Bühne weg Rhauderfehner Musical-AG steht auf der Kippe

Clarissa Scherzer
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Von Clarissa Scherzer
| 07.08.2023 17:57 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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2015 gab es „Good and Evil“ in Rhauderfehn.
2015 gab es „Good and Evil“ in Rhauderfehn.
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Nach Evita brachen zwei Säulen weg – und nun wurde auch die Bühne der Musical- und Theatergruppe abgebaut. Wie steht es um die Gruppe?

Westrhauderfehn - Dass es eine Rückkehr der Musical- und Theatergruppe geben wird, wird immer unwahrscheinlicher. Denn mit dem Abbau der Bühne gibt es nun ein weiteres Hindernis für eine weitere Aufführung.

Doch von Anfang an: Die Musical- und Theatergruppe der Kreisrealschule Overledingerland (KRO) ging 1985 aus der Theater-AG hervor, die Hans-Ulfert Harbers 1974 gründete. Nach dem Tod von Harbers im Jahr 2002 übernahm Teo Groeneveld, Lehrer vom Albrecht-Weinberg-Gymnasium Rhauderfehn, die Leitung der Gruppe. Seit Gruppengründung wurden bis heute insgesamt neun Theaterstücke sowie 13 Musicals auf die Bühne gebracht. Nach der letzten Aufführung 2018 war aus zahlreichen Gründen Schluss.

Eines der ersten Stücke der neuen AG: 1988 spielte die Truppe „A Chorus Line“.
Eines der ersten Stücke der neuen AG: 1988 spielte die Truppe „A Chorus Line“.

Nach Evita brachen zwei Säulen weg

„Die Bühne hatte Fassaden mit Fenstern und Türen, eine drei Meter Drehbühne mit Balkon auf der Rückseite und eine Wendeltreppe mit Geländer aus einem Haus heraus. Es gab eine Vorbühne mit Treppen, die war vier bis fünf Meter breit über die ganze Länge der Aula. Räume waren über die Treppe begehbar“, schwärmt Teo Groeneveld von der Bühne der KRO. Dort wurden Stücke wie „Les Miserables“ und „Donna Wetter – Mamma Mia“ aufgeführt. Von 2002 bis 2018 war der Rhauderfehner Gymnasiallehrer Leiter der Musical- und Theatergruppe der Kreisrealschule Overledingerland (KRO).

„Für mich war es toll, dass man Räume hat, die man bespielen kann.“

Eine sehr gelungene Premiere legte 2012 die Gruppe mit der Aufführung von „Donna Wetter – Mamma Mia“ hin.
Eine sehr gelungene Premiere legte 2012 die Gruppe mit der Aufführung von „Donna Wetter – Mamma Mia“ hin.

Das letzte Stück der Musicalgruppe war „Evita“, dann kam Corona. Danach habe sich viel verändert, das habe an ganz vielen Dingen gelegen, berichtet Groeneveld.

Gleich drei Säulen der Musical- und Theatergruppe brachen in den letzten Jahren weg. Sabine Brunken, die musikalische Leiterin der Gruppe, hörte aus familiären Gründen auf. Ersatz wurde nicht gefunden. Für die Aufführungen wurde eine professionelle Band gebucht, die sich auflöste.

Was sagt der Landkreis Leer?

Die dritte Säule, die Bühne der KRO, die im Laufe der Jahre von der Musical- und Theatergruppe ausgebaut wurde, wurde Mitte 2023 auf den Ursprungszustand zurückgebaut. Eine förmliche Anordnung dafür gab es vom Schulträger, dem Landkreis Leer, nicht, so Pressesprecher Philipp Koenen auf Anfrage dieser Zeitung. Wohl aber wurde in Abstimmung mit der Schulleitung veranlasst, dass die Bühne zurückgebaut wird, hauptsächlich aus Gründen des Brandschutzes. Zusätzlich war von Realschulseite die Erneuerung des Bodens vom Musikraum geplant. Der Bühnenaufbau ragte in den Raum, was hinderlich für das Sanierungsvorhaben war. Die Aufbauten der Bühne wurden entsorgt.

„Die Bühne liegt jetzt im Container. Da ist so viel Herzblut drin“, bedauert Groeneveld die Maßnahme. „Jetzt ist diese Bühne passé, wir können uns nur noch Bilder anschauen.“ Für Rhauderfehn sei die Gruppe einmalig gewesen mit ehemaligen Schülern, die seit 50 Jahren dabei waren. „Wir waren komplett immer 70 Leute. Das ist schon eine große Nummer gewesen.“

Platz und Band gesucht

Mit seiner Gruppe verbrachte der Leiter viel Zeit auf der KRO-Bühne. Für ihn wurde sie zur zweiten Heimat. Die Musicals seien immer sehr gut angekommen. „Wir haben über drei Jahre an einem Projekt zusammen gearbeitet. Es gab auch mal Krach und Misstöne, aber am Ende steht die Inszenierung und die war immer großartig“, fasst Groeneveld zusammen und blickt skeptisch in die Zukunft. „Ob man dahin zurück kann, da mache ich ein Fragezeichen dran. Man muss einen Platz haben, eine musikalische Leitung, einen Musical-Leiter und eine Band. Das muss ja auch harmonieren, das geht nicht eben so. Da steckt richtig, richtig, richtig viel Arbeit drin.“

Aula nun viel schöner?

Aktuell leitet Groeneveld die Theater-AG „Darstellendes Spiel“ für die Oberstufen 11. bis 13. Klasse am Albrecht-Weinberg-Gymnasium. Dafür steht ihnen die schuleigene Bühne über der Turnhalle zur Verfügung. „16 Quadratmeter mit Vorraum, das ist unsere Welt.“ Für Vorführungen des Jahrgangs 13 nutzt das Gymnasium die Bühne der Erich-Kästner-Schule Rhauderfehn. Für die KRO schafft der Rückbau ihrer Bühne neue Möglichkeiten.

Evita Perón (Elke Groeneveld, 2. von links) im gleichnamigen Musical: eine elegante und umstrittene Erscheinung. Fotos: Archiv
Evita Perón (Elke Groeneveld, 2. von links) im gleichnamigen Musical: eine elegante und umstrittene Erscheinung. Fotos: Archiv

„Ich finde es jetzt viel schöner“, freut sich Schulleiter Holger Klempin. „Eigentlich ist die Aula eine Pausenhalle. Seit ich da bin, wurde sie nur als Bühne mit Bestuhlung genutzt.“

Keine Schüler mehr beteiligt

Mit Billardtisch, Tischtennisplatte, Pausendisco und Tischkicker könnte sie zukünftig als Pausenraum dienen, überlegt Klempin. Dass die Bühne nun kleiner ist, sei für ihn kein Drama. Aktuell gebe es an seiner Schule keine Theater- oder Musik-AG. Im Rahmen des Musikunterrichts werden Stücke auf die Bühne gebracht, dafür reiche der Platz. Die Musical-AG habe am Ende nichts mehr mit der KRO zu tun gehabt, resümiert Klempin. Es waren keine seiner Schüler mehr daran beteiligt. Beim Bühnenbau seien nur noch wenige dabei gewesen. „Für die Musical-AG finde ich es traurig. Wenn die irgendwie signalisiert hätten, es geht irgendwas, hätte man mit dem Landkreis auch sprechen können“, sagt Klempin und findet, dass es manchmal auch gut ist, ausgetretene Pfade zu verlassen.

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