Traditionelle Radiosendung aus Leer „Gruß an Bord“ sendet Weihnachts-Botschaften für Seeleute in aller Welt

Rieke Heinig
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Von Rieke Heinig
| 22.12.2023 15:58 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Seefahrer auf der ganzen Welt erhalten Weihnachtsgrüße aus Leer und Hamburg. Foto: Pixabay
Seefahrer auf der ganzen Welt erhalten Weihnachtsgrüße aus Leer und Hamburg. Foto: Pixabay
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Nicht jeder kann Weihnachten zu Hause verbringen. Familien und Freunde haben in Leer zum 70-jährigen Jubiläum der NDR-Radiosendung Grüße für ihre Lieben auf See aufgenommen.

Leer - Es ist eine Tradition, die aus dem Rundfunk wohl nicht mehr wegzudenken ist. 70 Jahre ist es her, dass Seeleute, die zu Weihnachten auf den Weltmeeren unterwegs sind, statt mit ihren Familien unter dem Baum zu sitzen, zum ersten Mal mit einer Radiosendung des NDR bedacht wurden. Seitdem wird „Gruß an Bord“ jedes Jahr zu Heiligabend gesendet. Wie der Name schon erahnen lässt, grüßen Familie und Freunde ihre Liebsten, die zum Fest nicht bei ihnen sein können.

Aufgezeichnet wird schon einige Wochen vor Weihnachten in Hamburg – und in Leer. Hierzu haben die Stadt Leer und NDR-Info Seemannsfamilien, Freunde und Besatzungsmitglieder in einer weihnachtlich geschmückten Atmosphäre am 10. Dezember 2023 in den Kulturspeicher eingeladen, teilte die Stadtverwaltung mit. Zahlreiche Gäste nahmen an der Traditionsveranstaltung teil, um besondere Weihnachtsgrüße an ihre Lieben, die Weihnachten auf hoher See oder in fremden Häfen verbringen, zu übermitteln. Anlässlich des Jubiläums wurden außerdem spannende Erfahrungen und aufregende Geschichten von der Zeit auf See erzählt. Mit dabei waren Fritz Deiters und Otto Pollmann vom Museum Norddeich Radio.

Ein Shanty-Chor sorgte im Kulturspeicher für musikalische Untermalung. Foto: Wolters
Ein Shanty-Chor sorgte im Kulturspeicher für musikalische Untermalung. Foto: Wolters

Auf der ganzen Welt zu hören

Norddeich Radio war eine Seefunkstation, die 1953 den ersten „Gruß an Bord“ ausstrahlte. „Die Sendung war und ist eigentlich allen Seeleuten ein Begriff“, sagt Pollmann. Der 74-Jährige lebt in Norden und war früher nicht nur Funker bei der dortigen Seefunkstation, sondern ist selbst viele Jahre zur See gefahren. „Ich kenne also beide Seiten“, verrät er.

Die NDR-Moderatorin Britta von Lucke interviewte in Leer Fritz Deiters (links) und Otto Pollmann vom Museum Norddeich Radio. Foto: Wolters
Die NDR-Moderatorin Britta von Lucke interviewte in Leer Fritz Deiters (links) und Otto Pollmann vom Museum Norddeich Radio. Foto: Wolters

„Wenn wir das Signal an Bord reinbekommen haben, dann wurde ,Gruß an Bord’ auch gehört“, sagt Pollmann. Damit möglichst viele Besatzungen – auf den Meeren oder in den Häfen – die Traditionssendung empfangen können, mietet der NDR jedes Jahr eigens Kurzwellen-Frequenzen an, schreibt der Sender in einer Mitteilung. „Es ist dadurch auf einem Großteil der Welt zu empfangen“, ist auch Pollmanns Erfahrung. In Anspielung auf die Sendung gibt es heute im Museum eine Art „ewige Weihnachtsecke“, sagt Fritz Deiters. „Da werden wir immer an die alten Zeiten erinnert“, so der 84-Jährige.

Berührende Erinnerungen an die Sendung

Ebenfalls mit von der Partie war Bert Frisch vom Trans Ocean Verein Cuxhaven. „Ich war bestimmt schon zehn Mal dabei, auch in Hamburg. Aber in Leer ist es viel schöner“, schwärmt der 74-Jährige. Als gebürtiger Borkumer schätze er die gemütliche Atmosphäre mit Teezeremonie und Shanty-Chor. Die Sendung kennt Frisch schon seit seiner Kindheit. „Ich muss sagen: Als ich 4 war, fand ich ,Gruß an Bord‘ noch doof. Es hieß immer von meinen Eltern: Erst Radio, dann die Geschenke“, erinnert er sich und lacht.

Mit zunehmendem Alter lernte er die Grüße allerdings doch noch zu schätzen. „Da blieb selten ein Auge trocken“, sagt er. „Ich erinnere mich zu Beispiel an ein Jahr, wo ein Familienvater übers Radio zum ersten Mal seine neugeborene Tochter glucksen hörte. Das ist natürlich berührend“, so Frisch. Er selbst sei von Freunden auch schon das ein oder andere Jahr auf diese Weise gegrüßt worden. „Ich war privat mit meiner Frau viel auf See unterwegs. Einmal haben wir die Serie bei South Carolina, an der Ostküste der USA gehört“, erinnert er sich.

Sendung ist ein Raum für Gemeinsamkeit und Trost

Adrian Feuerbacher, NDR-Chefredakteur und Programmchef von NDR Info freut sich besonders auf die Sendung: „,Gruß an Bord‘ steht – weit über die Seefahrt hinaus – für etwas, das viele an Weihnachten spüren: Geliebte Menschen zu vermissen, in Gedanken bei ihnen zu sein, auf ein baldiges Wiedersehen zu hoffen“, wird er in einer Mitteilung des Radiosenders zitiert. Die Sendung sei auch ein Raum für Gemeinsamkeit, für Trost. „Und deshalb ist und bleibt sie uns so wichtig.“

Zu hören ist „Gruß an Bord“ an Heiligabend, den 24. Dezember 2023, von 19 bis 22 Uhr auf NDR Info, NDR Info Spezial, über die NDR Radio App und über Kurzwelle. Weitere Informationen zum Empfang gibt es online auf der Webseite des NDR.

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