Kolumne „Zugezogen“ DNA

Clarissa Scherzer
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Eine Kolumne von Clarissa Scherzer
| 24.10.2023 18:32 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Clarissa Scherzer schreibt die Kolumne „Zugezogen“. Foto: privat
Clarissa Scherzer schreibt die Kolumne „Zugezogen“. Foto: privat
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Kolumnistin Clarissa Scherzer berichtet in der heutigen Folge über ihren Urlaub. Dort gibt es eine Technik, um zu ermitteln, wer die Hinterlassenschaften seines Hundes nicht richtig entsorgt hat.

Ich gehe mit unserer Hündin Lissy und Junos Tante Helene in den Straßen der Marktgemeinde Auer spazieren. Die Gemeinde gehört zum Südtiroler Unterland und hat ein Problem. „Auf den Gehwegen und Grünstreifen liegen immer viele Hundewürste rum. Keiner macht sie weg. Auer hat viele Hunde, und dazu noch die Hunde von den Touristen“, erläutert sie mir die dortige Problematik und zeigt auf eine Mülltonne, die am Weg steht. „Bei uns haben alle Mülleimer auch Kotbeutel für die Haufen.“

Während ich ihr zuhöre, wandert mein Blick zu Lissy. „Jetzt bloß keinen Haufen machen“, raune ich ihr zu. Die denkt gar nicht ans Häufchen machen. Viele fremde Gerüche vom italienischen Hundevolk halten ihre Nase konstant auf dem Boden. Wir machen Halt vor einem Mülleimer, der in Auer Sac-o-mat heißt und mit Hundezeichnungen verziert ist. Unter der Öffnung informiert ein Schild über das Verbot, Müll außerhalb des Eimers abzuladen. Wer erwischt wird, zahlt bis zu 2500 Euro Bußgeld. Helene zeigt mir den Hundekotbeutelspender auf der Rückseite vom Sac-o-mat. „Das ist ja sehr praktisch“, lobe ich die pfiffige Tonne und lasse Lissy nicht aus den Augen. „Aber nicht alle nehmen einen Beutel. Oder sie packen die Wurst rein und schmeißen das Ganze irgendwo hin“, weiß Helene aus Erfahrung und erzählt mir erstaunliches: „Aber man kann hier jetzt nachvollziehen, wer den Haufen gemacht hat. Dafür gibt es ein DNA-Register. Alle Besitzer müssen ihre Hunde beim Tierarzt registrieren lassen. Wenn jemand einen Hundehaufen findet, kann er den bei der Gemeinde abgeben. Der Halter muss Bußgeld zahlen“. „Nein, das gibt es nicht wirklich“, sage ich lachend, merke aber an ihrem ernsten Gesicht, dass die Geschichte stimmt. „Wer hebt denn fremde Haufen auf und macht sich dann noch die Mühe, ihn abzugeben“, frage ich. „Es gibt solche Leute“, versichert sie mir und geht nickend weiter. Ich bin sprachlos. In Auer wird aus Scheiße Gold gemacht, schießt mir der Gedanke in den Kopf, während sich Lissy hinhockt und eine dampfende Wurst ins Gras fallen lässt.

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