Aschendorf
Slumschulen geben Kindern eine Chance
Die GA-Weihnachtsaktion unterstützt in diesem Jahr den Verein „Leben ohne Lepra“. Der ermöglicht derzeit rund 660 Kindern in Indien den Schulbesuch. Der bedeutet für viele eine Chance, dem Elend zu entkommen.
Aschendorf - Nein, jeder könne das nicht aushalten: „Es sind auch Helfer gegangen, weil sie das nicht ertragen haben“, erzählt Klara Schleinhege. Astrid und Thea Muckli nicken. Die drei Frauen sind regelmäßig in Indien, kennen die Bilder von Krankheit, Armut, Dreck und Not. Was den Anblick für die Helfer leichter macht: „Wir machen dort ja keinen Urlaub – das könnte ich nicht. Wir sind dort, um etwas zu machen, zu helfen.“
In den Slumschulen werden Grundlagen vermittelt
Zwei größere Dorfschulen hat „Leben ohne Lepra“ von einer französischen Hilfsorganisation übernommen. „Die hatte kein Geld mehr – und die Schulen passten gut in unser Gesamtkonzept“, so Astrid Muckli. Jeweils 120 Kinder werden in den Einrichtungen unterrichtet: Sachkunde, Computerkurse und Englisch stehen neben Lesen, Schreiben und Rechnen auf dem Stundenplan.
Zu den Dorfschulen kommen kleinere Slumschulen und Einrichtungen in den Lepra-Ashrams (Lebensgemeinschaften). Dort lernen die kleineren Kinder erst einmal die Grundlagen – Lesen und Schreiben. Der Verein bezahlt außerdem Kindern aus den Ashrams den weiteren Besuch staatlicher Schulen. „Da übernehmen wir Material und Schulgeld.“
Kinder von Leprakranken enden oft als Bettler oder in der Prostitution
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Denn: Gerade Menschen aus den Leprakolonien haben einen geringen Stellenwert und geringe Zukunftsaussichten. Die Kinder der Leprakranken enden ohne Unterstützung oft als Bettler oder in der Prostitution. Der Schulbesuch verändert diese Aussichten ganz dramatisch.
Rund 70 Prozent der Schüler sind heute Mädchen
Um Bildung in die Dörfer und Leprakolonien bringen zu können, mussten die Helfer zuerst selber lernen: eigene Urteile und Ansprüche loszulassen, Fremdes anzunehmen und zu akzeptieren. So blieben am Anfang in den Ashrams die Reihen in den provisorischen Unterrichtsräumen leer. „Dann haben wir uns umgehört und erfahren, dass die Kinder vormittags betteln gehen müssen. Sie haben dann einfach keine Zeit für einen Schulbesuch“, erzählt Thea Muckli. Seither kommen die Lehrer abends und unterrichten die Kinder.
Was sich ebenfalls geändert hat: der Blick vieler Menschen auf Mädchen. „Am Anfang hatten wir mal einen Lehrer, der wollte keine Mädchen unterrichten. Das gehört der Vergangenheit an. Heute sind rund 70 Prozent der Schüler Mädchen“, so Astrid Muckli. „Auch die Dorfältesten erkennen heute oft, dass Bildung wichtig ist – auch für Mädchen. Sie sehen die Chancen, die sich daraus ergeben.“ Das Potenzial sei da – und die Bereitschaft: „Die Kinder wollen lernen.“ So seien aus den Schulen des Vereins mittlerweile sogar schon Uni-Absolventen hervorgegangen.