Alsfeld/Großefehn

Beekhuis-Hacker: Neun Monate Haft auf Bewährung

Aiko Recke und den Agenturen
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Von Aiko Recke und den Agenturen
| 23.09.2020 16:46 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Eigentlich waren zwei Verhandlungstage angesetzt. Doch nun verkündete das Amtsgericht in Alsfeld bereits ein Urteil gegen den 22-Jährigen, der hunderte privater Chats von Jochen Beekhuis und anderen Politikern und Prominenten veröffentlich hatte.

Alsfeld/Großefehn. Neun Monate Jugendstrafe auf Bewährung: So lautet das Urteil des Amtsgerichts Alsfeld (Hessen) gegen einen 22-jährigen Hacker, der Ende 2018 illegal private Chats des Großefehntjer Landtagsabgeordneten Jochen Beekhuis und weiterer Politiker und Prominenter veröffentlicht hat. Wie Gerichts-Direktor Klaus Schwaderlapp am Nachmittag mitteilte, zeigte sich der junge Mann geständig. Konkret wurde der 22-Jährige unter anderem wegen Ausspähens von Daten, Datenveränderung in 73 Fällen, Datenhehlerei und weiterer Taten verurteilt. Das Urteil ist den Angaben zufolge bereits rechtskräftig.

Wie Oberstaatsanwalt Benjamin Krause von der Frankfurter Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) der Agentur DPA sagte, war der Angeklagte offenbar vor allem durch Fleiß und Ausprobieren an die sensiblen Daten von mehr als 1000 Prominenten und Politikern gekommen sein. „Es war offensichtlich so, dass der Angeklagte keine besonderen technische Kenntnisse hatte und angewendet hat“, so Krause. Der Prozess vor dem Jugendschöffengericht fand ohne Presse und Zuschauer statt, weil der Angeklagte zum Tatzeitpunkt als Jugendlicher beziehungsweise Heranwachsender galt.

Beekhuis war einer der am stärksten Betroffenen

Der Fall hatte Anfang 2019 bundesweit für Aufsehen gesorgt. Laut Ermittlern war der Angeklagte damals Schüler und lebte bei seinen Eltern. Aus Ärger über öffentliche Äußerungen seiner Opfer, darunter Landtags- und Bundestagsabgeordnete, habe er angefangen, private Daten wie Adressen, Telefon- und Kreditkartennummern von diesen zu sammeln. Dabei verschaffte er sich laut Anklage Zugang zu Online-Profilen und kaufte gestohlene Daten im Netz. Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter veröffentlichte er die Daten schrittweise in einer Art „Adventskalender“. Er soll auch versucht haben, Opfer mit der Veröffentlichung zu erpressen.

Der Großefehntjer Landtagsabgeordnete Jochen Beekhuis gehört zu den am stärksten betroffenen Opfern des Hacker-Angriffs. Hunderte seiner privaten Facebook-Chatprotokolle waren von dem hessischen Hacker veröffentlicht worden. In den Chats soll Beekhuis sich unter anderem frauen- und schwulenfeindlich geäußert haben. Er wurde deshalb aus der SPD ausgeschlossen. Beekhuis wehrte sich monatelang juristisch gegen die Vorwürfe, allerdings erfolglos.

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