Riesenbeck (dpa)

Erst traurig, dann fröhlich: Springreiter feiern Silber

Michael Rossmann, dpa
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Von Michael Rossmann, dpa
| 03.09.2021 15:59 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Die deutschen Springreiter um Christian Kukuk holten EM-Silber. Foto: Friso Gentsch/dpa
Die deutschen Springreiter um Christian Kukuk holten EM-Silber. Foto: Friso Gentsch/dpa
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Nach dem Debakel bei den Olympischen Spielen in Tokio dürfen die deutschen Springreiter bei der EM im eigenen Land eine Medaille bejubeln. Im Einzel am Sonntag ist weiteres Edelmetall möglich.

Fröhlich winkten die deutschen Springreiter mit ihren Silbermedaillen um den Hals den feiernden Fans zu. Der erste Ärger über das verpasste Gold bei der Heim-EM war schnell verflogen, die Freude über den zweiten Platz entwickelte sich bald und führte zu strahlenden Gesichtern.

„Noch überwiegt die Enttäuschung“, sagte Bundestrainer Otto Becker in seiner ersten Reaktion. „Wir waren ganz, ganz nah dran.“ Als seine Reiter von den rund 3000 Zuschauern bejubelt wurden, lächelte Becker schon wieder.

Auch für den Coach war es eine Erleichterung. Auch angesichts des Debakels bei den Olympischen Spielen in Tokio mit dem vorletzten Platz im Finale überwog später die Freude. Das mit drei EM-Neulingen und Routinier Marcus Ehning gestartete Team lag nach insgesamt drei Runden an drei Tagen mit 12,77 Strafpunkten nur ganz knapp hinter der Schweiz (9,47) und vor Belgien (17,34).

Abwurf von Schlussreiter Will

Ohne den Abwurf von Schlussreiter David Will hätte es zu Gold gereicht. „Es ist ärgerlich, weil es ein klarer Reiterfehler war“, kommentierte der EM-Debütant. Auch Team-Kollege Christian Kukuk war hin- und hergerissen. „Wir dürfen sicher nach einer Nacht mehr als stolz und zufrieden sein“, sagte er und schob gleich hinterher: „Klar war es auch ein bisschen ärgerlich.“

Bester einheimischer Reiter vor dem Einzel-Finale am Sonntag ist André Thieme aus Plau am See, der mit Chakaria (2,84) Zweiter ist. Erster ist Titelverteidiger Martin Fuchs aus der Schweiz mit Leone Jei (1,31). Auf Rang acht liegt Christian Kukuk aus Riesenbeck mit Mumbai (5,93) und hat noch eine weiter Medaillen-Chance.

Startreiter Thieme riss schon nach seiner famosen Runde eine Faust in die Luft. Der 46-Jährige aus Plau am See blieb mit seiner Chakaria wie am Vortag fehlerfrei und sorgte so für eine gute Ausgangsposition. „Ich habe Chakaria schon abgeknutscht“, sagte Thieme kurz danach. „Es war Extra-Druck da“, gab der Reiter zu, der bei den Spielen in Tokio einen enttäuschenden Auftritt gezeigt hatte und in den Tagen von Riesenbeck bewies, dass er mit seiner Stute ein Weltklasse-Paar sein kann. „Ich wollte hier zeigen, dass mein Pferd zu Recht dabei ist“, erklärte er seine Motivation für die EM im eigenen Land. Er sei „jetzt schon riesig erleichtert“, sagte der erste Reiter des Gastgeber-Teams, der nun auch im Einzel ein Medaillen-Kandidat ist.

Ehning unter Druck

Noch mehr unter Druck als Thieme stand Marcus Ehning. Denn in den ersten beiden Wertungsprüfungen am Mittwoch und Donnerstag war der 47-Jährige aus Borken mit Stargold das Streichergebnis. Doch in der letzten Runde des Teamwettbewerbs zeigte der Routinier seine Klasse, lenkte den zuweilen wilden Hengst ohne Abwurf durch den Parcours. „Besser er bockt, als wenn er die Stangen runter boxt“, sagte Ehning später grinsend. „Heute war es so, wie ich ihn kennen“, sagte der erfahrenste Reiter der Mannschaft. „Es war wichtig, dass ich Ruhe in das Pferd bekomme“, erklärte Ehning: „Ich bin heute vom ersten bis zum letzten Sprung mit ihm zufrieden.“ Er sei „sehr stolz“ nach den Leistungen der Vortage, dass er ohne Fehler blieb.

Einen Abwurf kassierte Christian Kukuk als dritter Starter des Gastgeber-Teams. Dennoch war nach dem Ritt des 31-Jährigen aus Riesenbeck mit Mumbai bereits sicher, dass seine Mannschaft eine Medaille gewinnt. „Das ist so ein bisschen Erleichterung und ein klein wenig Enttäuschung, weil ich einen Fehler hatte, der auf meine Kappe geht“, kommentiert der Reiter, der seit rund zehn Jahren für EM-Gastgeber Ludger Beerbaum in Riesenbeck arbeitet. „Aber mit der Medaille bin ich auf jeden Fall happy“, sagte Kukuk.

„Bisschen mehr drin gewesen“

Als David Will einritt, war Silber sicher. Aber der 33-Jährige aus dem hessischen Dagobertshausen wollte natürlich die Schweiz unter Druck setzen, die nur ganz knapp vor den Gastgebern lag. Mit seinem 13 Jahre alten Wallach C Vier kassierte Will aber einen Abwurf. „Es wäre ein bisschen mehr drin gewesen“, kommentierte der Reiter.

Am Ende mussten die Deutschen auf Steve Guerdat warten und auf zwei Fehler des Schweizers hoffen, um noch Gold gewinnen zu können. Doch der Olympiasieger von London ritt mit Maddox mit vier Strafpunkten zu Gold mit seinem Team.

© dpa-infocom, dpa:210903-99-83405/4

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