Ferienzeit in Norddeutschland Werbung für kühlen Sommerurlaub in Ostfriesland?

| | 04.08.2023 18:05 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Kühle Luft und warmes Wasser: Im beheizten Freibad in Holtrop kann man sich derzeit im Wasser aufwärmen. Besucher fehlen aber trotzdem, so Schwimmmeister Heiko Wiese. Foto: Ortgies
Kühle Luft und warmes Wasser: Im beheizten Freibad in Holtrop kann man sich derzeit im Wasser aufwärmen. Besucher fehlen aber trotzdem, so Schwimmmeister Heiko Wiese. Foto: Ortgies
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Mit den heißen Temperaturen in der Mittelmeerregion kann Ostfriesland in der Haupturlaubszeit nicht mithalten. Vorschlag an die Touristiker: Warum nicht mit einem kühlen Sommer werben?

Ostfriesland - Der Sommer in Ostfriesland war bisher eher von Regen als von Sonne geprägt. Wer es warm mag, den treibt es in der Ferienzeit eher in den Süden. Im Umkehrschluss bedeutet das dann aber auch, dass sich im Norden Deutschlands nach einem kühlen Urlaubsplätzchen umsehen wird, oder? Die Tourismusbranche in Ostfriesland kommt inmitten der Hauptsaison zu einem Zwischenfazit. Kann man mit dem kühlen ostfriesischen Sommer sogar werben?

Was und warum

Darum geht es: Um einen aktuellen Blick auf den ostfriesischen Tourismus und der Einfluss des Wetters.

Vor allem interessant für: Urlauber, für die auch ein kühlerer Sommer gut klingt

Deshalb berichten wir: Die Redaktion hatte sich die Frage gestellt, ob ein Sommerurlaub zwingend warm sein muss.

Den Autor erreichen Sie unter: l.loeschen@zgo.de

Vergleichsweise kalt darf es für die Urlauber sein, hört man von den Touristikern, nur der viele Regen senkt die Attraktivität der Region. Spontane Radtouren fallen aktuell wortwörtlich ins Wasser, sagt Kurt Radtke. Der Geschäftsführer der Touristik-GmbH Südliches Ostfriesland sehe dafür viel Zulauf beim Leeraner Miniaturland, der Evenburg oder den Museen in seinem Gebiet. Also: „Alles, was unter einem Dach stattfindet.“ Auch die Zimmervermittlungen seien im Vergleich zum vorherigen Jahr angestiegen. „Im Juli 2022 hatten wir 5203 Buchungen, aktuell stehen wir bei 5569“, freut sich Radtke.

Schlechtes Wetter, schlechte Laune?

Gute Nachrichten, jedoch muss Pressesprecherin Wiebke Leverenz von der Ostfriesland Tourismus GmbH die Freude mit Blick auf die gesamte Region Ostfriesland und die hohen Niederschläge bremsen. Sie sagt, dass viele spontane Wochenendausflüge abgesagt werden. Momentan komme es auf die „Schietwetter-Tipps“ der Touristiker an. Doch diese können das Loch, das der Regen aufreißt, auch nicht komplett stopfen: „Aktuell stehen wir bei einer Auslastung zwischen 75 und 80 Prozent.“ Mit dem hoffentlich besseren Wetter und einer – wenn auch nur leicht – wärmeren Temperatur hofft Leverenz auf einen wieder höheren Zulauf im August.

In Pilsum muss man für einen Spaziergang am Deich noch die Regenjacke auskramen. Foto: Ortgies
In Pilsum muss man für einen Spaziergang am Deich noch die Regenjacke auskramen. Foto: Ortgies

Auf Juist ist Hochsaison. Bürgermeister und Kurdirektor Tjark Goerges ist zufrieden mit den Urlauberzahlen auf der Insel. Die herausragende Werte von 2019 werde man zwar nicht übertreffen, aber am Ende werde das Jahr 2023 im überdurchschnittlichen Bereich liegen. Daran ändere der Regen auch nichts. „80 Prozent der Buchungen finden bereits Monate im Voraus statt“, sagt Goerges. Und den Juist-Urlaubern könne man die Stimmung erst recht nicht so schnell vermiesen, denn sie „laufen durch den Regen und haben gute Laune“. Und zwischen den Sonnenstunden seien ein paar Wolken auch nicht schlecht. „So muss man sich nicht immer Schatten suchen, um einen Sonnenbrand zu vermeiden“, sagt der Insel-Bürgermeister mit einem Lachen. Schlechtes Wetter bedeutet also nicht immer automatisch schlechte Laune.

Urlaub im Inland immer beliebter

„Manche Touristen bevorzugen das Klima hier“, weiß Vorsitzender Christian Oltmanns vom Dehoga-Kreisverband Leer. Er sieht eine direkte Konkurrenz mit dem Mittelmeerraum. Dort gibt es viel Sonne und heiße Temperaturen, die Jahr für Jahr viele Menschen anlocken. Da ziehe Ostfriesland regelmäßig den Kürzeren – auch aufgrund der billigen Urlaubspreise. Eine Werbekampagne mit dem typisch ostfriesischen Wetter sieht Oltmanns aber nicht zustande kommen. Laut ihm „schätzen die Menschen die Landschaft“, nehmen die Veranstaltungen in der Region wahr und „stellen sich am Ende auf das Wetter ein“.

Wiebke Leverenz und Kurt Radtke sind ähnlicher Meinung. Es gebe eine Zielgruppe, die ein „laues Lüftchen“ im Sommer bevorzugt, meint die Pressesprecherin. Radtke findet, dass Ostfriesland als Urlaubsziel immer mehr an Beliebtheit gewinnt. „Die Menschen machen sich auch wegen des Klimawandels mehr Gedanken darüber, ob sie weite Strecken per Flugzeug zurücklegen wollen“, sagt er. Die Alternative: Ein Urlaub im Inland. Darauf hat sich auch der ostfriesische Tourismus eingestellt.

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