Weihnachtsaktion So unterstützt man blinde Menschen richtig

Lukas Münch
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Von Lukas Münch
| 13.12.2023 06:01 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
An trubeligen Orten wie etwa einem Bahnhof hilft es blinden Menschen , wenn sie akustisch vorwarnt werden, bevor eine Berührung oder Ähnliches stattfindet. Foto: Stock.Adobe.com
An trubeligen Orten wie etwa einem Bahnhof hilft es blinden Menschen , wenn sie akustisch vorwarnt werden, bevor eine Berührung oder Ähnliches stattfindet. Foto: Stock.Adobe.com
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Blinde Menschen in Ostfriesland berichten von gut gemeinten, aber übergriffigen Berührungen im Alltag. Mangelndes Bewusstsein führt zu unangenehmen Situaionen - nicht nur für Menschen.

Ostfriesland - Im Raum ist es stockduster. Plötzlich spürt man eine Hand auf der Schulter. Was sich anhört wie eine Szene aus einem Horrorfilm, ist für Blinde häufig die Realität, denn etwa so muss man es sich vorstellen, wenn man blind ist und ohne Vorwarnung berührt wird. Blinden Menschen passiert das in ihrem Alltag ständig.

Sie leben damit, häufig ohne eine Vorankündigung berührt zu werden – in den allermeisten Fällen ist das dann zwar nett gemeint, aber hat genau die gegensätzliche Wirkung. Das bestätigen auch die Gespräche, die diese Zeitung anlässlich der Weihnachtsaktion der OZ und des GA zugunsten des Blindenverbandes Niedersachsen in Ostfriesland (kurz: BVN) geführt hat.

OZ+GA-Weihnachtsaktion 2023

Spendenzeitraum: Ab dem 22.11.2023 bis Anfang 2024

Spendenkonto: Ein Herz für Ostfriesland gGmbH

IBAN: DE28 2859 0075 0011 1112 01

Ostfriesische Volksbank eG

Stichwort: OZ+GA-Weihnachtsaktion 2023

Die Spendernamen werden veröffentlicht. Wer dies nicht möchte, vermerke das bitte.

Die Verwaltungskosten werden von der Zeitungsgruppe Ostfriesland getragen.

Bei Beträgen ab 199 Euro kann per E-Mail an info@einherzfuerostfriesland.de eine Spendenquittung beantragt werden.

Hilfe öfter gut gemeint aber schlecht ausgeführt

Die 14-jährige blinde Wiesmoorerin Lia Hardy beschreibt es so: „Man erschreckt sich höllisch. Auf einmal liegt eine Hand auf der Schulter oder man merkt, dass jemand einem an den Arm fasst“. Das sei extrem unschön und unangenehm, man fühle sich danach irgendwie sehr schlecht. Und gefährlich sei das obendrein, sagt sie. Menschen mit einem Herzleiden etwa, haben bei jedem Schreck eine gewisse Gefahr miteinhergehend. „Diese Berührung kann ja noch viel mehr mit dem Menschen machen“, sagt sie.

Die Vorsitzende des ostfriesischen Ablegers des BVN, Hannelore Folkerts, kann Lia Hardy da nur zustimmen: „Das Ärgerliche daran ist, dass die Leute es ja wirklich gut meinen. Das wissen wir auch.“ Nur nütze das dann eben auch nichts. Gut gemeint sei demnach nicht gleich gut gemacht. Wichtigste, weiß Andrea Sweers. Eine akustische Vorwarnung sei wirklich wünschenswert. „Da braucht es gar nicht mal viele Worte“, sagt Hannelore Folkerts.

Ein Signal reicht schon vollkommen aus

Man sollte, bevor man in die Nähe kommt oder jemanden anfassen will, einfach einen Laut von sich geben, rät Folkerts. Es sei sonst schlicht keine Hilfe mehr, sondern regelrecht eine Belastung, stellt sie fest.

Was sie traurig mache, sei, dass viele Menschen einmal den Fehler der Übergriffigkeit machen oder ihre Hilfe anbieten und danach dann nie wieder. „Viele Leute sind verärgert oder beleidigt, wenn man sagt ‚danke, aber ich schaffe das schon alleine‘. Beim nächsten Mal bieten Sie Leuten die Hilfe dann gar nicht mehr an“, so die Erfahrung Hannelore Folkerts‘. Und das trage wiederum zu dem Gesamtbild, was ihrer Meinung nach herrscht, bei, dass blinde und sehbehinderte Menschen in der Bevölkerung eher als ein Randphänomen wahrgenommen würden. „Es ist schon irgendwie nischig – das Thema Auge an sich“, sagt Andrea Sweers, Sozialarbeiterin beim BVN in Leer.

Auch Hundebesitzer kämpfen mit Problemen

Blindenhundebesitzer wie etwa Helga Howe aus Westoverledingen klagen über die ähnliche Problematik wie Hardy und Folkerts, nur in diesem Fall bezogen auf ihren Vierbeiner. „Die Leute streicheln Hunde einfach so, ohne zu fragen oder etwas zu sagen. Das sollte man bei normalen Hunden schon nicht tun.“ Bei Blindenhunden sei es noch viel fahrlässiger, weil es den Hund von der wichtigen eigentlichen Tätigkeit, dem Blinden zu helfen, ablenke, so Howe. Im schlimmsten Fall könne der Hund einen beispielsweise auf eine befahrene Straße zerren.

In einem sind sich alle einig: Wenn es mehr Bewusstsein für sehbehinderte Menschen gäbe, dann wären diese Probleme gar nicht existent. „Das muss sich eigentlich nur rumsprechen“, weiß auch Hannelore Folkerts.

Verband täte mehr Aufmerksamkeit gut

Auch dem BVN würde das helfen, vor allen Dingen finanziell. „Wir hoffen ja, dass durch solche Aktionen wie diese, das Thema permanent aus der Nische geholt wird und die Leute eventuell auch regelmäßiger Spenden“, sagt Andrea Sweers vom BVN in Leer. Es wäre ein Traum, wenn man durchgängig auf höherere finanzielle Mittel zurückgreifen könnte und damit etwa wichtige Hilfsmittel für Blinde anschaffen könne, damit die Menschen sie ausprobieren könnten, sagt sie.

Video
So unterstützt man blinde Menschen richtig | Audio-Version des Artikels von OZ und GA
12.12.2023
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