GA-Weihnachtsaktion Auf Lebensmittel-Sammeltour im Nordkreis Cloppenburg

Astrid Fertig
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Von Astrid Fertig
| 16.12.2022 11:54 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 7 Minuten
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Günter Stammermann (links) und Josef Trenkamp aus Markhausen sammeln für die Friesoyther Tafel CarLa von den Supermärkten Lebensmittel ein, die noch gut sind, aber nicht mehr im Handel angeboten werden. Hier sind sie gerade beim Netto-Markt in Ramsloh angekommen. Fotos: Fertig
Günter Stammermann (links) und Josef Trenkamp aus Markhausen sammeln für die Friesoyther Tafel CarLa von den Supermärkten Lebensmittel ein, die noch gut sind, aber nicht mehr im Handel angeboten werden. Hier sind sie gerade beim Netto-Markt in Ramsloh angekommen. Fotos: Fertig
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Damit die Tafeln Lebensmittel verteilen können, müssen die zunächst einmal bei den Supermärkten abgeholt werden. Der GA begleitete zwei Freiwillige auf ihrer Tour durch das Saterland und Barßel.

Saterland/Barßel/Friesoythe - An diesem Freitagmorgen erwartet Rita Welz, stellvertretende Leiterin des Netto-Marktes in Ramsloh, nicht nur Kunden, sondern noch zwei andere Besucher:

Die Supermarktfiliale ist das erste Ziel der beiden Markhauser Günter Stammermann und Josef Trenkamp. Die beiden Rentner, 68 und 72 Jahre alt, sind mit einem Kühltransporter der Friesoyther Tafel CarLa unterwegs, in dem sie Waren von Supermärkten einsammeln.

Ware noch gut, aber nicht mehr verkäuflich

Die Lebensmittel sind noch gut, aber nicht mehr für den Verkauf geeignet. Dazu gehörten etwa Molkereiprodukte, zählt Rita Welz auf, aber auch viel Obst und Gemüse. Wenn das im Markt auch zu reduziertem Preis nicht verkauft worden sei, werde es kostenlos an die CarLa abgegeben. „Wir sortieren das“, erläutert Welz. Die Fahrer guckten noch mal drüber, und was sie nicht gebrauchen könnten, würden sie am Eingang des Lagers stehen lassen.

Weniger Ware sei es bis jetzt trotz der inflationsbedingt gestiegenen Preise nicht geworden, überlegt Welz. Ihr Markt beteilige sich gerne an der Versorgung von Menschen, denen es wirtschaftlich nicht so gut gehe, über die CarLa. „Das ist eine gute Sache“, findet Welz.

Supermärkte geben nicht mehr so viele Lebensmittel ab

Inzwischen sind Stammermann und Trenkamp mit ihrem Wagen an der Rampe angekommen, wo sonst die neue Ware angeliefert wird. Rita Welz schiebt ihnen einen Einkaufswagen zu. Der enthält eine bunte Zusammenstellung von Lebensmitteln: Baumkuchen ist darunter, auch Parmaschinken, Frischkäse, veganer Joghurt, Salatköpfe und Baguettes. Eine geöffnete Packung Gefrierbeutel gehört auch dazu. Ein rasches Dankeschön von beiden Seiten, dann wendet sich Welz wieder dem Geschehen im Geschäft zu, und die ehrenamtlichen Tafel-Helfer fahren weiter.

Im Gegensatz zur Marktleiterin findet Josef Trenkamp schon, dass es mittlerweile weniger Ware für die Tafel bei den Supermärkten gibt. „Die Leute kaufen vieles schon vorher als reduzierte Ware im Markt“, sagt er. Der pensionierte Lehrer, der die Grundschule in Markhausen leitete, kann das beurteilen, gehörte er doch 2014 zum Gründungsvorstand der Friesoyther Tafel, und ist seitdem dabei.

