Nürnberg (dpa)

Nürnberger Torheld: Wiesingers Coup mit Nürnberger

Klaus Bergmann, dpa
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Von Klaus Bergmann, dpa
| 08.07.2020 05:03 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Im März wird Fabian Nürnberger positiv auf das Coronavirus getestet. Der Jungprofi erkrankt zum Glück nicht schwer. Beim Kampf des 1. FC Nürnberg gegen den Drittliga-Absturz trumpft er nun in neuer Rolle auf.

Einen besseren Moment für den persönlichen Eintrag ins Geschichtsbuch des 1. FC Nürnberg hätte Fabian Nürnberger kaum erwischen können.

Im März hatte der 20-Jährige schon einmal für Schlagzeilen gesorgt, als nach einem Coronavirus-Befund bei ihm die gesamte Mannschaft des Fußball-Zweitligisten in eine häusliche Quarantäne musste. Zum Glück erkrankte er damals nicht schwer an Covid-19 und konnte so im Relegations-Hinspiel gegen den Drittligisten FC Ingolstadt für neue Titelzeilen sorgen: „Ein Nürnberger macht den Unterschied“, hieß eine nach dem 2:0 (2:0).

„Das war natürlich ein guter Zeitpunkt für meine ersten Profi-Tore“, sagte der Matchwinner, der übrigens in Hamburg geboren ist und als Junior beim HSV ausgebildet wurde. Ohne Corona hätten ihn wohl über 40.000 Fans im Max-Morlock-Stadion schon als neuen „Club“-Helden gefeiert. Aber in der tristen Geisterspiel-Atmosphäre musste sich der Youngster mit dem doppelten Torjubel mit den Teamkollegen begnügen.

Euphorie versagten sich die Franken nach dem ersten Rettungsschritt. „Wir müssen jetzt den Kopf aufs Rückspiel richten und da wieder so Gas geben, damit nichts mehr schiefgeht“, mahnte Nürnberger mit Blick auf Teil zwei der Nervenschlacht am kommenden Samstag (18.15 Uhr).

Interimscoach Michael Wiesinger war es gemeinsam mit „Club“-Legende Marek Mintal im ersten Spiel nach Jens Keller gelungen, das Richtung Drittklassigkeit taumelnde Team neu zu emotionalisieren. „Sie sind in unsere Herzen reingekommen“, berichtete Torwart Christian Mathenia.

Hinzu kamen taktische und personelle Veränderungen, die zündeten. Als Überraschungscoup entpuppte sich dabei Wiesingers Idee, den von seinen Vorgängern Damir Canadi und Jens Keller defensiv aufgebotenen Nürnberger im neuen 4-4-2-System auf dem linken Flügel aufzubieten.

Wiesinger ließ sich von seiner eigenen Profi-Laufbahn inspirieren. „Fabi hat einen guten Abschluss mit links. Wenn er den Ball am linken Fuß hat, trifft er die lange Ecke. Das sind für mich klassische Außenspieler. Wahrscheinlich weil ich selbst so einer war.“ Nürnberger traf zweimal mit dem starken Linken, ein dritter satter Schuss klatschte in der zweiten Spielhälfte an den Pfosten.

„Fabi ist ein Junge, der das Herz am richtigen Fleck hat. Er ist einer aus unserer Garde, der über das Nachwuchsleistungszentrum gekommen ist“, schwärmte NLZ-Leiter Wiesinger und fragte: „Warum soll man einen Jungen nicht auf einer Position laufen lassen, wo er seine Fähigkeiten einsetzen kann?“ Weil es vor ihm keiner erkannte.

Zu viel „hypen“ mochte Wiesinger den Jungprofi aber nicht. Denn es folgen noch 90 Rückspiel-Minuten. Und Wiesinger kennt den „Club“, der in seiner wechselvollen Historie schon so häufig als Depp dastand, viel zu gut. Vor 24 Jahren erlebte als Spieler den einzigen Absturz des neunmaligen deutschen Meisters in die Drittklassigkeit mit.

„Ich kann jetzt nicht so naiv sein und glauben, dass ein 2:0 eine Entscheidung herbeigeführt hat. Eine Basis ist da, ein erster Schritt ist getan“, mahnte Wiesinger. Kapitulieren mochte auch der Gegner noch nicht, obwohl der Tank des FCI-Teams nach dem „Megapensum“ (Trainer Tomas Oral) der englischen Drittliga-Wochen leer zu sein scheint. „Wir resignieren nicht! Wir müssen uns nur schütteln!“, verkündete Oral trotzig: „Wir wollen nochmal zurückschlagen!“

© dpa-infocom, dpa:200708-99-711311/4

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