Kommunalwahl 2021

Politiker aus Weener müssen Stellung vor Wahl beziehen

| 03.09.2021 18:04 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 9 Minuten
Artikel hören:
•Bei der Kommunalwahl in der Stadt Weener – das Bild zeigt das Rathaus – treten Parteien und Wählergemeinschaften an. Bild: Ammermann/Archiv
•Bei der Kommunalwahl in der Stadt Weener – das Bild zeigt das Rathaus – treten Parteien und Wählergemeinschaften an. Bild: Ammermann/Archiv
Artikel teilen:

In Niedersachsen wird gewählt. Doch was ist in Ostfriesland wichtig? Diese Zeitung hat sich bei Parteien, Wählergemeinschaften und Einzelbewerbern umgehört. Hier sind die Antworten aus Weener

Landkreis Leer - Die Kommunalwahl ist alle fünf Jahre ein besonderes Ereignis. Keine andere Abstimmung ist so entscheidend für die Entwicklung der Gemeinden und Städte wie diese. Denn nirgendwo sonst wird so direkt entschieden, was vor der eigenen Haustür kurz-, mittel- oder langfristig passiert. Ratsherren und -frauen sind oft Nachbarn, Arbeitskollegen oder Vereinsfreunde.

Am 12. September werden in ganz Niedersachsen wieder neue Räte für Städte, Samtgemeinden und Gemeinden gewählt. Hinzu kommen in vielen Kommunen auch die Wahlen der Verwaltungschefs. Auch im Landkreis Leer werden die Bürgerinnen und Bürger von Borkum bis Ostrhauderfehn, von Bunde bis Uplengen an diesem Tag an die Wahlurne gebeten. Die neuen Gemeinde- und Stadträte entscheiden dann unter anderem über künftige Baugebiete, Kita-Neubauten oder Windkraftstandorte.

Damit die Leserinnen und Leser erfahren, für welche Positionen die Parteien und Wählergemeinschaften in ihren jeweiligen Gemeinden und Städten stehen, hat diese Zeitung eine Umfrage gestartet. Vier Fragen, die der Redaktion für die jeweilige Kommune im Landkreis Leer am wichtigsten erschien, sollten die Parteien, Wählergruppen und Einzelbewerber beantworten. Dafür hatten sie jeweils rund 500 Zeichen Platz.

Die Antworten der Bewerber werden nun bis zur Wahl am 12. September Kommune für Kommune gebündelt und von dieser Zeitung veröffentlicht. Dieses Mal ist die Stadt Weener an der Reihe.

Welche Perspektiven sehen Sie für den Hafen von Weener?

SPD: Mit dem aktuell auf den Weg gebrachten „Städtebaulichen Realisierungswettbewerb“ unter Beteiligung von Planungsbüros, und, das ist uns besonders wichtig, mit Beteiligung der Öffentlichkeit, werden Ideen erarbeitet werden, die den Hafen noch attraktiver machen. Im Vordergrund steht dabei: Erneuerung der Spundwandabdeckung, Investitionen in die Zukunftsfähigkeit der Schleuse, eine dauerhaft gesicherte Entschlickung. Wichtig ist, dass der Hafen nicht zum Dauerliegeplatz für ausrangierte Boote benutzt wird.

CDU: Die Lebensqualität im Alten Hafen und der Altstadt müssen gemeinsam angehoben werden – mit Kultur, Gastronomie und einer sanften touristischen Entwicklung. Auf keinen Fall darf unser Hafen ein zweites Greetsiel werden und bei allen Schritten müssen die Anwohner miteinbezogen werden. Ein neuer Wochenmarkt am Hafenkopf wäre ein Beispiel für eine solche Aufwertung mit mehr Veranstaltungen, interessanten Angeboten und einem Ort zum Treffen.

Bündnis 90/ Die Grünen: Richtig vermarktet kann der Hafen ein wichtiger Magnet für neue Gäste und die Anwohner von Weener sein. Dies realisieren wir durch: Einbezug der Anwohner, Aufwertung vorhandener Strukturen, Gastronomie- und Kulturansiedlung, Internetvermarktung, (Wasser-)Spielmöglichkeiten für Kinder, Fitnessgeräte für Erwachsene, Fußwegekonzept, Hafen als Zentralelement, offenes WLAN für Hafenbesucher mit Hafenwegweiser, Umgestaltung der Asphaltfläche & Begrünung Fassade Klingele, Barrierefreiheit.

AfD: Keine Antwort

Die Linke: Ziel sollte es sein, dass sich mehr Gastronomiebetriebe am Hafen ansiedeln und bestehende unterstützt wird. Zudem sollte der Charme des Hafens durch die Entsorgung maroder Schiffe und Aufräumaktionen im Hafengebiet. Der Betriebsbereiter des Hafens und der Hafenmeister benötigen hierbei Unterstützung. Ein jährliches maritimes Straßenfest und vermehrte Feierlichkeiten in der Landsburg Halle wären eine Möglichkeit, das Gemeinschaftsleben zu fördern.

