Besuch in Cloppenburg Mit 12 Jahren Verspätung kommt Joachim Gauck nach Cloppenburg
Eigentlich sollte er schon im Sommer 2012 auf Einladung des Bildungswerkes in die Stadt kommen. Doch dann wurde er Bundespräsident. Dank viel Hartnäckigkeit holt er seinen Besuch jetzt nach.
Cloppenburg - Am 6. Juli 2012 sollte Joachim Gauck abends eigentlich sein Buch „Winter im Sommer – Frühling im Herbst: Erinnerungen“ im Bildungswerk vorstellen. Aber daraus wurde nichts. Denn er war nicht mehr nur Theologe, Autor oder Mahner für Demokratie und Menschenrechte – nein, neuerdings war er auch Bundespräsident. Zugegebenermaßen gibt es weniger triftige Gründe, um das Cloppenburger Publikum zu versetzen. Immerhin: Damals sagte sein Büro zu, dass er den Termin nachholen werde, wenn er nicht mehr Bundespräsident ist. Ob das damals ernst gemeint oder eher ein Abwimmeln war, weiß man nicht. Doch Fakt ist: Fast 12 Jahre nach seinem ursprünglich geplanten Auftritt kommt Joachim Gauck jetzt doch.
Am 15. März (Freitag) um 12 Uhr ist er im Haus der Erwachsenenbildung zu Gast. Erneut hat er ein Buch im Gepäck, allerdings mittlerweile ein anderes, als noch vor 12 Jahren. „Erschütterungen: Was unsere Demokratie von außen und innen bedroht“ heißt sein aktuelles Werk, über das er in Cloppenburg sprechen wird. Darin beschreibt er zum Teil auf persönliche Weise, wie in den letzten Jahren so manche Gewissheit über die Stabilität unserer Demokratie verloren ging. „Das Thema ist ja momentan total aktuell“, findet Ilona Heydt, Geschäftsführerin des Bildungswerks Cloppenburg-Garrel.
„Stinksauren Brief geschrieben“
Für sie ist es der erfolgreiche Abschluss jahrelanger Bestrebungen, Gauck in die Soestestadt zu holen. „Als ich 2017 die Leitung des Bildungswerks übernahm, habe ich sofort angefangen, beim Büro von Joachim Gauck anzufragen. Schließlich war er seit Kurzem nicht mehr Bundespräsident. „Ich habe jedes Jahr 2-, 3-mal nachgefragt, bestimmt 15-mal angerufen“, berichtet Heydt. Die Rückmeldungen – wenn es denn welche gab – waren dabei meist verhalten. Schließlich sei Gauck nicht mehr der Jüngste. Aber sie hat es weiterhin versucht. Und dann wurde es ihr zu viel.
„Da schlage ich eines Tages die Zeitung auf und denke mir: Das kann doch wohl nicht wahr sein!“, erinnert sie sich. Das war im September 2023. Damals begeisterte Joachim Gauck nämlich das Publikum in Visbek. Also nur wenige Kilometer weiter. Die Anreise war also offensichtlich nicht zu weit für den ehemaligen Bundespräsidenten. „Da habe ich einen stinksauren Brief geschrieben“, gibt Ilona Heydt zu. Danach habe sie nichts mehr gehört. „Ich dachte, die sind genervt von mir.“
Doch jetzt hat es zu Heydts eigener Überraschung doch geklappt. Am Donnerstag (8. Februar) kam plötzlich die Mitteilung, dass Gauck in wenigen Wochen auf dem Rückweg von Wilhelmshaven in Cloppenburg beim Bildungswerk Halt macht. „Ich bin fast vom Stuhl gefallen“, lacht die Geschäftsführerin. Ein wenig bestätigt fühle sie sich in ihrer Hartnäckigkeit aber auch. So ganz genießen kann sie ihren späten Triumph aber dann doch nicht. Ausgerechnet am 15. März gehe morgens ihr Flug nach New York, bedauert Ilona Heydt. Sie selbst wird also wohl nicht mit dabei ein können, wenn Joachim Gauck ihr Haus besucht. Aber wer weiß. „Ich habe zugegebenermaßen kurz gehofft, dass die Lufthansa da vielleicht streikt“, gibt sie zu.
Joachim Gauck ist am 15. März um 12 Uhr im Haus der Erwachsenenbildung in Cloppenburg zu Gast. Weitere Infos: www.bildungswerk-clp.de
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