Wetter in Ostfriesland Sturmtief an der Küste mitten im Sommer – Fähren fallen aus

Nora Kraft
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Von Nora Kraft
| 07.08.2023 14:23 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Bei starkem Nordwestwind wehen Fahnen an der Kaiserwiese auf der ostfriesischen Insel Norderney. Foto: Bartels/DPA
Bei starkem Nordwestwind wehen Fahnen an der Kaiserwiese auf der ostfriesischen Insel Norderney. Foto: Bartels/DPA
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Ein Sturmtief über der südlichen Ostsee beschert auch Ostfriesland stürmisches Wetter zum Wochenstart. Erst am Donnerstag soll es einen Wetterumschwung geben.

Ostfriesland/Hamburg - Sommerurlauber und Küstenbewohner an der niedersächsischen Nordsee müssen sich zum Wochenstart auf einen für die Jahreszeit ungewöhnlichen Sturm einstellen. Grund dafür ist das Sturmtief „Zacharias“ über der südlichen Ostsee. „Das bewegt sich in Richtung Norwegen und hat Einfluss auf Ostfriesland und die Küste“, sagt Michael Knobelsdorf, Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Hamburg.

Für Montag sind laut DWD an der Küste in Ostfriesland Regen und Sturmböen der Windstärken acht bis neun mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 80 Stundenkilometern möglich. Weiter landeinwärts soll der Wind bei vielen Wolken und Regen mit Windstärken sieben bis acht etwas weniger stark wehen. In der Nacht zu Dienstag soll sich die Lage laut Knobelsdorf in Ostfriesland etwas beruhigen, Böen der Windstärke sieben bis acht seien dann möglich.

Fähren fallen aus

Infolge des kräftigen Nordwestwindes rechnen Experten des Sturmflutwarndienstes beim Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) mit höheren Wasserständen. Demnach soll das Nachmittagshochwasser entlang der niedersächsischen Nordseeküste zwischen einem dreiviertel und einem Meter höher als das mittlere Hochwasser ausfallen. Nach Angaben der Behörde besteht die Gefahr einer leichten Sturmflut.

Einige Fährbetriebe sagten wegen des erwarteten Hochwassers und des Sturms für Montagnachmittag Fährfahrten ab. Fahrplanänderungen gab es etwa für die Inselverkehre von und nach Wangerooge und Spiekeroog, wie die Fährgesellschaften im Internet mitteilten.

Feuchter Boden wird zur Gefahr bei Sturm

Das Sturmtief stellt die Feuerwehren in Ostfriesland vor keine große Herausforderung. Besondere Vorkehrungen müssen die Feuerwehrleute nicht treffen: „Wir sind immer vorbereitet und darauf eingestellt, dass Unvorhergesehenes passiert“, sagt Manuel Goldenstein, Pressesprecher des Feuerwehrverbands Ostfriesland auf Anfrage. Bäume und Absperrmaßnahmen auf Straßen seien demnach nichts Außergewöhnliches. „Wir erwarten keine großartigen Ereignisse bei den angekündigten Windstärken.“ Die Feuerwehren seien deutlich Stärkeres gewohnt, so Goldenstein. Er rate Menschen im Sturmgebiet dazu, Gartenmöbel zu sichern sowie Fahnenmasten oder Pavillons abzubauen.

Außerdem warnt der Verbandsprecher vor zwei Dingen, die insbesondere in der derzeitigen Jahreszeit bei Sturm zur Gefahr werden können: Zum einen bieten Bäume dem Wind eine viel größere Angriffsfläche, weil sie im Sommer mehr Laub tragen. Der Wind „kann so besser in die Bäume greifen“, sagt Goldenstein. Zum anderen entwurzeln Bäume leichter, weil der Boden durch den vielen Regen sehr feucht ist.

Einschränkungen im Bahnverkehr

Der aufgeweichte Boden kann auch zu Einschränkungen im Bahnverkehr führen. Es müsse daher damit gerechnet werden, dass in Gleisnähe Bäume umstürzen könnten, sagte eine Bahnsprecherin der Deutschen Presse-Agentur. Reisenden wird empfohlen, sich vor Fahrtantritt im Internet über ihre Verbindung zu informieren. Wie die Deutsche Bahn auf Twitter mitteilte, könne es aufgrund des Unwetters noch bis Dienstag zu Beeinträchtigungen kommen.

Der nasse Boden macht auch dem Campingplatz an der Knock in Emden zu schaffen. Seit dem starken Regen der vergangenen zwei Wochen würden weniger Gäste einen Platz buchen, sagt Jürgen Neuenfeldt vom Verein Campingplatz Knock. Der Sturm bilde jedoch keine große Gefahr für Camper. Der Platz liege von Bäumen geschützt wie in einem Kessel. Die Lage am späten Montagnachmittag sei ruhig gewesen. „Auch bei größeren Stürmen sind wir immer gut davongekommen“, so Neuenfeldt.

Entspannung ab Donnerstag

In Hamburg ist die Lage brenzliger. Dort wird Sturmtief „Zacharias“ voraussichtlich am Montagabend für eine Sturmflut sorgen. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) rechne für Montagabend gegen 21.44 Uhr mit ungewöhnlich hohen Wasserständen um 1,5 Meter über dem mittleren Hochwasser, sagte ein Sprecher des BSH der Deutschen Presse-Agentur. Die Polizei riet Bürgern, das betroffene Gebiet rund um die Hamburger Elbe zu meiden und vor allem tiefer gelegene Gebiete zu verlassen, insbesondere in Elbnähe, sowie der Hafencity und im Hafen. Fahrzeuge sollten in höher gelegene Gebiete gebracht werden.

Da das Sturmtief über der Ostsee stabil liege, sei mit einer Abnahme des Windes an der niedersächsischen Küste erst ab Mittwoch zu rechnen, so der DWD. Das sei eine Sache, die sehr ungewöhnlich sei, heißt es mit Blick auf den langanhaltenden Sturm mitten im Sommer.

Erst für Donnerstag sagt Michael Knobelsdorf vom DWD eine „richtige Entspannung“ der Wetterlage in Ostfriesland voraus. „Ein bevorstehendes Hoch über Mitteleuropa ist ein Zeichen, dass es den Sommer noch gibt“, so der Meteorologe. Am Wochenende seien im ostfriesischen Binnenland Temperaturen von bis zu 25 Grad, an der Küste etwa bis 23 Grad möglich.

Mit Material von DPA

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