Aschaffenburg (dpa)

Solidaritätsaktion mit Missbrauchsopfern

| 13.02.2022 16:29 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
In der Gemeinde Maria Geburt fand anstatt des Sonntagsgottesdienstes eine Solidaritätsaktion mit den Missbrauchsopfern der katholischen Kirche statt. Foto: Nicolas Armer/dpa
In der Gemeinde Maria Geburt fand anstatt des Sonntagsgottesdienstes eine Solidaritätsaktion mit den Missbrauchsopfern der katholischen Kirche statt. Foto: Nicolas Armer/dpa
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„Geschändet und liegen gelassen wie Müll“: In Aschaffenburg berichten Missbrauchsopfer der katholischen Kirche öffentlich von ihrem Schicksal.

Bei einer Solidaritätsaktion in Aschaffenburg mit den Missbrauchsopfern der katholischen Kirche haben Betroffene öffentlich von ihrem Schicksal berichtet.

„Die Tür schloss sich hinter dem Täter. Ich lag am Boden, geschändet und liegen gelassen wie Müll“, erzählte eine Betroffene in der Kirche Maria Geburt. Eine weitere sprach von „Seelenmord an Kindern“.

„Kardinal Marx hat die vergangenen zwölf Jahre viel zu wenig genutzt, um sich den Betroffenen persönlich zuzuwenden“, begründete Pfarrer Markus Krauth den Impuls, statt des laut Konzilskonstitution vorgeschriebenen Sonntagsgottesdienstes den Betroffenen ein Forum zu bieten. „Wir wollen Nächstenliebe nicht nur predigen, sondern auch leben.“

Missbrauchsfälle nicht angemessen behandelt

Das vom Erzbistum München und Freising in Auftrag gegebene Gutachten war zu dem Ergebnis gekommen, dass Fälle von sexuellem Missbrauch in der Diözese über Jahrzehnte nicht angemessen behandelt wurden. Die Gutachter gehen von mindestens 497 Opfern und 235 mutmaßlichen Tätern, zugleich aber von einer deutlich größeren Dunkelziffer aus.

„Was uns als Gemeinde dieser Kirche schockiert, ist nicht nur das unsägliche Leid, das so viele Menschen durch Priester, Bischöfe und Generalvikare erfahren mussten. Was uns besonders erschüttert, ist der Verrat an Opfern, am Evangelium und eigener Verantwortung“, schrieb der Gemeindevorstand in einem offenen Brief an den Würzburger Bischof Franz Jung. Es stünde vordergründig immer noch der unbedingte Schutz der Organisation im Fokus, heißt es weiter. Verantwortungsträger hätten bis heute nicht begriffen, was sexualisierte Gewalt bei den Opfern und deren Angehörigen anrichte.

© dpa-infocom, dpa:220213-99-107918/3

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