Gerd Spiekermann in Rhauderfehn NDR-Entertainer begeisterte bei „Frotzeln mit Harm“

Holger Weers
|
Von Holger Weers
| 19.11.2023 10:03 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
Miteinander vor Publikum im Gespräch (von links): Rhauderfehns Bürgermeister Geert Müller, Gerd Spiekermann, Regine Weber und Harm Evers. Foto: Weers
Miteinander vor Publikum im Gespräch (von links): Rhauderfehns Bürgermeister Geert Müller, Gerd Spiekermann, Regine Weber und Harm Evers. Foto: Weers
Artikel teilen:

Plattschnacker Gerd Spiekermann aus Hamburg war diesmal zu Gast in der Plattdeutsch-Talkrunde in Rhauderfehn. Der 71-Jährige frühere NDR-Moderator brachte das Publikum zum Lachen und Klatschen.

Rhauderfehn - Sich gegenseitig auf den Arm zu nehmen ist ein bewährtes Motto von Harm Evers, dem Plattdeutschbeauftragten der Germeinde Rhauderfehn, und Artur Reents, dem Plattdeutschbeauftragten des Landkreises Leer, wenn die Beiden zu ihrer Veranstaltung „Frotzeln mit Harm“ illustre Gäste einladen.

"Frotzeln mit Harms" im Jugendcafé in Rhauderfehn. Mit dabei diesmal (von links): Artur Reents, Geert Müller, Gerd Spiekermann, Regine Weber, Harm Evers. Foto: Weers
"Frotzeln mit Harms" im Jugendcafé in Rhauderfehn. Mit dabei diesmal (von links): Artur Reents, Geert Müller, Gerd Spiekermann, Regine Weber, Harm Evers. Foto: Weers

Nach Udo Tesch (dem Platzwart des SuS Steenfelde und Social-Media-Star und der Radiokolumnistin, Autorin, Kabarettistin, Sängerin und Moderatorin Anni Heger war nun ein dritter Prominenter Gast im Jugendcafé Rhauderfehn zur Veranstaltung „Frotzeln mit Harm“.

Stimme bekannter als die von John Wayne

Es handelte sich diesmal um den Entertainer, Moderator und Buchautor Gerd Spiekermann. Und der hatte allein schon aufgrund seiner Vita viel zu erzählen. Er war seit 1985 bis zu seinem Ruhestand 2015 Redakteur für Niederdeutsch beim NDR und produzierte Beiträge zur Reihe „Hör mal `n beten to. „Diese Stimme ist bekannter als die von John Wayne“, stellte Reents in seiner Ankündigung fest. Außerdem war Spiekermann 14 Jahre lang Redaktionsleiter der Sendung Hamburger Hafenkonzert, bis zu ihrer Einstellung war er ebenfalls Redaktionsleiter der Sendung Sonntakte.

1982 wurde er mit dem Freudenthal-Preis für den Text „As dat Huus in de Grund versunk“ ausgezeichnet. 18 Bücher und 7 CDs mit seinen plattdeutschen Erzählungen hat der 71-Jährige veröffentlicht, außerdem die Festschrift „100 Jahre Ohnsorg-Theater“. Gerd Spiekermann wurde übrigens für seine plattdeutschen Erzählungen mit Literaturpreisen ausgezeichnet. Rhauderfehns Bürgermeister Geert Müller und die in Rhauderfehn lebende Regine Weber, Oberstudienrätin aus Emden, komplettierten die Talkrunde.

Schallplatten mit Heinz-Erhard-Texten auswendig gelernt

Der im Hamburger Stadtteil Wandsbek wohnende Gerd Spiekermann wurde 1952 in Ovelgönne an der Unterweser geboren. Schon mit seinen Erzählungen als Junge brachte er das Publikum zum Lachen. „In den Semesterferien war ich als Postbote unterwegs. Mein Vater war ja auch bei der Post, als wir die Wirtschaft aufgeben haben. Ich mochte am liebsten die Landtouren. Mit einem alten, klapprigen VW bin ich zu den Landstellen, den Bauern gefahren und dann ins Haus. Die hatten ja keinen Postkasten. Da habe ich reell Bauernhöfe von binnen kennengelernt. Da habe ich mir überlegt, dass das auch etwas für mich sein könnte. Doch wir hatten ja nur ein paar Hektar Land. Und bevor du mit Gewalt heiraten muss, habe ich bei mir gedacht – nee, nee, nee“, erzählte er in Rhauderfehn. Regine Weber darauf: „Nicht umsonst hießt es: Schönheit vergeiht, Hektar besteiht.“ Spiekermann: „Da habe ich entschieden, ich werde Schulmeister. Auch nichts von geworden. Verkrachte Existenz. So ist es“. Das Publikum johlte.

