung angebaut werden, da die Nester nicht voll von der Sonne bestrahlt werden sollen. „Das hält kein Jungvogel aus“, sagt Völker.

Außerdem werden für die Schwalbenhäuser des Nabu noch Fördermittel benötigt, 4000 bis 6000 Euro würden in der Kasse fehlen. Wer sich an dem Projekt beteiligen möchte, kann Geld auf das Spendenkonto (DE82 2855 0000 0150 0168 55) überweisen. „Da helfen auch kleine Spenden. Wenn das viele sind, bringt uns das auch weiter“, so Ihno Völker. Sterben würde das Projekt ohne diese Gelder aber nicht.

Hier kann man die künstlichen Nester erkennen. Foto: Tim Mattern/NABU
Hier kann man die künstlichen Nester erkennen. Foto: Tim Mattern/NABU

Wo werden die Schwalbenhäuser genau aufgestellt?

Bei der Wahl der Standorte der Schwalbenhäuser habe man sich etwas gedacht, so Ihno Völker. Die Häuser sollen an touristischen Fahrradrouten stehen, um die Aufmerksamkeit vieler Menschen auf die gefährdete Vogelart zu lenken. Auch Infotafeln sollen aufgestellt werden. Ein Haus wird beim Restaurant Ulenhoff in Westoverledingen stehen, einer am Gulfhof in Ostrhauderfehn sowie im Amdorfer Ortskern. In Detern wird das Schwalbenhaus bei der Grundschule stehen – so könne auch im Rahmen des Schulunterrichts über die Tiere aufgeklärt werden, erklärt Völker.

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