Kommentar zur Woche Schlangen sind gar nicht lustig


Eine ganze Gemeinde wird in Angst versetzt, weil irgendjemand in Walchum Würgeschlagen aussetzt. Nicht nur die Bürger, vor allem die Tiere leiden unter diesem rücksichtslosen Verhalten.
Als ich das erste Mal von den Python-Funden in der emsländischen Gemeinde Walchum gelesen habe, stieß ich einen kleinen Lacher aus. „Würgeschlagen in Walchum? Schon skurril“, dachte ich mir. Dabei ist das ganze Thema auf den zweiten Blick schon gar nicht mehr lustig. Nicht nur, dass die Menschen in der Gemeinde teilweise große Angst haben, einer solchen Schlange beim Spaziergang zu begegnen. Nein, auch die mittlerweile neun ausgesetzten Tiere leiden extrem darunter...
Reptilienexperte aus dem Saterland gibt Tipps
Erneuter Schlangenfund - Zahl der Tiere steigt auf neun
Wasserschildkröte als Fundsache
Beheimatet ist die Würgeschlange, die bis zu zwei Meter lang werden kann, in Asien, Afrika und Australien – also ist sie definitiv nicht an die Lebensbedingungen im Emsland angepasst. Gut, dass die Gemeinde Walchum Florian Häselbarth aus Ramsloh, der das Seelter Reptilienhuus betreibt, als Reptilien-Experten mit an Bord hat. Er weiß, wo die Tiere sich bevorzugt verstecken, und gibt der Gemeinde Tipps, wie sie mögliche weitere Würgeschlagen rasch finden kann, bevor diese kläglich verenden oder Menschen in Panik versetzen.
Wohin mit all den Tieren
Auch die Auffangstation des Tierparks Nordhorn kommt durch das rücksichtslose Aussetzen der Pythons langsam an ihre Grenzen, sollten noch mehr Tiere gefunden werden. Es ist ein reiner Glücksfall, dass man bei weiteren Funden Häselbarth informieren könne. Denn, wer sollte die Schlangen denn sonst aufnehmen und kann gewährleisten, sie artgerecht zu halten?
Wie der Reptilien-Experte erklärte, boomte vor Jahren der Markt mit diesen Schlangen – zwischen 6000 und 7000 Euro wurden für ein Tier gehandelt. Viele Leute hätten mit den Exoten Geld verdienen wollen und zu züchten begonnen. Doch irgendwann war der Aufschwung des Handels mit den Tieren vorbei, und die weniger verantwortungsvollen Händler versuchten, sich ihrer zu entledigen – das ist sehr wahrscheinlich auch bei den Walchumer Schlangen der Fall und das macht mich unglaublich wütend. Es sind Lebewesen und keine Ware. Ich hoffe, dass der Verantwortliche für diese Form der Tierquälerei gefunden und zur Rechenschaft gezogen wird. Und ich wünsche mir, dass die Bürger aus Walchum bald wieder ruhig schlafen können.
Den Autor erreichen Sie unter l.hagewiesche@ga-online.de