Aus christlichen Motiven bei der Tafel CarLa aktiv

Er sei „christlich erzogen“, sagt Trenkamp, und diese Werte wolle er gern in seinem Leben umsetzen. Deshalb arbeite er für die Tafel. So sieht es auch sein Kompagnon Günter Stammermann. Es sei gut und richtig, etwas „auch mal für andere Leute zu tun“, sagt er. Als ehemaliger Lkw-Fahrer sitzt er beim CarLa-Bulli am Steuer. Er war es auch, der Trenkamp ansprach, ob der sich nicht bei der Tafel engagieren wollte. Die Männer kennen sich, weil sie beide im Gemischten Chor Markhausen singen.

Je vier Märkte im Saterland und in Barßel

Heute fahren sie die Nordtour. Die führt durch das Saterland und Barßel. In jeder Gemeinde werden vier Supermärkte angesteuert. Anschließend geht es zur Zentrale der CarLa. Die befindet sich in Friesoythe am Pehmertanger Weg. Dort ist auch die Friesoyther Lebensmittelausgabe.

Die Lieferanten fahren einen Sprinter mit Vechtaer Kennzeichen, weil das Caritas-Sozialwerk St. Elisabeth in beiden Landkreisen des Oldenburger Münsterlands, Cloppenburg und Vechta, tätig ist, und seinen Sitz in Lohne hat, der zweitgrößten Stadt im Kreis Vechta. Auf der Rückseite des Transporters wirbt Hersteller Mercedes mit dem Satz „Für eine gute Sache geben wir unser Bestes“.

Beim Aldi-Markt in Ramsloh finden die Fahrer der Friesoyther Tafel gleich sechs Kisten, überwiegend mit Obst und Gemüse, vor. Josef Trenkamp sortiert sie vor.
Beim Aldi-Markt in Ramsloh finden die Fahrer der Friesoyther Tafel gleich sechs Kisten, überwiegend mit Obst und Gemüse, vor. Josef Trenkamp sortiert sie vor.

Die nächste Station ist die Aldi-Filiale in Ramsloh. Auch dort werden Trenkamp und Stammermann schon erwartet. Zwar steht niemand draußen, aber auf der Rampe erwarten sie diesmal sechs Kisten, überwiegend mit Obst und Gemüse. Das sei für den Discounter „normales Aufkommen“, stellen die Ehrenamtlichen fest. Es gibt Apfelsinen, Paprika, Bananen, Tomaten, auch Porree ist dabei. Flink sortiert Trenkamp das Gemüse durch und stapelt die vollen Kisten, die sein Kollege Stammermann in den Wagen hievt. Außerdem packt er leere Kisten aus und lässt sie zurück für die Waren kommende Woche.

Tafeln teilen Märkte untereinander auf

Am Ramsloher Markant-Markt fährt der CarLa-Sprinter vorbei. Der gebe seine Ware an die Rhauderfehner Tafel ab, erklärt Trenkamp später. Die rund 940 Tafeln, die es bundesweit gibt, teilen Gebiete und Märkte unter sich auf. Die beiden Markhauser halten erst wieder bei der Bäckerei Kordes in Strücklingen. Das sei „ein Pflichttermin“, erzählt Stammermann. Sonst wäre die Seniorchefin Rita Kordes, die im Sommer verstorben ist, beleidigt gewesen, wenn der CarLa-Wagen nicht bei ihnen halten würde. „Sie holte dann wohl auch noch frisches Brot aus dem Laden, um es uns mitzugeben“, berichten die Beiden.

Maria Kordes von der Bäckerei Kordes in Strücklingen drückt Josef Trenkamp die eingetüteten Brote und Brötchen draußen selbst in die Hand. So hat es ihre im Sommer verstorbene Schwiegermutter Rita Kordes bei den Tafel-Sammlern auch immer gehalten.
Maria Kordes von der Bäckerei Kordes in Strücklingen drückt Josef Trenkamp die eingetüteten Brote und Brötchen draußen selbst in die Hand. So hat es ihre im Sommer verstorbene Schwiegermutter Rita Kordes bei den Tafel-Sammlern auch immer gehalten.

