Partnerschaft

Experten: Gekuppelt werden sollte nur im Schaltwagen

Gabriele Boschbach
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Von Gabriele Boschbach
| 12.06.2021 16:03 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Vor Kurzem machte Hazel Brugger mit einem Kuppelversuch Schlagzeilen. Die Komikerin wollte SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach unter die Haube bringen. Vor solchen Aktionen warnen Experten.

Ostfriesland - In der römischen Sagenwelt war das Liebesleben noch in Ordnung. Amor spannte seinen Pfeil, visierte zwei Menschen an. Sieg! Heutzutage wird Liebe oft über ein Medium angebahnt. Oder jemand versucht sich als Liebesbote. Jüngst machte Hazel Brugger Schlagzeilen, weil sie den prominenten SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach (angeblich) verkuppeln wollte. Die Komikerin hatte Post von einem weiblichen Fan bekommen. Der hatte geschrieben, „schockverliebt“ in den Experten zu sein, nachdem sie ihn in einem Musik-Sketch gesehen hatte. Brugger twitterte diese Nachricht. Folgen sind bisher nicht bekannt geworden.

Diese Aktion wirft die Frage auf, ob solche Kuppel-Vorstöße ratsam sind. Viele Ostfriesen haben im Bekanntenkreis jemanden, der Hemmungen hat, um einen anderen zu werben. Was tun? Zwei Experten in Sachen Seele und Emotion nehmen Stellung.

Furcht vor Eigendynamik

Jan de Vries gibt aus Prinzip keine Ratschläge. Der in der Krummhörn und in Düsseldorf lebende Systemische Coach und Supervisor möchte zunächst den Begriff des Verkuppelns eingrenzen. Die Vermittlung in Liebesdingen beginne, streng genommen, recht früh: „Das kann ja unter Umständen schon dann der Fall sein, wenn man auf einer Party zwei Menschen miteinander bekannt macht, von denen man weiß, dass sie alleinstehend sind.“ Das andere, eher theoretische Extrem: Jemand reserviert ein Hotelzimmer mit roter Beleuchtung und lädt zwei Menschen dorthin ein.

Für Jan de Vries ist es auf jeden Fall wichtig, dass eine Kuppelaktion einvernehmlich zwischen dem Vermittler und den zu Vermittelnden geschieht. Alles andere könne schnell eine Eigendynamik gewinnen, bei der unter Umständen mehr zu Bruch gehe als heil werde. Unter die Lupe nehmen müsse man nach seinem Dafürhalten auch die Motive desjenigen, der den Amor gibt. „Vielleicht ist der nur das Gejammer darüber satt, dass sein Freund oder seine Freundin einsam ist“, gibt der Coach zu bedenken.

Die Schweizer Entertainerin Hazel Brugger hat sich als Liebes-Kupplerin betätigt. Foto: Hörhager/dpa
Die Schweizer Entertainerin Hazel Brugger hat sich als Liebes-Kupplerin betätigt. Foto: Hörhager/dpa
„Ungefragt sind Anbahnungsversuche in der Regel nicht hilfreich.“

Eigener Beitrag wichtig

Kurzum: Durch die Kuppelaktion werden eine Menge Erwartungen geschürt, deren Erfüllung unter einem unsicheren Stern steht. Was ist, wenn bei der Vermittlung nicht der Traummann oder die Traumfrau herauskommt? Geld zurück kann man dann nicht fordern. Für Jan de Vries steht es außer Frage, dass jemand, der eine Partnerschaft sucht, selbst etwas dazu beitragen muss. Nur wenn zwei Menschen bereit seien, sich auf ein Kennenlernen einzulassen, könne auch die Liebe gelingen.

Dr. Ute Schulewski wirbt ebenfalls für eine differenzierte Herangehensweise an das Thema. Die Diplom-Psychologin berät zusammen mit vier Therapeuten Ratsuchende in der Evangelischen Beratungsstelle für Erziehungs-, Ehe- und Lebensfragen in Leer. In der Regel lernten sich Menschen auf Familienfeiern oder Partys von Freunden kennen. Diese Form der Begegnung sei coronabedingt fast 14 Monate lang nicht oder nur in sehr abgespeckter Form angeboten worden. Grundsätzlich meint sie, dass das Geschäft der Vermittlung in Liebesfragen eine heikle Angelegenheit und unter Umständen folgenreiche Angelegenheit bis hin zu Konflikten sein kann. Junge Menschen kämen bei dieser Frage weniger in Verlegenheit, weil sie ganz selbstverständlich moderne Medien wie Tinder, eine Dating-App, nutzten und darüber im Freundeskreis im Gespräch seien.

Generell sei die Partnerwahl etwas sehr Persönliches und Individuelles. „Deshalb halte ich es für weniger hilfreich, wenn eine Dritte oder ein Dritter gefragt oder ungefragt hineingezogen wird“, sagt Dr. Ute Schulewski.

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