„Ein Herz für Ostfriesland“ Flüchtlingsstützpunkt in Ostrhauderfehn benötigt Geld

Clarissa Scherzer
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Von Clarissa Scherzer
| 27.09.2022 09:59 Uhr | 1 Kommentar | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Kerstin Benedix und Hein Eberley unterstützen Flüchtlinge tatkräftig in ihrem neuen Leben in Ostfriesland. Fotos: Scherzer
Kerstin Benedix und Hein Eberley unterstützen Flüchtlinge tatkräftig in ihrem neuen Leben in Ostfriesland. Fotos: Scherzer
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Es werden unter anderem Fahrräder gebraucht. Die sind teuer - und können nur durch Spendengelder angeschafft werden. Nun hat „Ein Herz für Ostfriesland“ zum zweiten Mal 5000 Euro überwiesen.

Ostrhauderfehn - Putins Angriffskrieg auf die Ukraine dauert an. Hunderttausende Menschen sind auf der Flucht. Auch in Ostfriesland treffen nach wie vor Familien aus der Ukraine ein. Kerstin Benedix vom Flüchtlingsstützpunkt Ostrhauderfehn begleitet sie nach ihrer Ankunft in Ostrhauderfehn bei dem oft schweren Weg in ihr neues Leben. Unterstützung bekommt Benedix dabei vor allem vom Fehntjer Helferkreis und zahlreichen Ehrenamtlichen. Wie viele Familien sie bereits betreute, weiß sie nicht. Zum Führen von Statistiken bleibt keine Zeit, betont sie.

„In letzter Zeit bekommen wir offizielle Zuweisungen aus der Ukraine. Das Flüchtlingscamp in der Berufsbildenden Schule Leer ist voll“, berichtet Benedix. „Es ist derzeit ein großer Druck, was Aufnahmen angeht. Ukrainische Familien sind viel privat untergebracht.“ Um fehlende Haushaltsgegenstände, Möbel, Geschirr und Fernseher kümmert sie sich. Das meiste davon bekommt sie bei Ebay-Kleinanzeigen günstig gebraucht. Einige bringen auch Sachspenden vorbei, das reiche aber nicht.

Zweimal 5000 Euro von „Ein Herz für Ostfriesland“

Flüchtlingskinder, die im Sommer eingeschult wurden, brauchten Schultüte, Schulranzen, Bücher und Hefte. Da kam schnell viel zusammen. Von der Gemeinde gebe es auch Gelder, das dauere aber, bis der jeweilige Leistungsanspruch bearbeitet sei. Um diese und weitere Anschaffungen finanzieren zu können, spendete „Ein Herz für Ostfriesland“ (EHFO), das gemeinnützige Hilfswerk der Zeitungsgruppe Ostfriesland, zu der Ostfriesen-Zeitung, Ostfriesische Nachrichten und General-Anzeiger gehören, jetzt noch einmal dem Flüchtlingsstützpunkt Ostrhauderfehn 5000 Euro. Dieselbe Spendensumme erhielt der Stützpunkt bereits einige Monate zuvor von EHFO. Geld, das dringend nötig ist.

„Wir haben bereits die ersten 5000 Euro ausgegeben. Zuerst dachte ich, das ist eine große Summe. Aber dann ging es sehr schnell weg“, berichtet Benedix. Sie ist in den Unterkünften der Flüchtlinge unterwegs und sieht, wo Bedarf ist. „Zwei Frauen haben chronische Rückenprobleme, sie benötigen Erwachsenendreiräder. Die sind auch gebraucht noch teuer. Ohne die Spende von ‚Ein Herz für Ostfriesland‘ hätten wir keine anschaffen können.“

Räume sind schwer zu bekommen

Es sei wichtig, dass die Flüchtlinge mobil sind. In den Räumen des Flüchtlingsstützpunktes Ostrhauderfehn erteilt die Vita-Akademie von montags bis freitags offizielle Sprachkurse. Ziel ist, dass alle Flüchtlinge den Kurs besuchen, der sei aber bereits überfüllt. Benedix hofft auf einen neuen Kurs im November. Zusätzlich gibt es einen ehrenamtlichen Sprachkurs und Alphabetisierungskurs.

Für weitere Angebote fehle es an Räumlichkeiten. „Jeden Vormittag ist schwierig. Wir haben keine Chance, im Vereins- und Gemeindezentrum dazwischen zu kommen. Im Fehnhaus habe ich bereits die Vormittage für den Sprachkurs blockiert plus drei Nachmittage.“

Ein Fortgeschrittenen-Kurs für Flüchtlinge bei Dozentin Ulrike Beckschewe findet im Gulfhaus in Ostrhauderfehn statt.
Ein Fortgeschrittenen-Kurs für Flüchtlinge bei Dozentin Ulrike Beckschewe findet im Gulfhaus in Ostrhauderfehn statt.

Flüchtlinge sind auf Fahrräder angewiesen

Hier auf dem Land sind die Flüchtlinge auf Fahrräder angewiesen. Hein Eberley kümmert sich darum. Er arbeitet ehrenamtlich für den Flüchtlingsstützpunkt Ostrhauderfehn und ist mittlerweile Fahrradprofi. Nach Rücksprache mit Benedix besorgt der Pensionär gebrauchte Räder, übergibt sie nach Generalüberholung und sorgt durch Training für sicheres Fahren. „Ich unterhalte mich mit den Menschen, frage, was sie schon können“, sagt Eberley. „Einige müssen ein Gefühl fürs Fahren entwickeln, die Technik erst mal ohne Pedalen erlernen, wie Kinder mit Laufrädern. Sonst sind Unfälle vorprogrammiert.“

Eberley hat bereits 150 Fahrräder repariert und an Flüchtlinge ausgegeben. Weitere 70 Räder muss er noch fahrtüchtig machen. Was dringend benötigt werde, sind Kinderräder, Fahrräder für kleine Erwachsene sowie Fahrradkörbe für Schulranzen und den Transport von Einkäufen. Großfamilien sind auf Fahrradanhänger angewiesen. Spenden werden gerne entgegengenommen. Der Flüchtlingsstützpunkt Ostrhauderfehn hilft Bedürftigen, zahlreiche Hürden des praktischen Alltags zu überwinden. Für Benedix gibt es zusätzlich noch ein ganz großes Arbeitsfeld, das der Toleranz: „Ich fände das so wichtig, einen Begegnungstag zu machen. Einheimische und Flüchtlinge sollen sich begegnen, um Vorurteile abzubauen.“ Die Planung für das Straßenfest am 23. Oktober in Ostrhauderfehn läuft. Der Flüchtlingsstützpunkt wird mit einem Stand vertreten sein.

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