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Labbadia startet Mission bei Hertha: „Viel Arbeit vor uns“

Thomas Wolfer, dpa
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Von Thomas Wolfer, dpa
| 09.04.2020 00:05 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Jetzt also Bruno Labbadia. Hertha BSC wechselt zum dritten Mal in der laufenden Saison den Cheftrainer und hofft, unter dem Ex-Profi endlich wieder zur Ruhe zu kommen. Am Ostermontag beginnt die Bundesliga-Mission unter erschwerten Bedingungen.

Bruno Labbadia hat in der Vergangenheit das schon geschafft, was auch Hertha BSC sich von ihm als neuen Cheftrainer wünscht: Nämlich aus einem Abstiegskandidaten der Fußball-Bundesliga binnen kürzester Zeit ein Team für die Europa League zu formen.

Als Nachfolger des glücklosen Alexander Nouri soll Labbadia die Berliner schnell wieder aufrichten und in eine erfolgreiche Zukunft führen. Der 54-Jährige steht am Ostermontag erstmals auf dem Trainingsplatz - als bereits vierter Cheftrainer der Hertha alleine in dieser Spielzeit.

„Es liegt viel Arbeit vor uns“, sagte Labbadia. Die Berliner sind bereits der zehnte Club, für den der frühere Stürmer in der höchsten deutschen Liga arbeitet, entweder als Spieler oder Coach. Niemand sonst kann so eine Bilanz vorweisen. „Er passt mit seiner Idee von offensivem Fußball, seiner Akribie und seinem Ehrgeiz perfekt zu Hertha BSC und unseren Zielen“, sagte Geschäftsführer Michael Preetz. Labbadia habe schon gezeigt, dass „er Teams entwickeln und im nächsten Schritt in obere Tabellenregionen führen kann“.

So wie in Wolfsburg. Den VfL brachte er bei seiner letzten Station in gut 15 Monaten als Fast-Absteiger ins internationale Geschäft. Aus einem verunsicherten und lethargischen Team formte der Ex-Profi eine spielstarke Einheit. Nur mit dem Sportchef Jörg Schmadtke verstand er sich nicht, sodass er seinen auslaufenden Vertrag mit dem VfL vor einem Jahr nicht verlängerte und ging. Auch als Retter kennt er sich aus, bewahrte 2011 den VfB Stuttgart vor dem Gang in die zweite Liga und vier Jahre später reichte es auch mit dem Hamburger SV dazu.

Nun also Hertha. Der Trainer-Verschleiß beim selbst ernannten „Big City Club“ ist mindestens genauso hoch wie die Ansprüche. Ante Covic durfte sich zu Saisonbeginn versuchen, musste jedoch bereits Ende November 2019 gehen und wurde vom früheren Bundestrainer Jürgen Klinsmann abgelöst. Der Weltmeister von 1990 warf nach nicht einmal drei Monaten hin. Sein Auftritt löste am Ende viel Ärger aus. Nach Klinsmanns abruptem Rücktritt mit vielen Störgeräuschen wegen angeblich fehlender Rückendeckung im Club wurde dessen Assistent Nouri neuer Chef. Seit Donnerstag ist auch damit Schluss.

„Hertha BSC ist ein Verein mit einem klaren, ambitionierten Plan für die Zukunft. Wir haben große Lust, Teil dieses Plans und der Weiterentwicklung von Hertha zu sein“, sagte Labbadia. Eigentlich hätte er erst im Sommer übernehmen sollen, doch das offenbar fehlende Vertrauen in Nouri und die derzeitige Zwangspause bis mindestens zum 30. April durch die Coronavirus-Pandemie bezeichnete Preetz als „eine Art vorgezogene Sommerpause“. Deswegen sei der Entschluss gefallen, „unsere Entscheidung auf der Trainerposition vorzuziehen“.

Eine Vertragsdauer nannte Hertha nicht, laut Medienberichten soll Labbadia aber zunächst bis Sommer 2022 bleiben. Er galt schon als möglicher Covic-Nachfolger. Die Wunschlösung wäre dem Vernehmen nach jedoch Niko Kovac gewesen. Hertha hatte sich mehrfach intensiv um die Dienste des Ex-Trainers des FC Bayern bemüht, von einem Engagement in seiner Geburtsstadt war der 48-Jährige jedoch nicht zu überzeugen.

Labbadia will die Berliner „bestmöglich auf den Tag vorbereiten, an dem wieder Fußball gespielt wird“. Seine Mission beginnt im Keller. Mal wieder. Mit 28 Punkten aus 25 Begegnungen steht der Verein auf Platz 13 und hat lediglich sechs Zähler Vorsprung auf die Abstiegszone. Zu wenig. Mit Investoren-Millionen des Unternehmers Lars Windhorst soll es im Olympiastadion möglichst schnell wieder erfolgreichen Fußball geben. Und das eben auch international.

Die ersten Versuche unter dem lange nicht mehr unumstrittenen Preetz als Macher scheiterten, wie nicht zuletzt auch die hohe Fluktuation an Trainern zeigt. Nun darf sich erneut eine ganz neue Gruppe versuchen. Auch Nouris Assistent Markus Feldhoff und Werner Leuthard müssen gehen, Labbadia bringt neben seinem langjährigen Vertrauten Eddy Sözer auch Olaf Janßen als Co-Trainer mit an die Spree.

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