Neubau der Ledabrücke Laut Wirtschaftsminister Lies geht es nächstes Jahr los


Bei einem Treffen mit dem IHK-Präsidium und Behörden-Vertretern in Leer machte Olaf Lies deutlich, dass sich der Baubeginn der neuen Brücke nicht mehr verzögert darf. Sorgen bereitet allen der Altbau.
Leer - 2024 soll der Bau der neuen Ledabrücke beginnen. Und: Bis dahin müssten verwaltungstechnisch alle Hürden beseitigt sein. Das machte der niedersächsische Minister für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung, Olaf Lies, am Donnerstagabend bei einem Treffen im Hotel Lange in Leer deutlich. Eingeladen hatte die Industrie- und Handelskammer (IHK) Ostfriesland/Papenburg. Gekommen waren Vertreter von Wirtschaft, Verwaltung und Politik.

Die Mitglieder des IHK-Präsidiums − meistens Chefs und Chefinnen von Betrieben in der Region – machten deutlich, dass der Neubau, dessen Beginn sich seit Jahren verzögert, endlich in Angriff genommen werden muss. Zumal die Bauzeit noch mal vier Jahre betragen wird. Das heißt: Der Verkehr über die Ledabrücke in Leer, die die Kreisstadt über die Bundesstraße 70 mit dem Oberledingerland und dem Emsland verbindet, wird weiter eingeschränkt werden müssen.
Altbau wird jetzt geprüft
Das kann aber auch schon vorher passieren: Denn der Altbau aus der Nachkriegszeit bereitet inzwischen allen große Sorgen. In der kommenden Woche wird der marode Bau am Mittwoch und Donnerstag, 26. und 27. Juli, zwischen 9 und 15 Uhr gesperrt, um ihn zu untersuchen.

Dabei soll festgestellt werden, ob und wie lange die Brücke noch dem vielen Verkehr standhält. Derzeit gibt es eine Gewichtsbeschränkung von maximal 12,5 Tonnen. Ob das so bleiben wird oder weitere Einschränkungen bis hin zu einer Ampelregelung gemacht werden müssen, hängt von dieser Prüfung ab.
Weitere Hürde ausgeräumt
Vom Tisch ist dagegen eine langwieriges Änderungsverfahren des Planfeststellungsbeschlusses des Emssperrwerks. Um die neue Brücke später über die Leda einschwimmen zu können, müssen sowohl das Emssperrwerk in Gandersum als auch das Ledasperrwerk in Leer geschlossen werden, um die Flüsse Ems und Leda zeitweise aufzustauen. Eigentlich darf das Bauwerk aber nur für eine Überführung von Kreuzfahrtschiffen und bei Sturmfluten geschlossen werden. Ein kompliziertes Änderungsverfahren wäre nötig. Nun verkündete der Kreis aber: Weil es um einen einmaligen Vorgang geht, müssen jetzt doch nur Anträge auf eine wasserrechtliche Erlaubnis gestellt werden.
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Noch liegen diese aber nicht vor, teilte Jenny Daun, Erste Kreisrätin und Baudezernentin des Landkreises Leer, mit. Das passiere aber im August, meinte dazu der Leiter der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, Frank Buchholz. Die Behörde ist zuständig für den Neubau der Ledabrücke.
Ampelregelung wäre „eine Katastrophe“
Cord Neemann, Mitglied des Präsidiums der Industrie- und Handelskammer Ostfriesland/Papenburg und Chef des gleichnamigen Unternehmens in Leer-Logabirum, trug die Punkte vor, die den „50.000 bis 60.000“ Menschen, die in Leer wohnen, arbeiten sowie die Infrastruktur wie Krankenhäuser und Geschäfte nutzen, Sorgen bereiteten. Die Brücke über die Leda sei ein „Nadelöhr“, das Leer mit dem Oberledingerland und dem Emsland verbinde. Er habe Mitarbeiter, die den starken Berufsverkehr über die Brücke unterschätzt hätten, und nun morgens und abends im Stau ständen. Manche wollten sogar ihre Schicht wechseln. Sollte aber der Verkehr über die Brücke mit einer Ampel geregelt werden müssen, wäre das eine „Katastrophe“: „Einspurig mit Ampel mag ich mir gar nicht vorstellen.“ Und: „Wir brauchen jetzt Pragmatismus und Kompetenz statt Kompetenzgerangel“, appellierte Neemann in Richtung Behörden. Auch Minister Lies warnte, die Brücke sei in ihrer „End-of-Life“-Phase, also fast am Ende. Geplant sei aber, dass der Verkehr bis Ende 2028 drüber rollen soll. Immerhin fährt nach Auskunft der Landesbehörde in Aurich ein „starker Verkehr“ von mehr als 15.000 Fahrzeuge pro Tag über die Ledabrücke.
Bauzeit beträgt vier Jahre
Denn die Bauzeit des Gesamtprojekts dauert vier Jahre. Schon seit Jahren müssen Fahrzeuge, die mehr als 12,5 Tonnen wiegen, einen rund 40 Kilometer langen Umweg fahren. Warum dauere die Bauzeit eigentlich so lange, fragte Elke Frerichs, ebenfalls IHK-Präsidiumsmitglied und Eigentümerin des Hotels Lange. Die Friesenbrücke in Hilkenborg solle in zwei Jahren fertig sein.
Die Baufelder und die Arbeiten an der neuen Ledabrücke seien sehr kleinteilig, antwortete darauf Frank Buchholz. Zum Bau der 209 Meter langen, 28 Meter hohen und 22,5 Meter breiten Stabbogenbrücke kommen noch Straßenarbeiten über 1,2 Kilometer. Denn die Bundesstraße 70 muss zwischen der Kreuzung nach Esklum auf der östlichen Seite der Leda und auf der westlichen Seite bis zur Ecke B 70/Südring zum Teil verbreitert und verlegt werden. Die neue Brücke wird 15 Meter weiter westlich von der alten stehen.
„Kompetenz statt Kompetenzgerangel“
Deshalb drängten bei dem Treffen mit dem Wirtschaftsminister auch die Bürgermeister und Ersten Gemeinderäte aus Rhauderfehn, Westoverledingen, Bunde und Jümme ebenfalls darauf, dass der Landkreis Leer jetzt alle Anträge für das Planfeststellungsverfahren – also das Verwaltungsverfahren über die Zulässigkeit des geplanten Baus – einfordere, damit der Baubeginn nicht weiter verzögert werde. Auch die bürokratischen Hürden für das Einschwimmen des neuen Brückenteils dürfen den Baubeginn nicht weiter verzögern, so Wirtschaftsvertreter Neemann. Daraufhin versicherten die Vertreter des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) sowie der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) in Emden, Reinhard Backer und Günther Rohe, dass sowohl das Ems- als auch das Ledasperrwerk mit einer wasserrechtlichen Erlaubnis für das Einschwimmen gesperrt werden dürften. Damit könne das Problem „technisch“ gelöst werden.

