Brauchtum

Volkstanzgruppe Saterland: Jubiläum ohne Feier

| 06.12.2020 07:54 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Die Gruppe der Saterländer Tänzerinnen und Tänzer besteht 2020 50 Jahre. Das Jubiläumsfest war schon geplant, befreundete Vereine eingeladen, Musiker engagiert. Dann kam Corona. Jetzt dürfen die Saterländer überhaupt nicht mehr miteinander tanzen.

Saterland - In diesem Jahr besteht die Volkstanzgruppe Saterland seit 50 Jahren. Ende November hätte die Gruppe dieses Jubiläum mit den Tanzgruppen aus dem Kreis Cloppenburg - das sind die Seelter Dons- un Drachtenkoppel aus Scharrel, die Volkstanzgruppe Bösel und die Volkstanzgruppe Ellerbrock – und anderen befreundeten Gruppen aus Jever, Bad Zwischenahn, Aurich, Ihrhove, Westerscheps und Benthullen feiern wollen. Befreundete Akkordeonspieler hatten zugesagt, die Tänzer bei Gemeinschaftstänzen zu begleiten. Außerdem war ein Disjockey engagiert worden, um den Abend mit Gesellschaftstänzen abwechslungsreich zu gestalten.

Leider hat die Corona-Pandemie alle Pläne zunichte gemacht. Am 9. März hatte die Gruppe ihren letzten Übungsabend. Tanzen ist derzeit untersagt, außerdem steht der Gruppe kein Übungsraum zur Verfügung, teilt Sprecherin Elfriede Deeken mit. Das Tanzen auf Pflaster im Freien sei keine Alternative und den Tänzern für einen ganzen Übungsabend kaum zumutbar.

Elfriede Deeken leitet Gruppe seit 1973

Ein Rückblick: 1970 versammelten die Zwillingsschwestern Gisela und Margret Wallschlag junge Leute um sich, um Volkstänze einzuüben. Damals gab man sich den Namen Volkstanzgruppe Strücklingen. Ostern 1971 wagten sich Tänzer und Tänzerinnen bei einem Altennachmittag im St.-Michaelstift erstmals an die Öffentlichkeit. Leider stand die Gruppe schon bald ohne Leitung da, denn Gisela und Margret Wallschlag heirateten und zogen von Strücklingen fort.

Schwester Ämiliana übernahm für eine Übergangszeit die Leitung, sie fand als Nachfolgerin die Junglehrerin Hedwig Kröger.

Im Frühjahr 1972 schloss sich die Gruppe der Landjugendbewegung Strücklingen an. Leider wurde Hedwig Kröger nach Vechta versetzt – und wieder stand die Gruppe ohne Leitung da. Diesmal schaltete sich Pfarrer Ferdinand Gerken in die Suche nach einem Nachfolger ein. Im Frühjahr 1973 überredete er die Lehrerin Elfriede Thien. Elfriede Deeken, geb. Thien, ist der Gruppe und dem Volkstanz bis heute treu geblieben.

Tracht nach historischem Vorbild

1978 beschloss die Gruppe, eine Tracht nach historischem, regionalem Vorbild zu tragen. Konsequenterweise wurde nun auch der Name der Gruppe geändert: Aus Volkstanzgruppe Strücklingen wurde Volkstanzgruppe Saterland. Die Tänzerinnen tragen bis heute die Jungmädchentracht, wie sie um 1850 im Saterland getragen wurde. Für die Herstellung wurden die Beschreibung von Julius Bröring aus dem Jahr 1897 und ein Foto von Wilhelmine Bitter aus dem Jahr 1900 benutzt. Für die Herstellung der Herrentracht lagen der Gruppe Schilderungen aus Reisebrichten, ebenfalls aus der Zeit um 1850, und Gemälde vor. Die Tracht ist eine Schifferkleidung, die Sonntagskleidung der bessergestellten Bürger.

Auftritte bei Jubiläen und Stadtfesten

Heute gehören der Gruppe 28 Tänzerinnen und Tänzer an. Die Gruppe hat sich zum Ziel gesetzt, neben den Volkstänzen Sitten und Gebräuche ihrer Region und das Saterfriesische zu pflegen. Die Gruppe tritt bei Jubiläen, Stadtfesten, Hochzeiten, Ortsveranstaltungen und vielen anderen Gelegenheiten auf. Dabei kann sie auf mehr als 100 einstudierte Volkstänze zurückgreifen. Zum Repertoire der Tanzgruppe gehören auch einige Tänze aus der Kaffeehauszeit. Dann treten die Mitglieder mit Frack, Zylinder und Ballkleidern auf.

Trotz der Zwangspause bleiben die Mitglieder in Verbindung und hoffen, dass bald wieder Volkstanz erlaubt ist. Die Gruppe hofft, ihr Jubiläumsfest 2021 nachfeiern zu dürfen. Einen Saal hat sie bereits reserviert.

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