Vortrag über Krieg in Ukraine Michael Kröger berichtete in Ihrhove über Grauen des Krieges

Clarissa Scherzer
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Von Clarissa Scherzer
| 25.03.2023 17:56 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Der gebürtige Barßeler Michael Kröger berichtete in einem Vortrag in Ihrhove über das, was er in der Ukraine seit Kriegsbeginn erlebt hat. Foto: Scherzer
Der gebürtige Barßeler Michael Kröger berichtete in einem Vortrag in Ihrhove über das, was er in der Ukraine seit Kriegsbeginn erlebt hat. Foto: Scherzer
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Der gebürtige Barßeler wohnt seit mehreren Jahren in der Ukraine. Eindrucksvoll schilderte er den Besuchern, was er dort seit dem Kriegsbeginn miterlebt hat.

Ihrhove - Der Verein Hilfsanker Ostfriesland hatte vor wenigen Tagen zu einem Vortrag im EC-Heim Ihrhove über die humanitäre Nothilfe in der Ukraine eingeladen. Maike Potthast, 1. Vorsitzende, stellte die Arbeit des Vereins vor. Ziel ist es, Kriegs- und Katastrophenopfer im In- und Ausland zu unterstützen. Gemeinsam mit Michael Kröger führte der Verein im Februar 2023 Hilfslieferungen in die Ukraine durch.

Der gebürtige Barßeler Michael Kröger berichtete von seinen Erfahrungen und dem Alltag der Menschen in dem ukrainischen Kriegsgebiet. Mit zahlreichen Fotos und Videos zeigte Kröger über mehr als zwei Stunden den Interessierten das Gesicht des Krieges und berichtete von der großen Welle an Unterstützung. Er lebt seit sieben Jahren in der Ukraine und führte seit Kriegsbeginn mehrere Hilfstransporte durch. Das gemeinnützige Hilfswerk von Ostfriesen-Zeitung, Ostfriesische Nachrichten und General-Anzeiger „Ein Herz für Ostfriesland“ unterstützte sowohl Michael Kröger als auch den Verein Hilfsanker Ostfriesland finanziell.

Chronologisch und sehr emotional

„Sie haben die erste Rakete direkt über unseren Kopf abgeschossen. Wir haben darunter im Bett gelegen. Da steht man senkrecht im Bett und denkt, passiert das jetzt wirklich? Dann ging die Panik los“, beginnt Michael Kröger seinen Bericht. Auf einer großen Leinwand startet ein Video, das Kröger in der Nacht, an dem Putin seinen Angriffskrieg auf die Ukraine startete, aufnahm. Er spricht in die Kamera. Im Hintergrund blinken Lichter auf. Es sind russische Jets, die Bomben über Kiew abwerfen, erläutert er das Geschehen. Dort, wo auch Kröger mit seiner Lebensgefährtin wohnt. Er berichtet von Toten auf beiden Seiten, von der Übernahme des Atomkraftwerks Tschernobyl durch die Russen.

Chronologisch und sehr emotional schildert der ehemalige Soldat alles das, was er in über einem Jahr als ehrenamtlicher Helfer ukrainischer Menschen vor Ort erlebte. Er spricht von Massenpanik auf den Bahnhöfen, von der Angst, den Tag nicht zu überleben und von der Ungewissheit darüber, wer Freund und Feind ist. „Das werde ich nie vergessen. Es ist alles irreal“, erläutert er die Situation. „Hinter dir sind die Kinder auf dem Spielplatz, vor dir hört man die Raketenabwehr.“ Über projizierte Fotos von zerbombten Häusern, Einkaufszentren und Rettungsbussen kommt das Grauen des Krieges nach Ihrhove.

Worte und Bilder, die man nicht vergisst

Vieles, was Kröger zeigt und berichtet, ist schwer zu ertragen. Worte, Bilder und Details, die man nicht vergisst. „Am Anfang des Krieges war es Normalität, direkt neben dem Spielplatz die Leute zu verscharren, man wusste nicht, wohin mit den Leichen.“ Per Videoaufnahme dröhnt der Fliegeralarm durch die betroffene Stille im Raum. Aber auch Positives wird berichtet. Mehr als 214 Tonnen Hilfsgüter brachte Kröger bisher in die Ukraine. Fotos erzählen davon, wie groß die Freude war über die Spenden wie Lebensmittel, Betten, Feuerlöscher und Verbandsmaterial. Ein Video zeigt, wie Kröger als Weihnachtsmann den Kindern in der Ukraine Geschenke, gepackt von Kindern aus Deutschland, überreicht. Seine letzte Hilfstour durch die Ukraine dauerte 20 Tage. Auf 9283 Kilometern fuhr er zahlreiche Orte an.

Für seinen Vortrag gibt es viel Applaus. Fragen aus dem Publikum werden beantwortet. „Wenn der Krieg beendet ist, bleiben Sie dann hier oder gehen sie zurück nach Kiew“, möchte ein Gast wissen. „Das ist eine gute Frage. Nach Kriegsende geht es um den Wiederaufbau“, sagt der unermüdliche Helfer. Zur Unterstützung der Hilfsarbeit in Kriegs- und Katastrophengebieten überreichte Eberhard Lüpkes im Namen der Landeskirchengemeinschaft Ihrhove Maike Potthast einen symbolischen Scheck in Höhe von 350 Euro.

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