Dürfen schon Probepfähle gesetzt werden?
Blieb noch die wichtige Frage zu klären, ob Probepfähle in die Erde gerammt und Bodenproben auf dem Baufeld genommen werden dürfen, obwohl das Planfeststellungsverfahren noch gar nicht genehmigt sei? Das würde eine „echte Bauzeitverkürzung“ bringen, hieß es.
Diese Frage ging an Claus-Peter Horst, den Bürgermeister von Leer. Sein Bauamt muss die Genehmigung erteilen. Die könne kommen, sobald rechtssicher geklärt sei, dass die Brücke auch gebaut werde, machte Horst deutlich. Dafür brauche die Stadt noch juristischen Rat aus Hannover.
Wie kriegt man die Verkehrssünder?
Ungeklärt blieb, wie verhindert werden kann, dass weiterhin trotz Verbots noch immer zu schwere Fahrzeuger über die Ledabrücke fahren. Werde die marode Brücke weiter so belastet, steige die Gefahr, dass sie sogar ganz gesperrt werden müsse, machte die Straßenbehörde in Aurich deutlich. Die Polizei könne keine ständigen Kontrollen machen, waren sich alle einig. Die Erste Kreisrätin Jenny Daun schlug aber vor, die Beamten zu bitten, stichprobenartige Kontrollen zu machen und dann schwere Fahrzeuge zur Waage auf die Mülldeponie in Breinermoor zu schicken. Dort könne festgestellt werden, ob diese schwerer als 12,5 Tonnen seien. Das werde sich schnell rumsprechen und Nachahmer abschrecken.
„Jetzt muss geliefert werden“
Olaf Lies gab zum Ende des Treffens den Verantwortlichen mit auf den Weg, das jetzt „geliefert“ werden müsse.
Bisher waren die Gesamtkosten des Projekts mit 42 Millionen Euro angegeben worden. Dabei werde es aber nicht bleiben, weiß Behördenleiter Buchholz. Schließlich seien die Materialpreise in der Baubranche im zweistelligen Prozentbereich gestiegen.