Jetzt kommt ihre Schwiegertochter, Maria Kordes, aus dem Geschäft und drückt den Lebensmittel-Sammlern persönlich und mit warmen Worten ein paar Tüten mit Brot und Brötchen in die Hand.

In manchen Läden besonders gut sortiert

Weiter geht die Fahrt über die Dörfer im Nordkreis – bis zum Markant-Markt in Elisabethfehn. Dort steht ebenfalls schon eine Verkäuferin an der Rampe der Warenlager. Alles ist sortiert. Stammermann und Trenkamp freuen sich. Das erleichtert ihnen die Arbeit. So wie hier sei es nicht überall, sagen sie. Obst, das nicht mehr gut sei, ließen sie gleich zurück, erläutert Stammermann, während er flink Weintrauben in den Bulli packt. Sonst werde die Entsorgung für die Friesoyther Tafel einfach zu teuer. Auch Pappkartons werden möglichst zurückgelassen. Platz ist in der CarLa-Zentrale ebenfalls begrenzt.

Beim nächsten Markt stehen zwei Wagen voll hinten auf der Rampe. „Hier müssen wir jetzt sortieren“, stellt Trenkamp fest. Ein Kürbis, der schon schimmelt, bleibt zurück, ebenso überreife Bananen. Auch der offene Grießbrei kann nicht mit genauso wenig wie ein zerbrochenes Riesen-Überraschungsei. Wenn er selbst einkaufe, nehme er ebenfalls Ware, die wegen baldigen Ablaufs des Mindesthaltbarkeitsdatums heruntergesetzt sei, erzählt Trenkamp. „Sowas kaufe ich grundsätzlich, wenn ich es gebrauchen kann. Das ist ja keine schlechte Ware“, sagt er.

Auch Marktleiter überzeugt von Aktion

Die nächste Station ist der K+K-Markt in Barßel. Auf das Klingeln der Ehrenamtlichen geht das Rolltor hoch. Dieses Geschäft sortiere ebenfalls stets sehr gut, lobt Trenkamp. Auch diesmal gibt es jede Menge von dort mitzunehmen: Mini-Maiswaffeln und Bio-Zitronensaft, aber auch Pralinen und Fertigsoßen.

Bei Lidl in Barßel, der täglich Waren abgibt, findet Günter Stammermann diesmal neben Gemüse sogar Blumen im Angebot.
Bei Lidl in Barßel, der täglich Waren abgibt, findet Günter Stammermann diesmal neben Gemüse sogar Blumen im Angebot.

Bei der Barßeler Lidl-Filiale gibt es sogar Blumen: Rosen und Gerbera, die in Wassereimern stehen. Hierher kommt der CarLa-Wagen täglich. „Wir geben alles ab, was nicht mehr verkaufs-, aber noch abgabefähig ist, sagt der Filialleiter. Es sei „eine gute Partnerschaft“, findet er. Außerdem „ist es auch wichtig, dass wir sowas machen“. An der Menge der abgegebenen Ware habe sich trotz Krieg und Teuerung „nicht viel geändert“.

Die beiden CarLa-Fahrer verabschieden sich. Ihr Wagen ist voll, die Nordtour für heute beendet. Nun bringen sie die Lebensmittel zur Zentrale nach Friesoythe. Dort geht es lebhaft zu, denn freitags findet hier die Lebensmittelausgabe statt. Werner Fuhler, zweiter Vorsitzender der Friesoyther Tafel, nimmt Stammermann und Trenkamp in Empfang. Nun gibt es erstmal Kaffee, verbunden mit dem schönen Gefühl, für eine gute Sache im Dienst gewesen zu sein.

Die diesjährige Weihnachtsspendenaktion des Hilfswerks „Ein Herz für Ostfriesland“, zu dem der GA gehört, kommt den Tafeln vor Ort zu Gute. Wer helfen möchte, hier ist das Spendenkonto: Ein Herz für Ostfriesland gGmbH, IBAN: DE 08 2859 1654 0032 651804, Volksbank Westrhauderfehn, Stichwort: GA-Weihnachtsspendenaktion.

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