Vor vollem Haus plauderten die Plattdeutschbeauftragten von Kreis und Gemeinde mit ihrem Gast Gerd Spiekermann. Foto: Weers
Vor vollem Haus plauderten die Plattdeutschbeauftragten von Kreis und Gemeinde mit ihrem Gast Gerd Spiekermann. Foto: Weers

„Auf Busfahrten nach Oldenburg habe ich immer die Fahrgäste unterhalten“, berichtete Spiekermann weiter. „Ich hatte alle Schallplatten von Heinz Erhardt, mein großes Vorbild in der Schulzeit. Deren Texte konnte ich alle auswendig. Die Geschichte mit der Made musste ich gleich mehrfach erzählen.“ Geert Müller konterte: „Da kann mal sehen, was sich da so tut. Als ich als kleiner Junge in den Bus gestiegen bin, bekam ich gleich einen Schlag an den Hals.“ Harm Evers fand: „Das ist mit deinem Amt als Bürgermeister heutzutage auch nicht anders und besser geworden.“ Das Publikum brach erneut in herzhaftes Gelächter aus.

Acht Jahre auf dem Chefsessel

„Damals hat sich herausgestellt: Ich bin eine bekennende Rampensau. Ich mag das gerne, vor Publikum zu stehen. Und wenn die Leute sich freuen und lachen, dann macht mir das Spaß. Und wenn man das auch noch bezahlt bekommt, ist das ja noch besser“, erzählte Spiekermann weiter. Durch eine Moderation auf der Bevensen-Tagung für niederdeutsche Sprache sei der NDR auf ihn aufmerksam geworden. „Dann habe ich 1981 als Freier Mitarbeiter die ersten Sendungen bei der Hamburg Welle, später hieß das 90,3, gemacht. Und mein Ausbilder Johannnes Wiegels hat mich die erste Zeit auch begleitet und mich zusammengestaucht.“ Nachdem Wiegels in Rente gegangen war, wurde Spiekermann sein Nachfolger. Er war der einzige Bewerber. 1985 zog er in Wiegels’ ehemaliges Büro ein. „Ein Tag später kam der Chef. ,In ihrer Gehaltstufe steht ihnen dieses Büro nicht zu‘, war das Erste was er gesagt hat. In dem Büro habe ich dann aber acht Jahre gesessen“, so Spiekermann.

Auch bei seinen Lesungen blieb Spiekermann nicht vom Unglück verschont. „Bei der ersten Lesung im Jahr 1978 bin ich gegen einen Holzbalken gelaufen – und habe mit einer Riesenbeule die erste Lesung gemacht“, brachte der Hamburger das Publikum in Rhauderfehner erneut zum Lachen,. Er moderierte auf großen Bühnen – etwa beim Kirchentag vor 25 000 Zuschauern, aber auch in einem Partykeller vor 40 Leuten. „Beim 80. Geburtstag von Heidi Kabel im CCH in Hamburg haben viele Redner zeitlich überzogen, sodass einige Programmpunkte gleich gestrichen wurden. Aber wir waren bei der Fernsehübertragung noch in der Zeit.“ Dazu merkte Bürgermeister Geert Müller an, das sei „eine super Anregung für den Gemeinderat: Punkt 3 gestrichen, Punkt 6 gestrichen“. Gelächter im Publikum.

Publikum in Rhauderfehn war fasziniert

Spiekermann berichtete auch über seine kurze Zeit als Fußballer „Gerd Eisenfuß“ in Ovelgönne und sein Familienleben. Zur Familie gehören vier Kinder, sechs Enkelkinder und 78 Pflegekinder. Das Publikum in Rhauderfehn lauschte fasziniert seinen Ausführungen und spendete zum Schluss der Talkrunde reichlich Applaus.

Ähnliche Artikel