Rhauderfehn

Weihnachten fällt für Fehntjer Familie aus

Marion Janßen
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Von Marion Janßen
| 05.12.2018 07:49 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Für eine Fehntjer Familie fällt in diesem Jahr das Weihnachtsfest aus. Die Kinder verzichten auf Geschenke, Baum und Festessen, weil ihr Hund zum Tierarzt muss. Das Geld reicht trotzdem nicht.

Rhauderfehn - Es wird ein trauriges Weihnachten – ohne Baum, ohne Geschenke, ohne Festessen. Doch in diesem Jahr gibt es etwas, dass der Familie wichtiger ist: Der Hund der Kinder wurde verletzt, musste beim Tierarzt behandelt werden. Eine Ausgabe, die eigentlich utopisch ist für die alleinerziehende Mutter, die wegen einer schweren gesundheitlichen Beeinträchtigung frühverrentet ist. „Aber die Kinder sind zu mir gekommen und haben gesagt, dass sie auf alles, alles verzichten wollen, wenn bloß ihr Hund gesund gemacht wird.“ So ist die Fehntjerin mit dem Vierbeiner zum Tierarzt gefahren – nicht zum Einschläfern, was die einzige Alternative gewesen wäre –, sondern zum Behandeln.

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Rhauderfehner Tafel hat täglich viel Arbeit
27.11.2018

Bezahlt ist die Rechnung noch lange nicht: „Der Arzt war sehr nett. Ich kann die Rechnung abstottern“, ist die Fehntjerin sichtlich erleichtert – obgleich sie weiß, dass das noch hart werden wird. Denn Geld für solche Ausgaben ist schlicht nicht da. Kürzlich fehlten sogar die 4,50 Euro, die die Tafel Rhauderfehn für die Lebensmittelkiste für die Frau, ihren neunjährigen Sohn und die Tochter im Teenageralter nimmt. 1,50 Euro pro Person. Dafür gibt es Brot, Gemüse, Obst, Konserven, mit denen die Familie ein paar Tage über die Runden kommt. Für die Tafeln in der Region sind die Spenden aus der Aktion „GA-Leser helfen“ in diesem Jahr bestimmt.

Die Tafel kennt die Notlage - und hilft aus

Bedrückend sei es, sagt die Fehntjerin, wenn man noch nicht einmal die paar Euro für die Lebensmittelspende aufbringen könne.  Leer geht sie nicht aus: Die Tafel kennt ihre Notlage und „schreibt an“, was nicht gleich bezahlt werden kann. Bei der Tafel findet die Alleinerziehende ein offenes Ohr. An vielen anderen Adressen fühle sie sich, als laufe sie vor die Wand: bürokratische Hürden, wenig Beratung.

Das Spendenkonto

Wer für die Aktion „GA-Leser helfen“ spenden möchte, hat hier die Möglichkeit:

Spendenkonto: 458 007 00

Volksbank eG Westrhauderfehn

IBAN DE10 2859 1654 0045 8007 00

BIC GENODEF1WRH

Stichwort: GA-Leser helfen 2018

Ein paar Euro liegen die Rente und die – unregelmäßigen – Unterhaltszahlungen über dem Satz. Das Teilhabe- und Bildungspaket für die Kinder gibt es deshalb nicht. Die Klassenfahrt fand deshalb ohne ihre Tochter statt. Viele Ausgaben für die Schule treiben die Mutter an den Rand der Verzweiflung. Umso glücklicher ist sie, dass sie mit Hilfe der Tafel zumindest die Teller gut füllen kann. „Ich meine, wir würden sonst sicher nicht verhungern –  aber gesundes Kochen mit frischem Gemüse, das wäre nicht möglich. Seit zwei Jahren sind solche Sachen für mich im Laden nicht bezahlbar.“

Ein bisschen traurig ist der Neunjährige schon

Zur Tafel gehen zu müssen, sei sicher nicht toll, aber für sie der einzige Weg. Und: „Die Helfer hier sind sehr nett, sie behandeln dich nicht wie einen Menschen zweiter Klasse.“

Ihr Sohn hilft seiner Mama, die wegen ihrer Krankheit nicht gut heben und Dinge manchmal nicht lange festhalten kann, beim Abholen der Lebensmittel. Auch beim Gespräch mit dem GA ist er dabei. Ein bisschen traurig, erzählt er, sei er schon, dass Weihnachten nun ausfalle, weil der Hund zum Arzt muss, aber: „Das macht man doch so, wenn man seinen Hund gerne hat“, sagt er: „Dann gehen wir Weihnachten einfach aufs Sofa und gucken Filme.“ Und dass die Mutter fast immer und zu allem „Nein“ sagen muss, sei schon etwas blöd, aber – er überlegt kurz und fügt dann an: „Kinder mit reichen Eltern haben auch nicht immer das beste Leben.“

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