Schwerin/Berlin (dpa)

Karliczek für Maskenpflicht an Schulen

| 02.08.2020 15:00 Uhr | 1 Kommentar | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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In Mecklenburg-Vorpommern beginnt zu Wochenbeginn das neue Schuljahr unter Pandemiebedingungen. Weitere Bundesländer folgen in Kürze. Politiker und Lehrer sehen dem Schulstart mit gemischten Gefühlen entgegen.

Nach den Sommerferien starten die Schüler in Mecklenburg-Vorpommern und auf einigen Inseln in Schleswig-Holstein am Montag als erste bundesweit ins neue Schuljahr.

Weitere Bundesländer folgen in den nächsten Tagen mit dem Schulalltag unter Corona-Bedingungen. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) sprach sich für eine Maskenpflicht in Schulgebäuden aus. Auch der Städte- und Gemeindebund setzt auf das Tragen von Masken an Schulen.

Es sei zwar nachvollziehbar, „wenn Länder auf Abstandsregeln in den Schulen verzichten wollen, weil die räumlichen Bedingungen ansonsten nur eingeschränkt Präsenzunterricht zulassen würden“, sagte Karliczek der „Welt am Sonntag“. „Dennoch wird der Präsenzunterricht nur dann funktionieren können, wenn weitere Regelungen zur Hygiene, zum Tragen von Schutzmasken sowie zum Abstandhalten auf dem Schulhof und auf den Fluren strikt eingehalten werden.“

Der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Online Sonntag/Print Montag), gerade an Schulen seien Abstandhalten, Maskenpflicht „so weit wie nötig“ und regelmäßige Handhygiene die einzigen Mittel zum Schutz der eigenen Person und anderer.

Mehrere Bundesländer wie Berlin, Bayern und Baden-Württemberg haben bereits angekündigt, im Kampf gegen das Coronavirus eine Maskenpflicht in Schulgebäuden einzuführen. Sie soll jedoch nicht im Unterricht gelten. In anderen Ländern wie Nordrhein-Westfalen ist von freiwilligen Maskengeboten die Rede, oder es liegt - wie in Hessen oder Sachsen - im Ermessen der Schulen.

An diesem Montag starten fast 153.000 Schülerinnen und Schüler in Mecklenburg-Vorpommern ins neue Schuljahr. Für sie soll es trotz wieder steigender Infektionszahlen erstmals seit den Schulschließungen Mitte März wieder täglichen Unterricht geben.

Bereits am Samstag wurden rund 13.900 Erstklässler eingeschult. Bei Veranstaltungen lernten sie ihre Lehrerin oder ihren Lehrer kennen und nahmen erstmals im Klassenzimmer Platz. Weil etwa 400 der 13.000 Lehrer aufgrund ihres hohen Risikos für einen schweren Verlauf einer Covid-19-Erkrankung weiter im Homeoffice arbeiten, muss der Präsenzunterricht auch weiter teilweise durch Fernunterricht ergänzt werden, so das Bildungsministerium. Garantiert würden jedem Grundschüler aber täglich vier Stunden Unterricht in der Schule. An den weiterführenden Schulen sind es mindestens fünf Stunden.

Schulstart am Montag ist auch auf den Halligen und mehreren anderen Inseln in Schleswig-Holstein. Hamburg folgt am Donnerstag. In der Woche darauf geht es in Berlin, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und im übrigen Schleswig-Holstein los.

Trotz der Corona-Pandemie sollen die Schulen nach den Ferien in den Regelbetrieb zurückkehren. Mecklenburg-Vorpommerns Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) zeigte sich optimistisch, dass dies gelingt. „Tourismus, Restaurants und sogar Fitnessstudios sind längst wieder geöffnet, ohne große Probleme“, sagte sie der „Welt am Sonntag“.

Der Landesvorsitzende der Lehrergewerkschaft VBE, Michael Blanck, sprach am Samstag hingegen von „Bauchgrummeln“ der Kollegen angesichts steigender Infektionszahlen und wachsender Sorglosigkeit in der Gesellschaft. Auch bei konsequenter Einhaltung aller Hygieneregeln an den Schulen sei den Lehrkräften klar, „dass es nach und auch schon vor der Schule zu einer Vermischung der Gruppen kommen wird, die in den Schulen strikt getrennt werden“, sagte Blanck.

Landsberg forderte unterdessen Corona-Tests an Schulen. Die Länder seien „gut beraten, zumindest stichprobenartig Lehrpersonal, aber auch Schülerinnen und Schüler, regelmäßig zu testen, um mögliches neues Infektionsgeschehen frühzeitig zu erkennen und die Infektionsketten zu unterbrechen“, sagte er.

Die Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt kritisierte, dass Schulen in weiten Teilen noch nicht gut auf digitalen Unterricht vorbereitet sind für den Fall, dass sie doch wieder schließen müssen. Es bestehe „akuter Handlungsbedarf“, mahnte sie in einem am Sonntag veröffentlichten Schreiben an Kanzleramtschef Helge Braun (CDU). Göring-Eckardt forderte einen „Notfallplan“ für eine Schul-Digitaloffensive. So sollten Geldern aus dem Digitalpakt unbürokratisch genutzt werden können, Lehrkräfte müssten Trainingsangebote erhalten sowie dienstliche Digitalgeräte, Kinder kostenlose Leihgeräte für den Fernunterricht. Der Bund sollte für Heimunterricht zudem eine Eltern-Lehrer-Hotline mit Digitalcoaches einrichten.

© dpa-infocom, dpa:200802-99-14654/4

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