Rio de Janeiro (dpa)

Brasilianische Samba-Ikone Elza Soares gestorben

Martina Farmbauer, dpa
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Von Martina Farmbauer, dpa
| 21.01.2022 01:34 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Elza Soares 2019 beim Musikfestival Rock in Rio. Jetzt ist die Sängerin gestorben. Foto: Leo Correa/AP/dpa
Elza Soares 2019 beim Musikfestival Rock in Rio. Jetzt ist die Sängerin gestorben. Foto: Leo Correa/AP/dpa
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Sie kam vom „Planeten Hunger“ und wurde zur „Königin des Samba“, machte bis zuletzt Musik und übte Sozialkritik. Nun ist die brasilianische Sängerin Elza Soares im Alter von 91 Jahren gestorben.

Die in ihrer Heimat als „Sängerin des Jahrtausends“ gefeierte brasilianische Sängerin Elza Soares ist im Alter von 91 Jahren in Rio de Janeiro gestorben. Dies berichteten brasilianische Medien unter Berufung auf ihr Management übereinstimmend.

Soares sei in ihrem Zuhause in Rio unter natürlichen Umständen gestorben, hieß es in einer Veröffentlichung auf dem Instagram-Account der Künstlerin. „Die Sängerin bewegte die Welt mit ihrer Stimme, ihrer Kraft und ihrer Entschlossenheit.“

Soares, die Samba, Jazz, Elektro, Hip Hop und Funk mischte und mehr als 30 Alben veröffentlichte, gilt als eine der größten und beliebtesten Sängerinnen Brasiliens. Ihre höchste Ehrung: Beim Karneval von Rio 2020 widmete die Sambaschule „Mocidade“ ihr einen eigenen Umzug im Sambodrom.

Brasilien trauert um eine große Sängerin

Die Ehrerbietungen nach Soares' Tod folgten ebenfalls prompt: Bürgermeister Eduardo Paes etwa, ein Samba- und Karnevalsfan, schrieb auf Twitter, dass er am Freitag drei Tage Trauer in Rio erklären würde: „Elza lebt!“. Musiker-Kollegen wie Caetano Veloso oder Maria Rita lobten die „außerordentliche Kombination von Talent und Energie“ und feierten Soares als „Lichtgestalt“.

Geboren 1930 in dem Armenviertel Moça Bonita in Rio de Janeiro, wurde Elza Soares mit zwölf Jahren verheiratet, mit 13 wurde sie zum ersten Mal Mutter, mit 15 verlor sie ihr zweites Kind wegen Unterernährung, mit 21 war sie Witwe.

Von welchem Planeten sie komme, wurde Soares im Radio 1953 aufgrund ihrer geliehenen Kleidung gefragt, als sie mit der Musik anfing. „Vom gleichen Planeten wie Sie - vom Hunger-Planeten“, lautete ihre berühmte Antwort, die auch ihrem 34. und letzten Album „Planeta Fome“ von 2019 den Namen gab.

Dennoch gelang der Frau mit dem rauen Gesangsstil 1959, auf dem Höhepunkt der Bossa Nova, der Durchbruch; in den 1960er Jahren etablierte sie sich als eine der führenden Samba-Interpretinnen des Landes. Viele Jahre trug Soares den Titel „Königin des Samba“, auch wenn sie sich nie darauf beschränkte.

Die stets elegante Elza Soares sang bis ins hohe Alter und wurde dabei zu einer feministischen Ikone. Konzerte wie bei der Vorstellung von „Planeta Fome“ im „Circo Voador“ in Rio oder beim Festival „Rock in Rio“ 2019, bei denen sie auf einem Sessel thronte, waren Ereignisse, fast Manifeste. Auch bei der Eröffnung der Olympischen Spiele in Rio 2016 sang sie - sitzend.

„Wir haben nicht nur eine der kraftvollsten Stimmen verloren, sondern auch eine große Frau, die immer die Demokratie und die gute Sache verteidigt hat“, twitterte der ehemalige brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva. Soares kritisierte etwa soziale Strukturen und Rassismus.

Privat machte Elza Soares mit ihrer Beziehung zu Starspieler Garrincha Schlagzeilen, der nach der Fußball-Weltmeisterschaft in Chile 1962 wegen ihr seine Familie verließ. Während der Militärdiktatur in Brasilien (1964-1985) ging das Ehepaar für einige Jahre ins Exil nach Italien, wo die Sängerin im „Teatro Sistina“ in Rom auftrat. Brasilianische Medien erinnerten daran, dass Garrincha 1983 ebenfalls an einem 20. Januar gestorben war.

© dpa-infocom, dpa:220121-99-791360/3

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