Die Pandemie in Ostfriesland

Deshalb sind die Corona-Zahlen so unzuverlässig

Daniel Noglik
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Von Daniel Noglik
| 29.04.2022 17:52 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Schnelltests fließen nicht in die RKI-Statistik mit ein. Symbolfoto: DPA
Schnelltests fließen nicht in die RKI-Statistik mit ein. Symbolfoto: DPA
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Die Zahl der Corona-Neuinfizierten und die Inzidenz hätten fast keine Bedeutung mehr, sagen die Behörden. Die Redaktion stellt deshalb deren tägliche Veröffentlichung ein.

Ostfriesland - Schon vor einiger Zeit haben fast alle ostfriesischen Behörden die tägliche Übermittlung detaillierter Corona-Auswertungen eingestellt – unter anderem deshalb, weil seit Beginn der Lockerungen die Inzidenz und die Neuinfektionen keine Indikatoren mehr für Maßnahmen sind. Dazu kommt, dass die Zahlen auch immer weiter an Aussagekraft verlieren. „Die aktuellen Zahlen (etwa Inzidenzen) sind derzeit wenig bis gar nicht aussagekräftig“, schreibt auf Nachfrage der Redaktion beispielsweise Ralf Klöker, Pressesprecher des Landkreises Wittmund. Das Gesundheitsamt gehe von einer „erheblichen Dunkelziffer“ aus – da Corona nicht mehr als Bedrohung wahrgenommen werde.

Tests würden nur noch lückenhaft durchgeführt, „selbst Hausärzte machen nicht mehr in jedem Fall PCR-Tests, obwohl Patienten einen positiven Schnelltest oder sogar Symptome haben“, so der Pressesprecher. Eine Erfahrung, die auch andere ostfriesische Ämter gemacht haben. „Dem Gesundheitsamt wurde von einigen Bürgern mitgeteilt, dass ‚ihre Ärzt*innen‘ eine PCR-Testung nicht mehr durchführen“, schreibt auch Jens Gerdes, Pressesprecher des Landkreises Leer. Das führe dazu, dass die Untererfassung beziehungsweise Dunkelziffer größer werde, so Gerdes. Denn: In die offiziellen Zahlen der Länder und des RKI fließen nur positive PCR-Tests und keine Schnelltests mit ein – egal ob von zu Hause oder vom Testzentrum.

Landesgesundheitsamt verweist auf Zahlen der Kliniken

Auch das Niedersächsische Landesgesundheitsamt (NLGA) geht nach Auskunft von Sprecher Mike Wonsikiewicz davon aus, dass Ärzte auf PCR-Tests verzichten, „belastbare Daten“ dazu gebe es allerdings nicht. Ohnehin verweist das NLGA als Indikatoren zur Einschätzung der Corona-Lage auf die Hospitalisierungsrate und die Belegung von Intensivbetten durch Covid-Erkrankte. Die Inzidenz habe „nur noch eine eingeschränkte Bedeutung“. Und: Niedersachsen meldet dem RKI sonnabends und sonntags längst gar keine Zahlen mehr. Die Infiziertenzahlen von Montag und Dienstag stimmen wegen der Nachmeldungen nicht – sodass es halbwegs realistische Zahlen nur noch donnerstags und freitags gibt, die aber wiederum den oben angeführten Einflüssen unterliegen.

Die Redaktion hat sich deshalb entschieden, in der gedruckten Zeitung ab sofort auf die tägliche Veröffentlichung der Fallzahlen zu verzichten. Auf unserem Online-Angebot wird es ebenfalls keine tägliche Übersicht mehr geben, außerdem wird die Anzahl der täglich aktualisierten Grafiken eingeschränkt.

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