Die Basis: Keine Antwort

UWG: Für eine bessere Ausnutzung sollen sichere Liegeplätze für Traditionsschiffe, Fahrgastschiffe, Info-Fischkutter und Sportboote entstehen. Hierfür sollen Spundwand-Abdeckungen aus speziellen Stahlprofilen, die mit der vorhandenen Kajung verschweißt werden, hergestellt werden. Aufgeschweißte Poller sollen die Sicherheit der Liegeplätze vervollständigen. Die Wassertiefe soll auf mindestens 2 Meter gebracht werden.

Wohnungen, Dienstleistung oder Geschäfte – wie lassen sich die Leerstände in Weener mit Leben füllen?

SPD:Nur mit einer Mischung aus allem können wir die Probleme lösen. Mit Pop-Up-Stores, finanziert aus dem Sofortprogramm „Perspektive Innenstadt“, wollen wir den Versuch wagen, Leerstände zu beseitigen. Nutzungsänderungen von Geschäfts- in Wohnräume müssen möglich werden. Der Vogelsangplatz muss umgestaltet, aufgewertet werden. Dort soll der Wochenmarkt wieder sein Zuhause auf dem Vogelsangplatz haben. Mehr Verweilmöglichkeiten und Ruhezonen in der gesamten Innenstadt. Mehr freies WLAN in der gesamten Innenstadt.

CDU: Für die CDU ist klar, dass die Einkaufsstadt Weener aus den 90er Jahren nicht wieder zurückkehren wird, vor allem durch den Online-Handel und das geänderte Einkaufsverhalten. Darum lassen sich die meisten Leerstände auch nicht wieder mit Geschäften füllen. Stattdessen sollte die Stadt aktiv die Umwandlung in hochwertigen Wohnraum und in Gastronomie- und Kulturangebote unterstützen, zum Beispiel mit kleinen Cafés oder mit Neuanlage von Plätzen für mehr Aufenthaltsqualität.

Bündnis 90/ Die Grünen: Wir regen seit mehreren Jahren an, den Leerständen durch eine Anpassung der Bebauungspläne entgegenzuwirken. Unsere Ziele: Sozial geförderte Wohnungen,kleine Wohneinheiten für Azubis der Region sowie Studenten aus Groningen und Leer, Unterkünfte für (Fahrrad-)Touristen in Form von Hostels, Hotels & Ferienwohnungen, Entwicklung der Industriebrachen zu zentrumsnahen Quartieren (Polak und Ecks), Raum für Büros, Dienstleistungen, Restaurants, Kanzleien, Cafés und Kultureinrichtungen erhalten.

AfD: Keine Antwort

Die Linke: Geschäfte in existenziellen Notlagen benötigen Unterstützung, beispielsweise durch Teilhabe am Wochenmarkt. In Dörfern werden Geschäfte benötigt, wie auch Melk- und Eierhusen. Für Pflegebedürftige wäre ein weiterer Pflegedienst-Anbieter wünschenswert. Sozialer barrierefreier Wohnraum ist auch in Weener und Umgebung für Menschen mit geringem Einkommen, Alleinerziehende und Rentner nicht ausreichend vorhanden und sollte geplant werden.

Die Basis: Keine Antwort

UWG: Für Neugründungen von Kleinläden und Hotels soll als Starthilfe eine Wirtschaftsförderung eingerichtet werden, die auf 5 Jahre begrenzt gelten soll. Hilfe bei den sonstigen Fördermöglichkeiten soll durch die Stadtverwaltung erfolgen. Außerdem sollen die betroffenen Bebauungspläne geändert werden, sodass Gebäude mit Leerständen ohne besondere Auflagen zu Wohnungen umgebaut werden können.

Durch welche Maßnahmen kann der Tourismus in Weener attraktiver gemacht werden?

SPD:Mehr Übernachtungsmöglichkeiten für Touristen, besonders für die vielen Fahrradtouristen. Wir haben die schöne Landschaft, die frische Luft, aber keine Unterkünfte und wenig Gastronomie. Daher eine Verbesserung des gastronomischen Angebotes. Wieder mehr größere Veranstaltungen. Attraktivität bedeutet auch, dass die Stadt sich mit mehr Sauberkeit, einer besseren Beschilderung und mit besseren Straßen und Wegen präsentiert.

CDU: Weener hat viel zu bieten, ob der Alte Hafen, das Organeum, das Friesenbad, den Hessepark oder die Meentelande. Für fast jeden Besucher ist etwas dabei. Es hakt aber bei der Vermarktung und Steuerung der Gäste in der Stadt. Hier müssen wir endlich mehr investieren. Die CDU ist darum für die Einstellung eines hauptamtlichen Geschäftsführers der Hafen- und Tourismus GmbH, der die professionelle Vermarktung der Highlights unserer Stadt endlich in die Hand nimmt.

Bündnis 90/ Die Grünen: Wir möchten im gesamten Rheiderland durch Marketing und ein Gesamtkonzept den Wirtschaftszweig „sanfter Tourismus“ vorantreiben. Unsere Einzelmaßnahmen: Betonung und Vermarktung des Naturerlebnisses Rheiderland und des Hafens/Hesseparks und der neuen Emsbrücke, Hervorhebung vorhandener Schutzgebiete, naturnahe Gestaltung der Stadt und ihrer Orte, Entmüllung, Gastronomie und Unterkünfte in Ems-/Hafennähe, Fahrradfreundlichkeit, bessere Wege und Rastpunkte, Modernisierung des Campingplatzes.

AfD: Keine Antwort

Die Linke:In einer Tourismus-App könnten alle Sehenswürdigkeiten in und um Weener vereinfacht dargestellt werden, mitsamt Navigation für Rad- und Autofahrer. Geocache-Orte sollten erweitert werden. Ausbau der ÖPNV mit Fahrrad-Beförderung wäre für Einwohner und Touristen sinnvoll. Das Free For All Festival in Stapelmoor sollte wieder aufleben. Diverse Aktionen im Freibad, wie beispielsweise Wasser-Zumba, würden einen bleibenden Eindruck bei Touristen hinterlassen.

Die Basis: Keine Antwort

UWG: Der historische Hafen Weener ist ein Magnet für Touristen. Für eine Verbesserung dieser Gegebenheit hat die UWG ein umfangreiches Konzept in Absprache mit Hafenanliegern aufgestellt. Auch kleine „Emskreuzfahrten“ mit einem Info-Fischkutter / Fahrgastschiff sollen für WohnmobilistenInnen, andere BesucherInnen und WeeranerInnen angeboten werden. Infos an Bord über Kammerschleuse, Ebbe und Flut, Friesenbrücke, Windmühlen, Siele und Schöpfwerke könnten diese Fahrten bereichern. Vorhandenes wie Wohnmobilstellplätze, Organeum, Stadtführungen und Vergleichbares soll besser vermarktet werden.

Welche Ideen gibt es für die Pestalozzischule und die Oberschule Floorenstraße?

SPD:Ab dem 01.08.2021 ist dort eine Außenstelle der Förderschule Geistige Entwicklung Greta-Schoon-Schule untergebracht, mit den Werkstätten für Metall und Textil für die Berufsvorbereitung. Wir sind froh, dass diese Lösung gefunden wurde. Auf Kreisebene werden wir uns auch weiterhin für eine optimale Nutzung des Gebäudes einsetzen. Das Gebäude sollte Vereinen und auch der VHS zur Verfügung gestellt. Sie dort ihren vielfältigen Aktivitäten nachgehen – z.B. für Erwachsenenbildung, Vorträge, Schulungen oder Musikunterricht. Ein kleines Treffpunkt-Café sollte eingerichtet werden.

CDU: Zunächst muss eine Bestandsaufnahme beider Schulen durchgeführt werden, um eine objektive Entscheidung zu treffen. Aus der Oberschule könnte man ein Sport- und Vereinszentrum machen. Denn in direkter Nähe befindet sich auch die Turnhalle und es gibt rund um das Gebäude genügend Platz für Aktivitäten an der frischen Luft. Die Pestalozzischule könnte ein Multifunktionsgebäude für unterschiedlichste Nutzung werden.

Bündnis 90/ Die Grünen: Die Bausubstanz der Schulen des LK Leer sollte vor Übernahme durch die Stadt genauestens geprüft werden. Pestalozzischule: Nutzung durch Greta-Schoon-Schule gerne dauerhaft, alternativ Nachnutzung durch Umzug Kita „Bunte Welt“, aus dem jetzigen Kita-Gebäude könnte Haus der Vereine werden.

Floorenstraße: Abreißen auf Kosten des LK (außer Turnhalle und neueres Nebengebäude), Wohnbaugebiet durch B-Planänderung, da die Fläche durch vorherige Versiegelung und bestehende Erschließung gut geeignet ist.

AfD: Keine Antwort

Die Linke: Als Elternratsvorsitzende der ehemaligen Pestalozzischule ist die Zukunft der Schule eine Herzensangelegenheit. Das Projekt „Praxisklasse“ sollten wir wieder aufleben lassen und den Förderschwerpunkt „Lernen“ zukünftig reintegrieren.

Für die Oberschule Floorenstraße wäre eine Überlegung, einen Treffpunkt für Vereine zu schaffen und einen Familienstützpunkt zu installieren mit einer Hebammensprechstunde, Hausaufgabenhilfe, einem Stillcafé, Erziehungsberatung und Selbsthilfegruppen.

Die Basis: Keine Antwort

UWG: Für beide Gebäude muss eine Bestandsaufnahme erfolgen, ob eine Sanierung möglich und sinnvoll ist. Erst dann kann eine Nutzung geplant werden.

Ähnliche Artikel